Das Begräbnis des Monsieur Bouvet
Lebensjahr, als er anscheinend Paris verließ, und seinem fünfundvierzigsten Lebensjahr getan hat, als er dann Samuel Marsh und Besitzer eines hübschen Vermögens war und in Panama heiratete.«
»Glauben Sie, daß die alte Dame von vorhin ehrlich war?«
»Davon bin ich überzeugt, aber sie kann sich ja irren.«
»Es würde mich wundern, wenn ihn in den nächsten Tagen nicht noch ein paar andere erkennen sollten. Wo die Zeitungen doch das Gold erwähnt haben. Können Sie sich noch an den Mann ohne Gedächtnis erinnern, der hunderttausend Francs in seiner Brieftasche hatte? Das waren nur hunderttausend Francs! Fünf Frauen haben sich fast um ihn geschlagen!«
»Ich glaube nicht, daß das bei Madame Lair auch so sein wird. Ob der Einbruch irgendeinen Anhaltspunkt liefert?«
»Das bezweifle ich. Ich habe den ganzen Morgen damit zu tun gehabt, bin aber so schlau wie zuvor. Wollen Sie wissen, was für einen Eindruck ich zuletzt hatte? Daß das so aussieht, als hätte das jemand aus der Rue des Saussaies gemacht.«
Monsieur Guillaume lächelte. Es bestand seit alten Zeiten eine – um es gelinde auszudrücken – Rivalität zwischen der Kriminalpolizei und der Rue des Saussaies, das heißt der Sûreté. Die Männer aus der Rue des Saussaies hatten jedoch andere Aufgaben als die vom Quai des Orfèvres. Sie mußten sich mehr um politische Angelegenheiten kümmern. Manchmal hörte man, daß bei einem Abgeordneten oder einem Senator eingebrochen worden war, und die Leute vom Fach wußten dann, was das bedeutete.
»Verstehen Sie mich richtig, Chef. Das ist professionelle Arbeit. Einerseits hat der Mann alles getan, um keine Spur zu hinterlassen, die ihn verraten könnte. Ein Einbrecher hätte das auch getan, aber ein Einbrecher hätte zweifellos die Goldstücke mitgehen lassen. Andererseits hat man sich nicht bemüht, diesen nächtlichen Besuch zu vertuschen, was leicht gewesen wäre. Aber das ist natürlich nur ein Eindruck, eine Ahnung.«
»Das wäre lustig, was?«
»Es ist sicher nicht der Clochard, der ins Haus eingedrungen ist. Der hätte kein Geld für die Gummihandschuhe gehabt, die eben bei mir abgeliefert worden sind. Ein Junge hat sie auf dem Kai hundertfünfzig Meter vom Haus entfernt gefunden. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß Mrs. Marsh abgebrüht genug ist, so ein Ding zu drehen. Ich habe eher an seine Tochter und seinen Schwiegersohn gedacht.«
»Was ist denn sein Schwiegersohn von Beruf?«
»Kunsthändler. Er wäre vielleicht der einzig mögliche Verdächtige. Die beiden leben auf großem Fuß und haben dauernd Geldsorgen. Sie haben am Quai de Passy eine Wohnung, in der die Möbel noch nicht bezahlt sind. Mit ihren Steuern sind sie zwei Jahre im Rückstand. Sie haben überall Schulden, essen meistens in den Restaurants auf den Champs-Élysées und verbringen ihre Nächte in den Bars. Sie kennen das ja!«
»Allerdings.«
»Die Kunsthandlung hat keinen einzigen Maler unter Vertrag. Ihre alten Bilder sind nicht immer echt. Sie haben keine Gemälde großer Meister, sondern Skizzen, unsignierte Stücke und welche von zweifelhafter Echtheit. Seit drei Jahren warten sie jeden Tag auf das große Glück, denn sie haben einen unbekannten Rembrandt ausgegraben, und all ihre Hoffnungen richten sich auf dieses eine Bild. Ich weiß nicht, woher es stammt; ich weiß auch nicht, wem es eigentlich gehört. Zuerst haben sie es von Sachverständigen auf seine Echtheit hin untersuchen lassen müssen, und das hat Monate gedauert. Sie haben schließlich zwei Sachverständige aufgetrieben, die bereit waren, das Bild als echten Rembrandt anzuerkennen, aber das sind Sachverständige zweiter Klasse.
Jetzt sind sie hinter einem Käufer her. Deshalb gehen sie auch so oft aus, vor allem dorthin, wo ihnen vielleicht ein amerikanischer Millionär in die Arme läuft.
Sie haben Fotos des Gemäldes nach New York, Boston und Chicago geschickt.
Es scheint, als ob irgendein Museum da drüben es ihnen für hundert- oder zweihunderttausend Dollar abkaufen will. Falls sich drei der bekanntesten amerikanischen Sachverständigen über seine Echtheit einig sind.
Wie ich Ihnen schon gesagt habe, geht das jetzt seit drei Jahren so. Seit drei Jahren leben sie davon und warten darauf, daß die jeweils nächste Woche ihnen das große Glück bringt. Einer der Sachverständigen war in Paris und hat weder ja noch nein gesagt. Der andere soll in ein paar Tagen in Brüssel eintreffen.
Bedenken Sie, daß die Affäre natürlich keinen
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