Das Band spricht Bände
Aber es scheint mir doch besser,
wenn ich in meinem eigenen Zimmer frühstücke, nicht wahr?«
»Da hast du wohl recht«, gab
ich zu. »Was ist denn zwischen dir und deinem Mann vorgefallen?«
»Die ersten beiden Jahre ging’s
ganz gut, aber danach war ich mir über eines im klaren. Er wollte keine
Ehefrau, er wollte eine Sklavin, und ich war nicht bereit, mich ihm derart unterzuordnen.
Eine Zeitlang versuchte er auf alle mögliche Arten, mir seinen Willen
aufzuzwingen, auch mit Gewalt, aber schließlich sah er ein, daß er nicht
gewinnen konnte, und da gab er’s auf. Er gestand mir eine eigene Wohnung und
großzügigen Unterhalt zu, und schaffte sich eine Freundin an. Auftritt für
Alysia Ames, von der linken Bühnenseite her!«
»Er wollte sich nicht scheiden
lassen?«
Ihre Lippen zuckten erbittert.
»Du hast ja gehört, was er gestern abend zu diesem Thema gesagt hat!«
»Ich habe auch gehört, wie er
sagte, er habe dich irgendwie in der Hand, so daß du die Scheidung nicht
einreichen könntest«, sagte ich. »Stimmt das?«
»Es stimmt, und hiermit wollen
wir die Diskussion beenden«, sagte sie eisig. »Ich habe keine Ahnung, was
Stirling zur Stunde ausheckt, und es wäre mir auch völlig gleichgültig, wenn
Alysia nur nicht ermordet worden wäre.«
»Du glaubst, er hat sie
umgebracht?«
»Er wäre dazu fähig.«
Ungeduldig zuckte sie die Schultern. »Und wenn er es nicht gewesen ist, dann
wird er wahrscheinlich mich verdächtigen. Deshalb habe ich Jackie aus Los
Angeles herkommen lassen — vielleicht kann sie erfahren, was denn nun
eigentlich vor sich geht.«
»Aber du hattest sie schon
angerufen, ehe du von Alysias Tod erfuhrst?«
»Die ganze Sache mit dem
Tonband hat genügt, mich nervös zu machen! Ich habe es bei Stirling noch nie
erlebt, daß er sich solche Mühe und Umstände machte.« Sie versuchte zu lachen,
aber es gelang ihr nicht. »Ich dachte dummerweise sogar daran, er plane einen
Selbstmord und wolle es so aussehen lassen, als habe ich ihn ermordet. Er ist
der größte Schuft der ganzen Welt, und er kann einen hassen wie du dir nie
träumen ließest, daß ein Mensch den anderen hassen kann!«
»Jackie Milne ist eine alte
Freundin von dir?«
»Seit der Schulzeit«, meinte
sie. »Sie ist auch klug, und sie arbeitet bei einer überaus tüchtigen Firma.«
»Sie hat mir die Geschichte
erzählt, wieso MacKenzie sich von Alysia scheiden ließ«, sagte ich. »Woher
weißt du denn darüber Bescheid?«
»Von Stirling, wie denn sonst?
Er fand die Geschichte lustig, und außerdem war das so seine Art, mich wissen
zu lassen, daß er mir jede noch so liederliche Person vorzog.« Sie starrte in
ihr Glas, als sei’s die Kugel einer Wahrsagerin. »Ich durchschaue den Zwist
zwischen ihm und Stanger und den anderen nicht. Eins weiß ich aber gewiß:
Stirling hat immer etwas im Sinn, er verfolgt stets ein bestimmtes Ziel, und
die Leute merken das immer erst zu spät — wenn sie schon hereingelegt worden
sind. Er hat auch mit dieser Party einen Zweck verfolgt, und mit diesem
Tonband, das er besprochen hat.« Sie schüttelte hastig den Kopf. »Was ich so
daherrede, ergibt wohl keinen Sinn, nicht wahr, Danny?«
»Ich weiß noch nicht recht.«
Ich zuckte die Schultern. »Vielleicht hat das sogar sehr viel Sinn, was du
sagst. Erzähl mir doch mal von Ed Norman. Glaubst du, Wayland hat die Wahrheit
gesagt, als er behauptete, Norman und Alysia hätten etwas miteinander gehabt?«
»Das ist durchaus möglich.« Sie
gähnte heftig, dann lächelte sie. »Entschuldige! Ich wußte gar nicht, wie müde
ich bin, aber schließlich fällt man nicht jeden Abend einem Menschen wir dir
zum Opfer.« Ihre Stirn furchte sich nachdenklich. »Alysia hätte jeden Hotelboy
mit ins Bett genommen, wenn ihr danach zumute war, warum also nicht auch Ed
Norman? Du hast ihn ja gestern abend erlebt, Danny. Er sieht aus wie ein Fisch,
den der Angler wieder ins Wasser wirft, weil er sich davor ekelt. Ich dachte
immer, er stehe völlig unter Stirlings Fuchtel und tue nur, was man ihn hieß.
Aber wer kann schon wissen, was hinter diesem widerwärtigen Gesicht vorgeht?«
»Du bist überzeugt, daß die
Stimme auf dem Tonband die Stirlings war?«
»Ganz sicher«, sagte sie, ohne
zu zögern. »Ich habe ihren Klang viel zu lange ertragen müssen, Danny. Das war
der liebe Stirling, ganz bestimmt.«
»Die Idee, mich als Leibwächter
zu engagieren, das war doch nur so eine Schnapsidee, hm?« sagte ich. »Du und
Jackie, ihr hattet eigentlich
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