Das Begraebnis des Paten
okay«, sagte Rahila und breitete die Arme aus.
Nikkilä stach ihm noch einmal in die Brust.
»Und das war das letzte Mal, dass du ohne meine Erlaubnis einem Tatverdächtigen ermittlungsrelevante Informationen verraten hast.«
Rahila nickte und schluckte.
»Sorry. Wie willst du deinen Elchbraten denn haben? Wir können für dich einen mitmachen, wenn wir sowieso in der Küche stehen.«
»Hab ich doch schon gesagt«, antwortete Nikkilä, ließ beide Zigarettenstummel auf die Betontreppe fallen und rieb sie mit der Schuhsohle platt. An der einen Hälfte war der Filter in Flammen aufgegangen und hätte ihm fast Nase und Oberlippe verbrannt. »Komplett fertig.«
»Was machen wir jetzt?«, erkundigte sich Rahila.
»Wir gehen essen. Und bereiten uns darauf vor, dem neuen Boss gegenüberzutreten. Mal sehen, was wir für einen Drachen kriegen.«
7
»Dein Stiefonkel hat also abtreten müssen«, sagte Allu zu Valto, während er dem Jungen einen Teelöffel Spaghetti mit Hackfleisch in den Mund schob und anschließend die Mundwinkel mit einem Mulltuch abwischte. »Das heißt, eigentlich hat Juki schon vor deiner Geburt den Abgang gemacht. Wie dein Opa auch. Leila ... also die Mama glaubt, dass der alte Valto aus Versehen gestorben ist, weil Izzy in die Decke ballerte, die Kugel bis in die Dachkammer durchging und deinem Opa dort das Rückgrat brach.«
»Opa«, sagte Valto und packte einen Finger der Hand, mit der Allu ihm den Schnabelbecher hinhielt. »Opaopa.«
»Der Opa lebt nicht mehr.«
Ziemlich viele Leute, die Allu kannte, hatten in letzter Zeit den Löffel in die Ecke geschmissen oder waren im Knast gelandet. Allu hingegen befand sich im Frühling seines Lebens, obwohl der Winter gerade erst anfing. Er hatte Leila und Valto. Zwei gute Gründe, am Leben zu bleiben und das Gefängnis zu meiden.
Valto trank ein bisschen Milch, ließ den Becher fallen und juchzte, als der Deckel abging und die Milch auslief. Allu nahm dem Jungen das Plastiklätzchen vom Hals, hob ihn aus dem Stühlchen und hielt seine Nase zwischen Zeige- und Mittelfinger. Valto lachte. Er war ein fröhliches Kind, wenn er nicht gerade schlecht gelaunt war.
»Danke«, sagte Allu und verneigte sich.
»Da«, sagte Valto und drehte an Allus Nase.
Allu schnupperte, spähte in den Jeansstrampler des Kleinen und befreite ihn von der Kackwindel. Er setzte den Jungen auf den Topf, drückte ihm den Schnuller in den Mund und ein Teddybuch aus dicker Pappe in die Hand.
»Teddy geht einkaufen«, Allu las laut den Titel vor.
»Opa da«, sagte Valto und drehte das Buch auf den Kopf. So sah es wahrscheinlich interessanter aus.
Meine Welt hat sich verändert, seit du mich verlassen hast , sang Topi Sorsakoski von der CD. Wie immer schlurfte er seiner Band, den Agents, ein Stück hinterher. Auf dieser neuen Platte noch schlimmer als früher.
Allu sang mit, dabei wischte er das Stühlchen, den Küchentisch und den Fußboden und war von seiner Interpretation selbst gerührt. Kein Wunder, dass er bei den Karaoke-Abenden immer schwer gefragt gewesen war.
Seit der Geburt des kleinen Valto kam er kaum noch zum Karaoke. Er sang neuerdings nur noch zu Hause oder in Leilas Wohnung. Bis jetzt waren sie noch nicht zusammengezogen, und auch sonst gab es mit dem Zusammenleben ein paar kleine Probleme, weil der eine zu den Gaunern gehörte und die andere zu den Bullen. Darum zogen sie auch nicht so wahnsinnig oft als Familie durch die Stadt. Da würde bei beiden das Ansehen leiden. Im Standesregister war Valtos Vater als »Unbekannt« eingetragen. Unter diesem Namen hatte Allu lange bei Leila angerufen.
Valto stand vom Töpfchen auf, Allu putzte ihn ab und zog ihm eine frische Windel an. Dann rannte Valto los. Er lief bereits seit ein paar Monaten, war vom Krabbeln direkt zu Trab und Galopp gewechselt. Er hatte es eilig, allerdings den Schritt noch nicht ganz im Griff und Probleme mit dem Gleichgewicht. Aber es schien ihm Spaß zu machen.
»Opa, Opa«, rief er beim Umherwetzen. »Opa!«
»Wir wissen, wer deinen Opa umgebracht hat«, sagte Allu zu dem Jungen, während er das Töpfchen ausspülte. »Nämlich der Spinner, den sie mit Juki zusammen im Vanaja-See gefunden haben. Eine Hand von ihm hatte sich in einem Fischernetz verfangen, als sie noch frisch war. Wahrscheinlich hat man beiden die Greifer abgeschnitten, damit man sie nicht an den Fingerabdrücken erkennt. Den Kopf vermutlich auch. Aber es war Ismo Mähönen. Genannt Izzy. Der kleine Bruder von Ozzy, dem
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