Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
ihren Schwestern abwechselnd das Kochen beigebracht hatte. Jahrelang hatte einmal pro Woche eine von ihnen zum Kochunterricht antreten müssen, und es war jedes Mal eine Qual gewesen.
»Können wir ein Smiley aus Hackfleisch machen, so wie Daddy es immer macht?« Savannahs Hände waren glitschig vom Hantieren mit dem rohen Fleisch, ebenso wie ihre. Caroline widerstand dem Impuls, ihrer Tochter die Hände zu waschen, das ganze Zeug in den Müll zu werfen und einen einfachen Salat zu machen – das Einzige, worauf sie im Moment Appetit hatte: Salatblätter, vielleicht ein paar Trauben obenauf, ein paar gehackte Pekannüsse und Apfelschnitze dazu.
Caroline legte das letzte Hackbällchen ab, das zu rollen sie gerade noch ertrug, und trat an die Spüle. Sie drückte sich einen Klecks nach Zitrone duftender Flüssigseife auf die Finger und hielt sie unter das viel zu heiße Wasser. »Komm her, Savannah, wasch dir die Hände.«
»Noch nicht, Mommy. Ich will eine Schlange aus Hackfleisch machen.«
»Nein, wir müssen das Fleisch jetzt in den Ofen schieben. Daddy kommt gleich nach Hause. Wir müssen die Fleischbällchen backen, bevor wir sie in die Spaghettisoße tun.«
»Nein, ich will Schlangen in der Soße haben.« Savannah zog einen Schmollmund. »Die Spaghetti sind die Würmer, die langen Fleischklöße sind die Schlangen, und die kleinen runden sind die Maden.«
»Liebes, warum willst du denn Maden im Essen haben?«
Savannah machte ein langes Gesicht. »Du hast doch gesagt, wir machen ein verrücktes Abendessen.«
»Ich habe gesagt, verrückt, nicht ekelhaft. Maden sind eklig.«
»Aber sie sind lustig. Sie kommen in einem Buch vor.«
»Nein, sie sind nicht lustig, sie sind eklig«, sagte Caroline. »Und ich will keine in meinem Essen haben. Leg das Fleisch weg und komm her, damit ich dir die Hände waschen kann.«
»Nein, ich will Maden machen. Du hast es versprochen.«
Caroline atmete hörbar aus. »Herrgott noch mal, Savannah. Ich habe dir nicht versprochen, dass du Maden machen darfst.«
»Du hast mir versprochen, dass wir ein verrücktes Abendessen machen.«
»Komm her. Sofort .«
»Nein.«
»Ich hab gesagt, sofort!«
Savannah nahm den fettigen Teller mit den Fleischbällchen und hielt ihn vor ihre Brust, als fürchtete sie, Caroline wollte ihn ihr entreißen.
»Du machst dich ganz schmutzig, Savannah, stell den Teller ab.«
»Nein.« Savannah hielt den Teller noch fester und machte einen kleinen Schritt rückwärts auf dem Stuhl, auf dem sie stand, sodass er umfiel. Savannah fiel mit dem Stuhl um, den Teller mit beiden Händen umklammernd, und die Fleischbällchen rollten über den Holzboden. »Ich will ein verrücktes Abendessen«, schluchzte sie.
»Was ist denn hier los?« Peter kam in die Küche, stellte seine Aktentasche ab und eilte Savannah zu Hilfe. »Was ist denn passiert, mein Schatz?«
»Mommy sagt, ich darf keine Maden machen …«
Peter konnte sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen. Caroline hätte ihm den Hals umdrehen können.
»Komm her, meine Kleine.« Er nahm Savannah in die Arme, ohne an seinen Anzug, das weiße Hemd und die seidene Krawatte zu denken, und küsste ihr die tränenverschmierten Wangen. »Jetzt stecken wir dich erst mal in die Badewanne, und dann bestellen wir Pizza, was hältst du davon?«
Peter kam zufrieden lächelnd ins Arbeitszimmer. »Sie schläft. Ich musste ihr drei Bücher vorlesen, aber dann sind ihr die Augen zugefallen.«
»Ich bin eine schlechte Mutter«, sagte Caroline.
»Wovon redest du?« Peter setzte sich neben sie aufs Sofa und nahm ihr die Fachzeitschrift aus den Händen. »Jede Mutter gerät hin und wieder mit ihren Kindern aneinander. Es ist ein Wunder, dass damals bei uns zu Hause das Jugendamt nicht an der Tür geklingelt hat. Du hättest meinen armen Vater erleben sollen, wenn er versucht hat dazwischenzugehen, wenn meine Mutter mal wieder ihre Krise bekam.«
»Nein. Das ist etwas anderes. Es geht nicht darum, dass ich mal die Nerven verliere. Ich bin einfach eine schlechte Mutter«, sagte Caroline mit Nachdruck. »Grundsätzlich, nicht nur heute Abend.«
Peter legte ihr die Hände auf die Schultern. »Red keinen Unsinn. Du bist eine gute Mutter.«
»Hör zu. So bin ich nun mal. Vor dir sitzt die Frau, die du gebeten hast, zu Hause zu bleiben und sich rund um die Uhr um dein Kind zu kümmern.« Sie löste sich aus seiner Umarmung. »Sieh mich an. Ich kann es nicht ausstehen, mich schmutzig zu machen. Es langweilt mich dermaßen,
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