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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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M&M’s und schüttete ihr eine Ladung der bunten Kugeln in die Hand. Sie hatten die Tüte unterwegs in einer Raststätte gekauft und in den mit Kartoffelchips, Sprühkäse und drei Sorten Cola und Limo vollgestopften Proviantkorb gelegt. Nichts in dem Korb war bio, nahrhaft oder hausgemacht, so als hätte sie das ganze Zeug für eine andere Familie eingepackt.
    Juliette schob sich die M&M’s alle auf einmal in den Mund. Sie zerbiss die süßen Hüllen, und der Geschmack von Nüssen und Schokolade verschaffte ihr einen Moment der Erleichterung.
    Sie bog in die Einfahrt neben dem perfekt gepflegten Haus im Queen-Anne-Stil, in dem ihre Eltern wohnten.
    Juliette hatte noch immer das Gefühl, mit dem Haus um die Zuneigung ihrer Eltern wetteifern zu müssen. Jedes Mal, wenn die schneeweißen Balustraden an den Balkonen frisch gestrichen wurden, hätte sie am liebsten ihre Initialen in den glänzenden Lack gekratzt. Ihre Eltern hatten immer alles gutgeheißen, was Juliette tat. Ihr Vertrauen in sie war grenzenlos. Nur in wenigen Ausnahmefällen hatten sie sich in Entscheidungsprozesse eingemischt. Ihr Vater hatte sich vergewissert, dass sich ihr erstes Fahrrad und später ihr erstes Auto in einwandfreiem Zustand befanden, und ihre Mutter hatte stets ihre äußere Erscheinung überwacht – und nie einen Zweifel daran aufkommen lassen, dass sie ihre Tochter als Erweiterung ihrer eigenen Schönheit betrachtete.
    Diese Vertrauensseligkeit war ihr irgendwann suspekt geworden. Ein bisschen Aufsässigkeit, zumindest so viel, um ihre Eltern dazu zu bringen, sich auch einmal Sorgen um sie zu machen, hätte vielleicht geholfen. Aber anscheinend war Juliette dazu geboren, die Rolle der Geradlinigen in der Familie zu übernehmen. Ihre Eltern sprachen gern dem Alkohol zu; sie hatten reichlich mit Marihuana experimentiert, als Juliette siebzehn war und es eigentlich an ihr gewesen wäre, zu kiffen. Sie hatte gesehen, wie ihre Eltern kichernd im Schlafzimmer verschwanden, und sie hatte sich mies gefühlt.
    »Lucas, würdest du bitte den großen Koffer reintragen«, sagte sie.
    Lucas hatte Mühe, ihren vollgestopften Koffer aus dem Kofferraum zu hieven. »Verdammt, Mom, was zum Teufel hast du da alles drin?«, fragte er.
    Juliette wollte ihn schon zurechtweisen wegen seiner Ausdrucksweise, verkniff sich jedoch eine Bemerkung. Wenn sie schon von ihm verlangte, dass er Nathans Aufgaben übernahm – schwere Sachen tragen, vor einer längeren Autofahrt den Reifendruck überprüfen –, sollte sie auch akzeptieren, dass er ausfallend wurde wie Nathan.
    Als Elternteil zu versagen, ging schneller, als sie gedacht hatte.
    »Max, du kannst eure beiden Rucksäcke tragen.« Juliette kniete auf der Rückbank und sammelte die spärlichen Reste ihres Proviants ein. Dann schlug sie die Autotüren zu und stopfte die zerknitterten Chips- und Süßigkeitentüten ganz tief in die Mülltonne vor dem Haus.
    Als ihre Eltern sich einverstanden erklärt hatten, mit ihnen zum Jahrmarkt zu fahren, war Juliette klar geworden, dass sie wegen Nathans Abwesenheit tatsächlich in Sorge waren. Als sie noch klein war, waren ihre Eltern hin und wieder mit ihr zum Antiquitätenmarkt gefahren, aber nie zum Jahrmarkt. »Warum soll ich mir Kühe ansehen?«, hatte ihre Mutter gesagt. Und ihr Vater hatte sein Gewissen mit den Worten beruhigt: »Ihr fahrt doch sowieso mit der Klasse hin, oder?«
    Jetzt zupfte Max seinen Großvater am Ärmel. »Grandpa. Kaufst du uns Spritzkuchen?«
    »Warum wollt ihr denn dieses süße, fettige Zeug essen? Wir gehen hinterher alle zu Gigi.« Juliettes Mutter drehte sich zu ihr um und konnte es mal wieder nicht lassen, sie von oben bis unten zu mustern. »Die Küche dort ist großartig, aber die Atmosphäre ist locker. Kein Grund, sich feinzumachen.«
    Juliettes Mutter kleidete sich immer noch in dem Stil wie vor Jahren, als Juliette auf der Highschool war. Vielleicht waren es sogar immer noch dieselben Kleider. Ihre Größe hatte sich seitdem jedenfalls nicht geändert. Sie trug stets figurbetonte Sachen, die an Audrey Hepburn erinnerten.
    »Die Jungs werden schon nicht daran sterben, wenn sie mal ein paar Spritzkuchen essen«, sagte Juliettes Vater.
    »Aber du solltest lieber die Finger davon lassen«, erwiderte Juliettes Mutter mit einem bedeutungsvollen Blick auf seinen Bauch. Dann küsste sie ihn auf den Mund. »Ich möchte dich doch noch eine Weile um mich haben.« Als sie ihm mit einem neckischen Grinsen einen Klaps auf den Hintern gab,

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