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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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ihr in Jamaica Plain nie möglich sein würde.
    Fianna’s Bar wurde von auf Hochglanz poliertem Holz und Messing dominiert, kein Vergleich zu den Altherrenkneipen, die Tias Vater frequentiert hatte. Die vielen Spiegel an den Wänden ließen alles glänzender und fröhlicher erscheinen. Die Tische in den Nischen waren für Essensgäste reserviert; die Sitzordnung an den anderen Tischen war streng hierarchisch. Ganz hinten, weit weg vom Tresen, saßen die Neulinge. Die meisten von ihnen wohnten in der mit Parkettböden ausgestatteten Eigentumswohnanlage und joggten in College-T-Shirts auf der Sugar Bowl – der ringförmigen Uferpromenade auf Castle Island, dem Stolz von South Boston. In der Mitte des Raums saßen Frauen mittleren Alters – elegante Damen aus dem Stadtteil Point, der besten Gegend in Southie –, die sich lieber hier trafen als in den Kneipen voller Typen, die genauso waren wie ihre Ehemänner.
    Der vordere Teil war Tias Freunden vorbehalten, die längst zum Inventar gehörten.
    Früher hatte Tia davon geträumt, wie sie Nathan hier stolz ihren Freunden vorstellen würde – nachdem sie geheiratet hatten oder nachdem er sich zumindest von seiner Frau getrennt hatte. Nathan hätte gut in diese Runde gepasst, hatte sie gedacht. Er wäre für alle nur ein Typ aus Brooklyn gewesen und kein Professor. Die Frauen hätten ihn wegen seines muskulösen Körpers bewundert, der durchtrainiert war, ohne massig zu sein.
    Tia und Nathan waren nie zusammen in Fianna’s Bar gewesen. In dem Jahr, die ihre Affäre gedauert hatte, war sie überhaupt kaum hier gewesen. Seit Honors Geburt kam sie nur allzu häufig her.
    »Hallo, Ritchie«, grüßte Tia den Barmann. Ritchie und Tia waren zusammen zur Schule gegangen. Sie hatten zu den wenigen gehört, die von der katholischen auf die staatliche Schule gewechselt waren. Ritchies Mutter konnte sich nach dem Tod seines Vaters die Schule nicht mehr leisten; Tias Mutter wollte das Geld lieber für die College-Gebühren sparen.
    »Gut siehst du aus.« Ritchie zwinkerte ihr zu. Er gab Kahlúa, Milch und Eis in einen Shaker und schüttelte ihn, bis die Mischung ordentlich schaumig war. Tia wusste, dass er ihren Drink wie immer extra stark machen würde.
    Sie ging zu dem Tisch, an dem alle nicht nur ihren, sondern auch den Namen ihrer Mutter kannten, wussten, dass ihr Vater ein Säufer war, der die Familie im Stich gelassen hatte, und dass Kevin sie entjungfert hatte.
    Niemand wusste von Honor.
    »Hi.« Kevin hob das Kinn zum Gruß.
    Bobby Kerrigan bot ihr den Platz neben sich an. Bobby hatte sich in Tia verknallt, als sie beide vierzehn waren, und weder seine Ehe noch seine Scheidung noch die Beziehungen danach hatten seiner Vernarrtheit einen Abbruch getan.
    Moira Murphy und Deirdre Barsamian, irische Zwillinge – ehemals bekannt als die Sweeney-Schwestern –, waren gleich gekleidet; weite Sweatshirts kaschierten ihren Hausfrauen- und Mutterspeck. Michael Dwyer, der große Zampano der Truppe, hatte seine Anzugjacke über die Stuhllehne gehängt, um alle daran zu erinnern, was er für einen wichtigen Job bei der Stadtverwaltung hatte.
    »Wie sieht’s aus, Tia?«, fragte Michael. »Wieder ein paar alte Damen glücklich gemacht?«
    »Du wärst doch froh, wenn deine Arbeit nur halb so wichtig wäre wie Tias«, bemerkte Bobby.
    »Ach ja? Die Stadtverwaltung ist also weniger wichtig als eine Beratungsstelle für alte Damen?«, fragte Michael. »Nichts für ungut, Tia.«
    »Alter Wichtigtuer«, brummte Bobby.
    »Kein Problem, Michael«, sagte Tia. Der cremige, süße Drink gab ihr ein wohliges Gefühl. »Komm doch einfach mal vorbei. In der Beratungsstelle, meine ich. Vielleicht hast du ja eine Idee, wie ich an irgendwelche Mittel herankomme, ohne zu betteln. Diese ewigen Bettelbriefe machen mich noch ganz fertig.«
    Tia lächelte ihn an. Die Beratungsstelle könnte wirklich ein paar Zuschüsse dringend gebrauchen.
    »Ich werd sehen, was sich machen lässt.« Michael zwinkerte ihr zu.
    »Sag mal, wie geht’s eigentlich Robin? Kommt sie irgendwann noch mal zurück?« Kevin errötete und versuchte, einen Scherz anzuhängen, um zu verbergen, dass er immer noch in Robin verliebt war. »Vielleicht kommt sie ja wieder und überrascht dich mit einem Ring«, zog er Tia auf. »Dann könnt ihr zwei endlich heiraten.«
    »Du hast sie wohl nicht mehr alle!«, gab Tia zurück.
    Er wurde plötzlich ernst und legte Tia eine Hand auf den Arm. »Hey, war nur ein Scherz. Es ist mir egal, dass Robin

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