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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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klapperten
vehement. »Ich hätte es doch gleich wissen müssen! Diese halbseidenen Schuhe,
die Sie tragen, die verraten ja alles. Das Dumme heutzutage ist, daß diese
verdammten Tunten mitunter männlicher aussehen als die meisten richtigen
Männer, die’s noch gibt!«
    »Sie glauben, ich bin von der
anderen Fakultät?« entfuhr es mir.
    »Oder schlimmer — vielleicht
sind Sie bloß impotent?« schnaubte sie.
    »Erlauben Sie mir, daß ich mir
vorstelle«, erklärte ich energisch. »Mein Name ist Danny Boyd, von Beruf
Notzüchter!«
    »Am liebsten würde ich darüber
lachen, wenn’s nicht so traurig klänge«, sagte sie schnippisch. »Männliche
Verblendung, das wäre wohl der richtige Ausdruck dafür.«
    Es war höchste Zeit, etwas zu
unternehmen, oder aber das Blut, das durch meine Adern jagte, konnte mir jeden
Augenblick aus den Fingerspitzen spritzen. Ich packte sie am nächstbesten
Handgelenk, drehte ihr den Arm auf den Rücken und scheuchte sie durchs Zimmer,
bis ihre Knie an die Bettkante stießen. In dem Augenblick, ehe sie vornüber
fiel, ließ ich das Handgelenk los und packte eine Handvoll Mantel. Es war, als
ob man eine Erbse schälte. Ich ließ den Mantel fallen und verabreichte jeder
der ach so wohlgerundeten Backen einen klatschenden Streich — um zu beweisen,
daß ich es ernst meinte — , und dann begab ich mich schleunigst ins Kostüm von
Stammvater Adam.
    Lange Zeit später lag sie
wieder friedlich auf dem Rücken, und das abgeschirmte Nachttischlämpchen warf
einen warmen Schimmer auf die milchfarbene Haut. Nachdenklich starrte sie zur
Decke empor.
    »Möchtest du etwas trinken?«
fragte ich.
    »Warum nicht?« murmelte sie.
    Ich füllte zwei Gläser und trug
sie zum Bett. Sie setzte sich auf und gab einen Schmerzenslaut von sich, als
sie das Glas nahm.
    »Ich bin ja nicht zimperlich,
aber diesmal habe ich bestimmt ein paar Narben und Schrammen davongetragen«,
sagte sie. »Danny Boyd, der Notzüchter, hm?« Ihre blauen Augen blickten
durchaus beifällig. »Weißt du was? Du wirst in deinem neuen Beruf ein Vermögen
verdienen!«
    »Aber wo werde ich eine Kundin
finden, die dermaßen zur Zusammenarbeit bereit ist wie du?« fragte ich.
    »Du brauchst dir keine andere
zu suchen, Danny«, kicherte sie lüstern. »Ich bin gern bereit, einen Vertrag
auf Lebenszeit zu unterschreiben.«
    Ich fühlte mich noch so schön
wonnig und entspannt, und der Rye schmeckte wie Nektar, aber der Fluch des
Mannes ist ja, daß er denken kann — und nachdem nun die Leidenschaft besänftigt
war, begann es in meinem Kopf wieder zu arbeiten.
    »Wie lange warst du mit Wayland
verheiratet?«
    »Das klingt nach einer
schmutzigen Bemerkung, just in diesem Augenblick«, sagte sie. »Etwa fünf Jahre,
glaube ich.«
    »Für mich ist er doch eine
unbekannte Größe«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Vor wenig mehr als vierundzwanzig
Stunden hat er mich in eine vollkommen verrückte Geschichte hineingezogen,
einschließlich Mord — und ich kenne den Kerl noch nicht einmal. Was ist er denn
überhaupt für ein Mensch?«
    Shari schauderte ein bißchen,
dann kippte sie den restlichen Whisky. »Eigentlich möchte ich nicht über
Stirling sprechen«, sagte sie leise. »Aber ich denke, mein Leibwächter sollte
erfahren, mit wem er es zu tun hat. Er ist siebenundvierzig, gebaut wie ein
Catcher, und hat erst ein ganz klein wenig Ansatz zum Bauch. Fast alle Frauen
verfallen ihm auf den ersten Blick; er hat noch sein volles Haar, mit nur ein
bißchen Grau an den Schläfen. Hellbraune Augen, und solche langen Wimpern, wie
wir Damen sie uns im Kosmetiksalon kaufen müssen. Er hat etwas von einem
Neandertaler an sich, und damit legt er sogar glücklich verheiratete Frauen
aufs Kreuz. Mit ging es genauso, als ich ihn das erstemal sah — aber seine
erbarmungslose Skrupellosigkeit erkannte ich erst, als wir verheiratet waren.
Und da war’s ein bißchen spät.«
    Sie lachte, und es klang
einigermaßen nervös. »Gibst du mir noch etwas zu trinken, Danny?«
    »Gern.«
    Als ich die Gläser neu gefüllt
hatte und mich umdrehte, da sah ich, daß sie im Sessel saß und den Mantel
wieder fest gegürtet hatte. Sie nahm das Glas, und dann zuckten plötzlich ihre
Lippen.
    »Willst du dich nicht lieber
anziehen, Danny?« gurrte sie. »Du siehst so lächerlich aus.«
    »Vielen Dank für die Blümchen«,
schnarrte ich, und im Handumdrehen trug ich wieder Hemd und Freizeithose.
    »Es war unwiderstehlich«, sagte
sie wie zur Entschuldigung, »genau wie ich.

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