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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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er ihr Geheimnis erfahren.
    Seit dem Tag, an dem sich die pinkfarbene Linie auf dem Teststäbchen gebildet hatte, hatte sie mit keinem Mann mehr geschlafen.

6. Kapitel – Juliette
    Als Juliette die Augen öffnete, hielt Nathan ihr ihre Lieblingshenkeltasse hin: handfest, groß und mit rauer Oberfläche. Sie richtete sich mühsam auf, begierig auf ihren ersten Schluck Kaffee, der übliche pawlowsche Reflex auf den köstlichen Duft. »Du würdest mich nie verlassen«, hatte Nathan oft gescherzt, »denn ohne den Frühstückskaffee am Bett könntest du gar nicht leben.«
    Mit dieser Art von Neckerei war es vorbei. Viel mehr als Vertrauen war verloren gegangen, seit Nathan sie betrogen hatte; ein ungezwungenes Miteinander gab es nicht mehr. Sich gegenseitig mit potenziellen Affären aufzuziehen, war vor sechs Jahren ein für alle Mal von der Liste ehelicher Witzeleien gestrichen worden, als sie sich ihren Frühstückskaffee sogar liebend gern selbst gemacht hätte – wenn sie ihn dafür nur nie wieder hätte sehen müssen. Andererseits gab es im Leben immer wieder ein »Aber«.
    Ein schriller Aufschrei von Max drang durch die Schlafzimmertür, gefolgt von noch lauterem Gebrüll von Lucas.
    »Worüber streiten die beiden sich denn schon wieder?«, fragte Juliette.
    »Um ein T-Shirt, von dem Max schwört, du hättest es ihm gegeben, und Lucas behauptet, es sei seins.«
    »Wie sieht es aus?«
    »Blau?« Nathan setzte sich auf die Bettkante. »Oder vielleicht grün?« Er streichelte ihren Arm.
    Nathan war jetzt zweiundvierzig, Juliette ein Jahr jünger. Sorgenfalten, die bei Juliette Vorboten des Alters waren, verliehen seinen edlen Gesichtszügen nur noch eine zusätzliche attraktive Note.
    »Sind sie schon angezogen?« Juliette schob Nathans Hand weg, obwohl sie kurz überlegte, ob sie der Versuchung nachgeben sollte. Die Tür abzuschließen und sich zu lieben, selbst wenn es stummer, heimlicher Sex war, wäre eine Gelegenheit, sich noch ein bisschen zu entspannen, ehe sie den Mittwoch in Angriff nahm, den anstrengendsten Tag der Woche. Mittwochs wurden ihre Waren geliefert. Mittwochs riefen Kundinnen an, die plötzlich feststellten, dass sie am Wochenende irgendeinen Termin hatten, an dem sie perfekt aussehen mussten, und dass nur juliette&gwynne dieses Wunder bewirken konnten. Mittwochs hatten Lucas und Max beide Fußballtraining, und Juliette musste zusehen, wie sie mitten in all dem Stress die Zeit fand, sie zum Sportplatz zu fahren.
    Der Mittwoch war ihr ein Gräuel.
    Die Jungs stritten sich immer lauter.
    »Ich seh mal nach ihnen«, sagte Juliette.
    Nathan hob die Hände. »Bleib. Ich kümmere mich darum.« Er beugte sich über sie und gab ihr einen Kuss. »Ein andermal?«
    Sie drückte seine Speckröllchen. »Ein andermal.«
    Als sie sich schließlich die Zähne geputzt und ihren Morgenmantel übergezogen hatte, war statt des Geschreis nur noch das Klackern der Computertastatur zu hören. Beide Jungs, vor allem der vierzehnjährige Lucas, fanden es unmöglich, dass ihre Eltern ihnen keinen eigenen Computer in ihrem Zimmer erlaubten. Für Juliette war es eine Frage der Sicherheit. Sie hatte schon zu oft von Kindermördern gelesen, die ihre Opfer übers Internet kennengelernt hatten. Sie konnte sich gut vorstellen, wie ihr gutgläubiger Max heimlich zum Spielplatz lief, nur um festzustellen, dass dort kein Junge auf ihn wartete, mit dem er online Civilization spielte, sondern ein fünfunddreißigjähriger Kinderschänder.
    Juliette blieb einen Moment lang in der Tür zum Arbeitszimmer im ersten Stock stehen, betrachtete ihre Kinder – Lucas blond wie sie, Max dunkel wie Nathan – und wünschte, sie könnte sie gewähren lassen. Sie durchquerte das Zimmer und schob mit dem Fuß allen möglichen Krempel beiseite. In der Welt ihrer Söhne konnten Computer, Fußbälle und schmutzige Wäsche problemlos koexistieren. Sie war unendlich dankbar für ihr großes Haus, in dem sich das Chaos so gut verteilte, dass es nicht allzu sehr auffiel.
    »Guten Morgen, ihr zwei.« Juliette drückte Lucas einen Kuss auf den Kopf. Sein Haar, immer noch feucht vom Duschen, duftete angenehm nach Gras. Lucas duckte sich unter ihr weg.
    »Morgen«, murmelte er, ohne aufzublicken.
    Juliette umarmte ihren Jüngsten, der weniger angenehm duftete. »Marsch, unter die Dusche! Es wird spät!«
    »Machst du uns was Besonderes zum Frühstück?« Seine Stimme sprühte vor Begeisterung, wie fast immer.
    »Könntet ihr wohl vor dem Frühstück das

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