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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wenden, schlug gemächlich ein Silberbein übers
andere, und dann fing sie an, die Strumpfhalter zu lösen. »Und wenn du schon
dabei bist, könntest du mir auch noch ein Gläschen servieren.«
    Ich ging zur Kommode, hatte im
Handumdrehen zwei Gläser gefüllt, drehte mich um und sah, daß sie verschwunden
war.
    »Hier bin ich«, ertönte ihre
Stimme aus dem Schlafzimmer, und ein kobaltblaues Höschen flog durch die offene
Tür, damit ich mich in derselben auch ganz gewiß nicht irrte.
    Sie hatte sich auf dem Bett
ausgestreckt und die Hände unterm Kopf verschränkt, und die zwei schmalen
weißen Streifen Haut bildeten einen blickfangenden Kontrast zur übrigen Bräune.
Ich gab ihr das Glas, über dessen Rand hinweg sie mich vielsagend anlächelte,
und dann nahm sie einen ausführlichen Schluck Rye.
    »Weißt du was?« sagte ich. »Ich
glaube, du hattest die ganze Zeit schon recht, was Shari anbetrifft. Worum, zum
Teufel, braucht sie sich Sorgen zu machen, wenn du doch gleich nebenan bist?«
    »Du glaubst also nicht, daß sie
ständig einen Leibwächter in nächster Nähe haben muß?« murmelte sie.
    »Das muß ganz bestimmt nicht
sein!« pflichtete ich bei.
    »Du meinst also, ich habe dich
wirklich von deinem neuen Job abgelenkt?«
    »O ja.« Ich seufzte tief. »Ja,
das kann man wohl sagen.«
    »Das freut mich aber.« Sie zog
mit der freien Hand die Bettdecke weg, schnellte mit beiden Beinen darunter und
zog sie wieder hoch bis fast zur Nasenspitze. »Gute Nacht, Danny.«
    »Wie bitte?« stieß ich hervor.
    »Du kannst ja auf dem Weg
hinaus dein Glas austrinken.« Sie warf mir ihres zu, und ich fing es in
automatischer Reaktion auf. »Wobei mir einfällt, du kannst auch meins noch
leeren.«
    »Wo ist denn bloß alles
hingekommen?« fragte ich verzweifelt. »Und dabei meine ich besonders die
wunderschöne, unbekleidete Blondine?«
    »Das war eine Herausforderung«,
erkärte sie gelassen. »Shari hat es angezettelt, und dann hast du mich auch
noch animiert, und da mußte ich mich ganz einfach vergewissern.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon,
zum Donnerwetter, du eigentlich redest!« schimpfte ich.
    »Ich wollte wissen, ob ich noch
verführerisch wirke.« Ihre Lippen formten sich zu einem selbstgefälligen,
triumphierenden Lächeln. »Ich glaube, es klappt noch, hm?«
    »Weißt du was?« knirschte ich.
»Ich habe noch nie ernsthaft an ein Notzuchtverbrechen gedacht — bis zu diesem
Augenblick!«
    »Es wird bestenfalls ein Plan
bleiben«, sagte sie überzeugt. »Ein tätiger Notzüchter wirst du nie, Danny.«
    »Darauf würde ich mich an
deiner Stelle nicht verlassen!«
    »Das hat nichts mit besonderem
Anstand oder Respekt vor der Weiblichkeit zu tun«, fuhr sie im gleichen
überzeugten Ton fort. »Kein Mann mit so ausgeprägter Eitelkeit würde jemals
einem Mädchen Gewalt antun, das nichts von ihm wissen will.« Ihr trällerndes
Gelächter war eine Aufforderung zum Volksaufstand.
    Ich leerte mein Glas in zwei
großen Zügen und ihres in drei. Jackie Milne gähnte lange und vernehmlich, legte
sich auf die Seite, drehte mir den Rücken zu und schloß die Augen. Meine
sämtlichen Muskeln waren zum Zerreißen gespannt, als ich ins Wohnzimmer
zurückging, die leeren Gläser auf die Schreibkommode stellte und dann auf den
Flur hinaustrat.

5
     
    Wieder in meinem Zimmer
angelangt, genehmigte ich mir einen überdimensionalen Rye on the rocks, wobei
ich mir sagte, genügend Alkohol werde schließlich die Frustration
hinwegschwemmen, die meine Nerven noch immer zittern ließ wie die Saiten einer
Baßgeige. Und dann, ein paar Minuten danach, hörte ich es sachte an meine Tür
pochen. Blinde unvernünftige Wollust sagte mir, das müsse die unbekleidete
blonde Dame von gegenüber sein, die vor mir auf die Knie fallen und um
Vergebung flehen wolle, weil sie soeben wieder zu Vernunft und zur Einsicht
gelangt war, sie sei ja doch verrückt nach mir. Mein kaltblütiges Verlangen, am
Leben zu bleiben, sagte mir hingegen, das sei gewiß der falsche Chuck
MacKenzie, gekommen, um seine Mordabsicht in die Tat umzusetzen.
    Ich holte den .38er aus der
Schublade, hielt ihn vor mich und drückte mich vorsichtig an die Wand, ehe ich
die Tür plötzlich und weit aufriß. Eine verschwommene Gestalt rauschte ins
Zimmer, blieb dann mit einemmal stehen, und ich sah, wie die blauen Augen groß
vor Angst wurden, als sie auf den Revolver in meiner Hand starrten.
    »Nicht schießen, Danny!« rief
sie flehend. »Ich zahle Ihnen das Doppelte von dem, was

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