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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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’ne Lesbe ist, sie ist schwer in Ordnung. Hübscher als alle Frauen, die ich kenne, die anwesenden natürlich ausgenommen.«
    Es entspann sich das übliche Geplauder.
    Witze wurden erzählt, alte Geschichten zum Besten gegeben.
    Moira und Deirdre unterhielten die Runde mit ihren treffenden Nachahmungen derjenigen, die nicht anwesend waren.
    Wie viele Drinks hatte sie schon intus? Sechs? Sieben? Da die Drinks in Southie in der Regel doppelt so stark waren wie Downtown oder in Jamaica Plain, war sie doppelt so betrunken, wie es die Anzahl an Gläsern, die sie bereits geleert hatte, hätte vermuten lassen.
    Zum zweiten Mal verkündete Ritchie, dass die Bar gleich schließen würde.
    »Ich fahr dich nach Hause, Tia«, sagte Bobby.
    »Pass bloß auf, dass sie dir nicht das Auto vollkotzt«, bemerkte Kevin.
    »Klappe, Sullivan.« Bobby nahm Tias Jacke von ihrer Stuhllehne und legte ihr beschützend eine Hand auf den Rücken.
    Auf der Fahrt redete keiner von ihnen. Tia fürchtete, sie würde sich übergeben müssen, sobald sie den Mund aufmachte. Bobby schaltete den CD-Player ein, und Eminem ertönte aus den Lautsprechern.
    Beim Sex hatten Tia und Nathan immer CDs gehört, die Nathan ihr geschenkt hatte – romantische Klänge von Sam Cooke, aber auch härtere Beats, etwa von den Pussycat Dolls. Er konnte sanft und aufregend sein, nicht nur im Bett. Er konnte sie wie ein Besessener zum Höhepunkt treiben, um sie eine Stunde später zu fragen, ob sie in ihrem Job intellektuell ausgelastet war.
    Nathan hatte ihr mit Musik, Büchern und Filmen eine ganz neue Welt nahegebracht. Er machte sie mit der aktuellen Fachliteratur auf dem Gebiet der Gerontologie bekannt, mit Sängern wie der Deutsch-Nigerianerin Ayo, ermunterte sie, sich Dokumentarfilme anzusehen wie Waste Land , die seiner Meinung nach ihren Horizont erweitern würden.
    Er sagte ihr, sie sei schön und klug – und schlicht wunderbar. »Bei dir stimmt einfach alles«, sagte er oft. Tatsächlich konnte sie aber nie die Angst unterdrücken, dass Nathan sie im Grunde für naiv hielt.
    Während ihrer Schwangerschaft hatte sie immer wieder »Down on My Knees« von Ayo gehört, bis es ihr das Herz brach und sie schließlich sämtliche musikalischen, literarischen und sonstigen Spuren von Nathan aus ihrem Leben getilgt hatte.
    Sie hielten vor dem Haus, in dem sie wohnte. Bobby schaltete den Motor aus. »Ich bring dich nach oben«, sagte er.
    »Lass nur.« Sie bemühte sich, nicht zu lallen. »Sieh zu, dass du gut nach Haus kommst. Freitags ist die Hölle los auf den Straßen.«
    »Du bist betrunken. Ich will mich nur vergewissern, dass du deine Wohnung findest.«
    »Ich komm schon klar«, versicherte sie ihm.
    »Ja, ja. Trotzdem.« Bobbys flachsblondes Haar und seine blauen Augen schimmerten in der Dunkelheit.
    Tia versuchte, die Beifahrertür zu öffnen. Bobby beugte sich über sie und half ihr. Bobby war der Einzige unter ihren Freunden, der gut verdiente. Er hatte vor allen anderen erkannt, wie wertvoll ein Grundstück in Southie sein konnte, vor allem die Häuser an der Uferpromenade. Er wusste, wann er verkaufen und wann er kaufen musste.
    Bobbys Hand auf ihrer Schulter fühlte sich gut an. Warm und beruhigend wie eine weiche Decke. Sie lehnte sich gegen ihn. Nur eine Minute. Bobbys Bauch war ein gutes Polster. Die Musik lief weiter. Bobby ging es langsam an. Er legte einen Arm um sie und klopfte sanft den Rhythmus der Musik auf ihre Schulter. Er nahm ihre Hand.
    »Du wirst von Jahr zu Jahr hübscher, Tia.« Bobby drückte ihre Hand an seine Lippen. »Ehrlich. Seit ich dich kenne, interessiert mich keine andere mehr.«
    »Wo hast du denn gelernt, Süßholz zu raspeln?« Sie ließ es zu, dass er ihren Hals streichelte. »Du alter Schwerenöter.«
    »Nichts für ungut, College-Girl.« Er hob ihr Kinn an und küsste sie auf beide Wangen. Ein heimlicher Romantiker. »Du weißt doch, dass mir das gefällt, oder? Dass du auf dem College warst. Wie soll man es sonst im Leben zu was bringen? Ich bewundere dich, Tia.«
    Du machst mich vollkommen verrückt, Tia. Du machst mich total scharf, Tia , hatte Nathan immer wieder zu ihr gesagt.
    Bobbys Hand wanderte weiter nach unten. Er spielte mit dem Saum ihres Red-Sox-T-Shirts. Sie löste sich von ihm, und einen Moment lang war sie, wenn auch nicht nüchtern, so doch weniger betrunken. Seine Hand näherte sich ihrem Bauch an einer Stelle, an der Schwangerschaftsstreifen ihre Haut verunstaltet hatten. Wenn er sie berührte, würde

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