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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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unpassender Name für dieses ernst dreinblickende Kind.
    Sie betrachtete die Fotos der Reihe nach, jeweils eins aus jedem Lebensjahr des Mädchens und eins, das offenbar unmittelbar nach der Geburt aufgenommen worden war. Die ernsten Augen der Kleinen, der Blick, der von Jahr zu Jahr eindringlicher wurde, rührte Juliettes Herz. Zuneigung zu dem Kind erwachte in ihr, so unerwartet, dass ihr die Tränen kamen. Sie sah Nathans Mutter in dem kleinen Mädchen, die Frau mit dem ernsten Gesichtsausdruck der Einwanderin. Nathans Eltern lebten seit fünfzig Jahren in New York und rechneten immer noch damit, dass die echten Amerikaner sie nach Ungarn zurückschicken würden. Sie waren erfüllt von einer ängstlichen Dankbarkeit, weil sie dem Joch entkommen waren, das das kommunistische Ungarn den ungarischen Juden auferlegt hatte. Nathan, ihr einziges Kind, elf Jahre nach ihrer Ankunft in Amerika geboren, hatte sich nicht nur die Träume seiner Eltern zu eigen gemacht, sondern auch ihre Vorliebe für Vollmilch und Rindfleisch und ihre Ehrfurcht vor Bildung.
    Nathans Eltern gerieten immer noch in Verzückung, wenn sie ihren kräftigen, gut aussehenden, amerikanischen Sohn, ihre schöne Schwiegertochter und ihre hübschen Enkel erblickten.
    Sollten sie nicht erfahren, dass sie eine Enkelin hatten?
    Juliette betrachtete Savannahs Gesicht. Hielt sich das Foto dichter vor die Augen. Obwohl sie es am liebsten zerrissen hätte, musste sie sich eingestehen, dass das Kind darauf aussah wie ein Familienmitglied.
    Aber es war ein Mitglied von Nathans Familie. Nicht ihrer. Nicht ihrer gemeinsamen Familie.
    Gwynne klopfte ans Autofenster. Es regnete herein, als Juliette das Fenster herunterließ.
    »Was machst du hier draußen?« Mit einer Hand hielt Gwynne sich den Boston Globe über den Kopf und zeigte mit der anderen auf die Fotos. »Wer ist das?«
    Juliette ließ die Fotos und den Brief in ihrer großen Handtasche verschwinden. »Eins von den Sally-Struthers-Kindern.«
    »Der Christian Children’s Fund?« Gwynne verzog das Gesicht. »Bist du dir sicher, dass das die richtige Adresse ist für eine Geldspende?«
    Zweifellos hatte Gwynne eine ganze Liste besserer Wohltätigkeitsorganisationen parat, die für Spenden infrage kamen. Wenn sie nicht so süchtig nach heißen Duschen und klimatisierten Räumen wäre, würde sie mitsamt ihrer Familie in irgendeinem Dschungelcamp hausen, um den Planeten zu retten. Sie war so sehr bestrebt, ihren Kindern beizubringen, das Richtige zu tun, dass sie manchmal fürchtete, das Ganze könnte nach hinten losgehen und ihre vier Töchter zu kompletten Nihilisten machen.
    »Die Stiftung heißt jetzt ChildFund International.« Juliette hatte tatsächlich die Patenschaft für ein Kind übernommen, und es war ihr peinlich, dass sie die Wohltätigkeitsorganisation als Tarnung missbrauchte. Es kam ihr irgendwie unrecht vor.
    »Seit wann engagierst du dich denn für arme Kinder?«, fragte Gwynne.
    »Ich geh nicht damit hausieren«, antwortete Juliette. »Tu Gutes und sprich nicht darüber. So heißt es doch, oder?«
    »Du spendest in aller Stille für eine christliche Stiftung?« Gwynne und Juliette waren beide mit Juden verheiratet. Zwei Blondinen mit schwarzhaarigen Ehemännern; ein Klischee, wie es im Buche stand. Juliettes Vater war auch Jude, aber die jährliche Weihnachtsfeier war das einzige Zugeständnis ihrer Eltern an religiöse oder kulturelle Rituale.
    »Wollen wir reingehen?«, fragte Juliette.
    Gwynne trat von der Fahrertür weg und hob die Arme. » Ich hock nicht hier draußen rum und träum von christlichen Kleinkindern.«
    Wer hatte Nathans Tochter adoptiert? Wer waren diese Gutmenschen? Diese Ärztin und dieser Computerfritze aus Dover, einer durch und durch von altem Geld geprägten Stadt. Dagegen ging Wellesley höchstens als neureich durch.
    Im Laden duftete es nach dem Basilikum-Zitronen-Lufterfrischer, den sie jeden Abend versprühten, bevor sie nach Hause fuhren. Die Räume waren hell und minimalistisch eingerichtet. In das Ladenschild aus Edelstahl, das draußen über dem großen Schaufenster hing, war in geschwungener schwarzer Schrift ihr Firmenname eingraviert, ein simples, einprägsames Logo, das auf jeder Broschüre, jeder Visitenkarte, über jeder Werbung prangte und das den Geschmack der Frauen aus Wellesley und den nahegelegenen wohlhabenden Städten von Massachusetts treffen sollte.
    Seit ihrer Geschäftsgründung vor fünf Jahren hatten sie alles unternommen, die Kunden an

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