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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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etwas ganz anderes mit mir vor, als ich zu euch
ins Zimmer kam, nicht wahr?«
    »Du warst der Feind, der für
Stirling arbeitete.« Sie schmunzelte breit. »Wir wollten ein paar weibliche
Vorführungskünste anwenden und sehen, was aus dir herauszuholen war, aber noch
ehe wir damit angefangen hatten, erzähltest du von deiner fristlosen Kündigung.
Und danach war es eine prima Gelegenheit, die wir nicht vorübergehen lassen
durften, dich für unsere Seite zu verpflichten.« Ihre Stimme klang mit einemmal
nüchtern. »Ich glaube nicht, daß ich einen Leibwächter benötige, solange ich in
diesem Hotel wohne, aber ich möchte, daß du mit Jackie zusammenarbeitest, bis
wir dahintergekommen sind, was Stirling im Schilde führt. Das ist die einzige
Versicherung gegen Alysias Schicksal, die ich mir kaufen kann, Danny.«
    »Mir ist es schon recht so«,
sagte ich.
    »Dann...«, ihre Stimme klang
mild, »... arbeitest du also mit Jackie zusammen und vergnügst dich bei mir?«
    »Ist das eine Anweisung des
Arbeitgebers fürs Personal?« fragte ich finster.
    »Nur ein hoffnungsvoller
Vorschlag, Danny, mehr nicht.« Sie stand auf und gähnte erneut. »Entschuldige
bitte, aber ich muß jetzt ins Bett gehen, oder sich schlafe hier auf der Stelle
ein.«
    »Gute Nacht, Shari«, sagte ich.
    Sie sah mich lange an, und die
blauen Augen glühten, dann schlang sie mir die Arme um den Hals und küßte mich,
als ob es kein Morgen gäbe. »Ich danke dir, Danny«, murmelte sie. »Es war so
lange her, ich hatte fast vergessen, was Liebe ist.«
    »Davon habe ich aber gar nichts
gemerkt«, sagte ich ernsthaft.
    »Ich glaube, es ist wie mit dem
Radfahren.« Sie kicherte kurz und sinnenfreudig. »Wenn man es einmal gelernt
hat, vergißt man es nie mehr!« Ihre Arme ließen meinen Hals los, und sie ging
zur Tür. »Schlaf gut, Danny.« Ihre Augen sprachen Bände.
    »Womit hat er dich in der
Hand?« fragte ich leise.
    »So leicht gibst du nicht auf, wie?«
Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Tür, und ihre Schultern sackten ein
bißchen zusammen. »Ich hab’s dir doch schon mal gesagt, daß es dich nichts
angeht.«
    »Es ist in deinem Interesse«,
beharrte ich. »Ich muß es wissen.«
    »Ich kann mich kaum noch an die
Zeiten erinnern, als ich noch nicht Shari Wayland hieß«, sagte sie müde. »Die
Zeiten, da ich aller Sorgen ledig war und Shari Ames hieß.«
    »Mit Alysia verwandt?«
    »Sie war meine Schwester, zwei
Jahre jünger als ich. Ich sagte ihr, es sei eine Dummheit, auch nur an eine
Heirat mit MacKenzie zu denken — ein Mann, der dreißig Jahre älter war als sie
und schon zweimal geschieden.«
    »Sie muß nicht ganz bei Trost
gewesen sein«, meinte ich.
    »Nein!« Mit einemmal klang ihre
Stimme heftig. »Das durfte man nie auch nur andeuten. Mit neunzehn war sie ein
ganzes Jahr in einem Sanatorium. Die Ärzte sagten, es sei ein
Nervenzusammenbruch gewesen, aber jeder wußte, daß dies nur eine höfliche
Umschreibung war. Danach hat keiner mehr versucht, sie umzustimmen, wenn sie sich
einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte — zum Beispiel, MacKenzie zu heiraten.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe den schlimmen Fehler begangen, Stirling in
den ersten Tagen unserer Ehe die ganze Geschichte zu erzählen, weil ich dachte,
ich könne sein Mitleid wecken. Ich bat ihn sogar, mir zu helfen, sie im Auge zu
behalten. Mein Gott! Er war ständig hinter ihr her, als sei sie wer weiß was.
Dreimal darfst du raten, wer einen Tag später zur Stelle war, nachdem MacKenzie
sie rausgeworfen hatte — um Trost zu spenden und ihr einen Vorschlag zu
unterbreiten!«
    »Wenn du also Scheidungsklage
gegen Wayland eingereicht hättest, dann hättest du die eigene Schwester als
Grund angeben müssen?«
    »MacKenzie war immerhin so
anständig, daß er seine Scheidung von ihr als seelische Grausamkeit firmieren
ließ. Stirling hat gedroht, wenn ich je die Scheidung gegen ihn einreichte,
werde er dafür sorgen, daß Alysias komplette Vergangenheit bei der Verhandlung
zur Sprache kommt — ihr Geisteszustand, der Grund ihrer Scheidung von MacKenzie
— alles! Und dann hätten natürlich auch die Zeitungen über die ganze Geschichte
geschrieben.«
    In ihre Augen trat ein
gehetzter Ausdruck. »Sie hätte das gewiß nicht ausgehalten, hätte völlig den
Verstand verloren. Es hätte bedeutet, daß sie den Rest ihres Lebens in einer
Nervenheilanstalt hätte zubringen müssen. Das könnte ich niemandem an tun...«
Ihre Stimme versagte. »... Und schon gar nicht

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