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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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losgelassen und ihm geglaubt.
    Jetzt fragte sich Juliette, warum. Warum hatte er mit einer anderen Frau geschlafen? Sie hatte ihn einmal für seine Urteilsfähigkeit und seine Rechtschaffenheit bewundert.
    Wahrscheinlich waren es Tias große, unschuldige Augen gewesen, die nach Liebe und Schutz schrien. Die junge Frau war ihrem Mann genau im richtigen Moment über den Weg gelaufen, als er die Nase voll hatte von seiner überkompetenten Ehefrau, der alles gelang, was sie anpackte. Die perfekte Juliette: die großartige Köchin, die vorbildliche Mutter und Hausfrau. Neuerdings verdiente sie sogar mehr als er. Die Vorstellung, dass er sich mit dieser jungen Frau eingelassen hatte, weil er das für sein Ego brauchte, trieb Juliette zur Verzweiflung. Sie hatte immer eine so viel höhere Meinung von Nathan gehabt.
    Wie konnte diese Frau es wagen, ihren Namen auf einen Briefumschlag zu schreiben, wo alle Welt, einschließlich Juliette, ihn lesen konnte. Als wüsste Juliette nicht, wer sie war. Als hätte Juliette sie nicht vor Jahren fünf schmachvolle Abende lang beschattet.
    Tia Genevieve Adagio. Sanft und weich und niedlich wie ein Seehundbaby, dunkel und klein, zerbrechlich und bedürftig. Blickte zu Juliettes Mann auf, als bräuchte sie ihn wie die Luft zum Atmen.
    Und jetzt hatten sie eine gemeinsame Tochter? Diese Tatsache schloss Juliette endgültig aus. Plötzlich waren Tia und Nathan ein Paar, während Juliette sich die Nase plattdrückte am Fenster dieser heimlichen Familie.
    Juliette fuhr die Central Street hinunter und parkte auf dem kleinen Hof hinter dem Laden. Ebenso wie über dem Vordereingang prangte über dem Hintereingang ihr voller Firmenname: juliette&gwynne//flush de la beauté. Sie hatten für ihren Laden bewusst eine Straße gesucht, wo die Reichen und Schönen zu Hause waren. Gwynne hatte sich für die Hauptgeschäftsstraße im wohlhabenden Vorort Wellesley entschieden, und Juliette hatte sich den Firmennamen ausgedacht, überzeugt, dass Frauen für alles Geld ausgaben, was irgendwie französisch klang. Juliette entwickelte die Produkte, während Gwynne das Geschäftliche übernahm. Sie waren ein perfekt eingespieltes Team, sowohl als Freundinnen wie auch als Geschäftspartnerinnen. Wenn Gwynne nieste, zückte Juliette das Taschentuch.
    Deswegen musste sie erst noch ein paar Minuten im Auto bleiben. Gwynne konnte in Juliettes Gesicht lesen wie in einem Buch, und Juliette wollte nicht, dass ihre Freundin merkte, was mit ihr los war.
    Wären sie nicht beste Freundinnen gewesen, hätte Juliette sich vor Gwynne gefürchtet. Abgesehen davon, dass Gwynne vier Töchter im Alter zwischen sechs und dreizehn hatte, eine gute, stabile Ehe führte und den Körper einer Tänzerin besaß, wie ihn sich Juliettes Mutter für ihre Tochter erträumt hatte, war sie auch noch intelligent und lustig. Zum Glück litt sie an Minderwertigkeitsgefühlen und Angstzuständen, was sie mit frühmorgendlichen Dauerläufen, Antidepressiva und hin und wieder einer Schlaftablette bekämpfte und was Juliette half, ihren Neid im Zaum zu halten.
    Juliette, die sich mit den Geheimnissen der Privilegierten auskannte, fragte sich, warum so viele wunderbare Frauen derartige Komplexe hatten. Sie nahm den Brief aus ihrer Handtasche. Es hatte angefangen zu regnen, was Juliette nur recht war, denn das gab ihr einen Vorwand, noch ein bisschen länger in ihrem Auto sitzen zu bleiben und sich vor der Welt zu verstecken.
    Sie befühlte das billige Papier.
    Den billigen Briefumschlag.
    In Juliettes Schreibtisch lagen Briefpapier und passende Umschläge für jede Stimmung bereit. Dickes, handgeschöpftes Papier. Elfenbeinfarben. Taubengrau. Blassblau. Keins passend für den Brief, den sie Tia schreiben würde. Für diesen Zweck reichten ein Blatt von einem Schreibblock und ein primitiver weißer Briefumschlag aus dem Supermarkt.
    Juliette überflog den Brief noch einmal, konnte sich jedoch kaum auf den Text konzentrieren, weil sie das Gefühl hatte, dass alles von Tia verseucht war.
    »Unsere Tochter«, hatte Tia geschrieben.
    »Sie kommt ganz nach dir.«
    Mit zitternden Fingern nahm Juliette die Fotos von ihrem Schoß. Dieses Kind würde ihr Leben zerstören.
    Die Ähnlichkeit mit Max war frappierend. Der Junge hatte genauso stämmige Beine gehabt, genauso einen herausfordernden Blick. Es war nicht zu übersehen, dass das Kind Max’ Schwester war. Die Ähnlichkeit mit Lucas war auch da, aber nicht so offensichtlich. Savannah? Was für ein

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