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Das Banner des Roten Adlers

Das Banner des Roten Adlers

Titel: Das Banner des Roten Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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Fritz. »Nein, zwei, noch mehr sie steigen in den Wagen. Sie kommen herauf!«
    Der Wagen neben ihnen knarrte plötzlich und drückte leicht gegen die Bremsen, die
auf die Gleise wirkten. Dann hörten sie Wasser in einen Tank schießen. »Mach die
Wagentüren auf«, sagte Jim, »rasch.« Er lief zu den Stufen, stieg zum höheren
Bahnsteig hinauf und sah, dass Karl und zwei andere schon das Gatter öffneten.
Auch sie hatten das Geräusch des einschießenden Wassers gehört.
    »Schnell!«, rief Jim. »Wir fahren hiermit runter, während sie mit dem anderen
Wagen heraufkommen - die Bahn wird von unten aus gesteuert -« Hinter Karl lösten
die beiden Wachsoldaten gerade ehrfürchtig die Fahne von der Leine. Adelaide half
ihnen, indem sie das Fahnentuch wie ein frisch aus der Wäsche kommendes Laken
zusammenfaltete. Das war nicht leicht, denn das Tuch war starr vor Frost. »Beeilt
euch!«, drängte Jim. »Gefahr ist im Verzug! Bringt die Fahne her!«
    Adelaide faltete den letzten Zipfel und machte ein sauberes Bündel daraus. Keiner
wollte gehen, ehe sie nicht fertig war. Die Soldaten hatten ihre Gewehre wieder zur
Hand genommen, die Studenten standen daneben und machten ihr Platz ...
Ein weiteres lautes Klirren drang vom Wagen herüber, als das zunehmende Gewicht
des Wassers gegen die Bremsen drückte. Adelaide ging los.
    Vor Ungeduld ergriff Jim sie an der Taille und trug sie fast bis zum Gatter. Karl hielt
es auf, und als sie durch waren, folgten die Übrigen, manche sprangen auch über
den Zaun. Alle vier Wagentüren standen weit offen, und alle drängten hinein,
gerade als der Wagen einen Satz nach vorn machte.
    »Macht die Türen leise zu und duckt euch!«, sagte Karl. »Legt euch auf den Boden
und lasst euch nicht blicken !«
Zitternd vor Aufregung duckte sich Becky unter die schneebedeckten Sträucher und
beobachtete, wie die Männer - zuerst drei, Baron von Gödel, sein junger Ad-latus
mit Zylinder und ein Offizier mit Säbel und Federhelm - in den Wagen stiegen,
gefolgt
von
dem
murrenden
Stationsvorsteher,
der
noch
seinen
Dienstrock
zuknöpfte. Sie band den Wollfaden von ihrem Finger los; er hatte seinen Dienst
getan. Sie wusste, dass Fritz ihr Zupfen bemerkt hatte, denn er hatte auf die gleiche
Weise geantwortet. Aber sie konnte nicht erkennen, was oben auf dem Gipfel
geschah. Der Stationsvorsteher, der zuerst die Spannung am Standseil geprüft hatte,
legte den Bremshebel nach vorn, und sogleich setzte sich der Wagen mit einem Ruck
in Bewegung. Tagsüber, wenn kein Frost die Räder blockiert hatte, fuhr die Bahn
gleichmäßiger, jetzt kroch sie bergauf.
    Becky kam hinter den Sträuchern hervor, klopfte den Schnee ab und stieg über den
Gleiskörper. Von dort kletterte sie auf den Bahnsteig, um eine bessere Sicht zu
haben.
    Als sie oben ankam, sah sie, wie der untere Wagen elegant ausschwenkte, um den
von oben kommenden rechts vorbeizulassen, und dann wieder auf dem Hauptstrang
weiterfuhr. Da sie davon ausging, der herabkommende Wagen sei leer, beachtete
sie ihn gar nicht, sondern konzentrierte sich auf die Bergstation. Als dann der Wagen
unten mit quietschenden Bremsen zum Stillstand kam, starrte sie immer noch nach
oben und war wie vor den Kopf geschlagen, als plötzlich alle vier Türen aufgingen,
ein Dutzend Gestalten ausstiegen und auf sie zukamen. »Meine Güte! Jim, bist du
es?«
    »Ja. Und wir müssen uns schnellstens aus dem Staub machen. Die da oben gucken
wahrscheinlich
gerade
den
nackten
Fahnenmast
an,
und
wenn

»Die
Bahnschwellen!«, sagte Becky. »Was für Bahnschwellen?« »Legt eine quer über das
Gleis, dann -« Sie lief los und kletterte bis zu den Sträuchern. Karl und ein weiterer
Student folgten, sahen, was sie tat, und packten gleich mit an. Während sie eine
Schwelle heranschleppten, hörten sie, wie das Wasser aus dem Tank in einen
Abflusskanal irgendwo unter dem Gleiskörper schoss. Sie brachten die Bahnschwelle
bis zu den Schienen.
    »Verkeilt sie unter den Rädern -«, sagte Becky aufgeregt. Auf die Kratzer und
Abschürfungen, die sie sich bei der Schlepperei holte, achtete sie gar nicht. Zwei
andere Studenten eilten ihnen zu Hilfe. Der Balken fiel unglücklich gerade in dem
Augenblick vor die Räder, als das Standseil anzog und der Wagen vorwärts ruckte.
»Achtung!«, schrie Karl und zog Becky noch rechtzeitig aus dem Weg. Der Wagen
fuhr bergauf und schob den Balken vor sich her.
    Die anderen beiden kippten mit letzter Kraft den Balken
um, so dass er sich
zwischen den

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