Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
Söhne sind meine Kinder. Ich kenne dieses Mädchen nicht. Aber es soll meine Tochter sein?« Er hob abwehrend eine Hand. »Geh mir nicht gleich an die Gurgel. Es ist einfach so.«
»Nein. Es ist nicht einfach so. Gefühle entscheiden nicht darüber, ob es dein Kind ist oder nicht. Es ist dein Kind. Dein Problem ist, dass sich immer alles um dich drehen muss.«
Er rieb sich die Stirn. »Und was jetzt?«
»Ich will wissen, wieso Juliette sich mit Caroline in Verbindung gesetzt hat.« Sie trat an die Anrichte und sortierte die Post, um ihn nicht zu schütteln, ihn anzufassen. »Bitte! Sag mir die Wahrheit, Nathan!«
Nathan fuhr mit den Fingern über den grünen Flaschenhals. »Sie hat mir gesagt, dass sie Informationen über diese Leute gesammelt hat. Über Caroline und ihren Mann. Ich weiß nicht, warum sie sich mit ihr getroffen hat oder worüber sie mit ihr geredet hat, ehrlich nicht. Ich kann nur raten.«
»Dann rate. Ich will es wissen.«
»Wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass sie mich rausgeschmissen hat. Das habe ich dir noch gar nicht erzählt. Tut mir leid.« Er zeigte auf den Stuhl neben sich. »Setz dich doch. Lass uns miteinander reden wie zwei Leute, die eine gemeinsame Tochter haben, egal wie schlecht wir mit ihr oder miteinander umgegangen sind.«
Tia ging zurück zum Tisch. Sie hatte plötzlich Pudding in den Knien. »Du bist zu Hause ausgezogen?«
Tias Welt bestand wieder einmal nur noch aus Nathan. Er nickte zur Bestätigung, eine viel zu schwache Geste für eine derart bedeutsame Mitteilung. Er schwieg eine Weile. »Ich habe keine Ahnung, was sie mit ihr beredet hat. Mit Caroline.«
»Wieso hängt sie sich überhaupt da rein?«, fragte Tia. »Sei ehrlich.«
»Juliette findet, das Kind gehört zu unserer Familie«, sagte Nathan. »Die Fotos haben sie völlig fertiggemacht.«
»›Unsere Familie‹? Meint sie damit sich und dich?«
»Und unsere Söhne.«
Tia brachte die Worte kaum heraus. »Deine Söhne.« Ihre Stimmbänder wollten ihr nicht gehorchen. »Sie findet, Honor gehört zu deinen Söhnen?«, fragte sie kaum hörbar.
»Und zu meinen Eltern.«
Es machte Tia sprachlos, dass Nathans Frau Honor aufnehmen wollte, sie in ihre Familie integrieren und sie so lange verbiegen wollte, bis sie in das Soros-Omelette passte und von Tias Anteilen an ihr nichts mehr übrig blieb.
»Es war ein Schock für sie, als sie deinen Brief geöffnet und die Fotos von Savannah gesehen hat. Kannst du das nicht verstehen?«
Tia umschlang sich mit den Armen. Diesen Anwalt anzurufen, war das Klügste, was sie hatte tun können. Nathan nichts davon zu erzählen, wäre das Zweitklügste. Gott, es kotzte sie an, wie sehr sie sich immer noch von ihm angezogen fühlte.
Nathan legte ihr eine Hand aufs Knie. »Es ist in Ordnung. Wirklich. Es wird alles gut werden.«
Sie schaukelte auf dem harten Küchenstuhl vor und zurück. Nichts passte zusammen in ihrer Wohnung. Alles wirkte provisorisch, so wie ihr ganzes Leben. Wackelige Stühle unterschiedlicher Machart standen um einen nackten Eichentisch, die Tischplatte voller Kratzer, die noch von ihren Vormietern stammten.
Sie beugte sich so weit vor, dass Nathans Hand zwischen ihrem Brustkorb und ihrem Oberschenkel eingeklemmt war, und ließ ihre Tränen auf seine Haut tropfen. Sie spürte die drahtigen Haare auf seinem Handrücken, die Knochen seines Handgelenks. Sie roch und spürte seine vertraute Haut.
Er zog sie vom Stuhl hoch und führte sie zum Sofa. Sein fester Griff in ihrem Rücken fühlte sich an wie gestern. Es fühlte sich an wie ein Nachhausekommen. Sie schlang ihm einen Arm um die Hüften und spürte das harte Leder seines Gürtels, den rauen Jeansstoff. Sein Bauch war ein bisschen weicher, aber es war immer noch Nathans Bauch.
Plötzlich begehrte sie ihn so sehr, dass ihr die Luft wegblieb. Nach all den Jahren des Hoffens und Sehnens raubte es ihr fast die Sinne. Ihr Herz raste, und das Blut pulsierte in ihren Adern. Sie liebte und begehrte diesen Mann wie keinen anderen.
Sie begann, an seinem Gürtel zu zerren.
Er legte eine Hand auf ihre, drückte kurz zu und nahm sie wieder weg. Dann zog er sie sanft auf die Füße. Mit zitternden Knien ging sie zurück in die Küche und setzte sich wieder auf ihren Stuhl.
»Das können wir nicht tun«, sagte er.
Ihr war ganz kalt, und sie fühlte sich so gedemütigt, dass sie kein Wort herausbrachte. Es kostete sie alle Kraft, nicht in Tränen auszubrechen. Das Entsetzen darüber, dass er sie von sich
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