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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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paar vergiftete auftischen.
    Traf er sich etwa immer noch mit Tia? Dem Brief nach zu urteilen, schien das nicht der Fall zu sein. Aber konnte man es wissen? Welche Frau konnte schon behaupten, ihren Mann wirklich zu kennen? Es gab Zeiten, da hatte sie geglaubt, sie sei so eine Frau, aber das war lange her.
    Nathan brauchte die Bewunderung seiner Studenten, das wusste Juliette. Sie behandelten ihren Mann fast wie einen Popstar, hingen ihm bei seinen Vorlesungen an den Lippen. Und er genoss das Bad in der Menge.
    Kurz bevor das Rührei fertig war, kam Lucas in die Küche. Juliette streute etwas geriebenen Cheddar darüber.
    »Auf dem Tisch steht Saft«, sagte sie überflüssigerweise, als Lucas sein Glas nahm. Er stibitzte ein paar Himbeeren aus einer Schale.
    »Setz dich hin zum Essen«, forderte Juliette ihn auf. Ihre Mutterrolle erschöpfte sich in letzter Zeit mehr oder weniger im Wiederholen von Anordnungen und Verteilen von Aufgaben. Sie erinnerte sich daran, wie Max, als er noch klein war, sich mit der ganzen Hand an ihren Finger geklammert hatte, wie er später dann ihre Hand richtig anfasste. Inzwischen lehnte er fast jede Berührung ab.
    »Warum legen Mütter so großen Wert auf solche Dinge?« Nathan kam mit drei Zeitungen in die Küche. Er war ja so wichtig, der Herr Professor. Natürlich brauchte er drei Zeitungen – die New York Times , den Boston Globe und das Wall Street Journal .
    Zu Juliettes Überraschung schaltete Lucas sich ein, als sie nicht auf Nathans Bemerkung reagierte, vielleicht, weil ihn ihre ungewöhnliche Schweigsamkeit irritierte. »Auf was für Dinge?«, fragte er.
    »Wie zum Beispiel, dass ihre Söhne beim Essen am Tisch sitzen, so als könnte der Körper Vitamine und Mineralien nur aufnehmen, wenn er sich in der vorgeschriebenen Position befindet.« Nathan lächelte zuerst seinen blonden, sportlichen Sohn und dann Juliette an. Dann drehte er sich suchend nach Max um.
    Als Nathan die Arme ausbreitete, um Juliette zu umarmen, hielt sie die heiße Bratpfanne vor sich.
    »Vorsicht, heiß«, sagte sie.
    Nathan wirkte verdattert. Ihre Blicke begegneten sich. Sie waren fast gleich groß. In seinen traurigen dunklen Augen, seinen samtigen, lügnerischen Augen lag eindeutig Kränkung. »Stimmt was nicht?«
    Sie knallte die Pfanne auf den hölzernen Untersetzer, der ihren geliebten Tisch schützte, den Tisch, den sie auf dem Antiquitätenmarkt in Fairfield gekauft hatten. Sie klatschte ihm seine Portion Rührei auf den Teller.
    »Vollkorntoast«, sagte sie. »Ich achte auf deine Gesundheit, Nathan. Und auf deine Vorlieben: keine Körner.« Sie knallte die Platte mit dem Toastbrot auf den Tisch. »Und jeden Morgen wärme ich eure Teller an. Wusstest du das, Nathan?«
    »Ähm, echt nett von dir, Mom«, sagte Lucas, der arme, verwirrte Junge. »Danke.«
    Nathan, dem es offensichtlich die Sprache verschlagen hatte, griff nach dem Saftkrug.
    »Stellt euer Geschirr in die Spüle, wenn ihr fertig seid«, sagte Juliette. »Sorg dafür, dass Max sein Rührei isst. Sag ihm, ich hatte keine Zeit für Waffeln.«
    »Isst du denn nichts?«, fragte Nathan. »Wo musst du denn so früh hin?«
    »Ich hab keinen Appetit. Ich muss zur Arbeit.« In der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Ich hab euch lieb, ihr drei.« Sie wollte Lucas nicht verwirren, indem sie ihre Worte so wählte, dass es sich so anhörte, als wäre nur er gemeint, als würde sie seinen Vater von ihrer Liebe ausschließen. Außerdem liebte sie sie ja tatsächlich alle drei; sie hoffte bloß, dass ihre Liebe sie nicht dazu verdammte, ihr Leben lang die Augen zu verschließen.
    Juliette ging nach oben ins Schlafzimmer, schnappte sich ihre Kleider und schloss sich im Bad ein. Sie drehte den Wasserhahn auf, ließ sich auf die Badematte sinken, umschlang sich mit den Armen und schaukelte sich. Sie umklammerte ihre Oberarme so fest, dass es schmerzte.
    Sie hatte geglaubt, es sei ausgestanden: die Qual, das Misstrauen, das Ausschauhalten nach verräterischen Zeichen, jedes Mal, wenn er nach Hause kam. Jahrelang hatte sie sich gefragt, ob er sich nur auf seinen eigenen Lügen ausruhte, wenn er ihr beteuerte, die schlechten Zeiten gehörten der Vergangenheit an.
    Es hatte zu vieles gegeben, was sie nicht hatte aufgeben wollen: die Kinder, das Leben, das sie sich gemeinsam aufgebaut hatten, und natürlich ihre Liebe. Sie hatte nie aufgehört, ihn zu lieben. Ihm zu verzeihen, war das Beste gewesen, was sie tun konnte.
    Und schließlich hatte sie

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