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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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wäre es nun an der Zeit, den ersten Aphorismus in den Text einzustreuen. Die Hauptfigur könnte an ihre lichtvollen Kinderjahre zurückdenken und durch sie zu einer Schlussfolgerung gelangen, die er dann am Ende des ersten Kapitels, auf Seite 46 genial verdichten würde.
    »Hauptfigur« – den Namen könnte er sich später noch überlegen, der war nicht wesentlich – »spiegelte sich in seinem edlen Boss-Anzug in der kristallen wogenden Seeoberfläche und erinnerte sich wehmütig seiner fernen, ach, so lieben Kindheitsjahre, die ihm bereits im zarten Knabenalter als einzigartig beseelt vor Augen gestanden waren.«
    Kukkamäki geriet ob seiner Genialität derart in Verzückung, dass er als Letzter auf das ausgebrochene Stimmengewirr reagierte sowie auf die Tatsache, dass alle anderen auf den See starrten, in dem sich der graue Novembervormittagshimmel spiegelte. Was gab es da denn Interessantes zu entdecken?
    Die nahezu unbewegte Oberfläche wurde fast in der Mitte von etwas gebrochen, das an einen Luftballon mit schwarzer Mütze erinnerte. Bald darauf tauchte ein blauer Fischeroverall auf und trieb nun auf dem Wasser.
    »Eine Leiche!«, rief jemand aus.
    »Gehört das zum Kurs?«
    »Ziemlich doof«, meinte ein Dritter.
    Auch Kukkamäki machte den Mund auf, kam aber nicht dazu, etwas zu sagen. Jemand anders kreischte:
    »Iiih! Noch eine Leiche!«
    Ein zweites längliches Bündel kam unter dem ersten zum Vorschein und trieb jetzt ebenfalls an der Oberfläche.
    »Igitt«, sagte jemand. »Ekelhaft.«
    »Gut inszeniert«, urteilte ein anderer.
    »Was ist das denn?«
    Das kam von der Kursleiterin.
    Ein Teilnehmer erbrach sich ins Gras. Kukkamäki gefiel nicht, was er sah, aber irgendwie faszinierte es ihn auch. Er konnte den Blick nicht abwenden.
    »Ist das ein Motorschlitten?«
    »Ja, an dem noch zwei Leichen hängen.«
    Kukkamäki spürte eine sonderbare Erregung. Seine Jahre als Ermittler im Einsatz lagen schon eine Weile zurück, und er hatte nie so recht Gefallen daran gefunden, aber nun erwachten seine Instinkte.
    »Jetzt kommt auch noch eine vierte Leiche zum Vorschein!«
    »Das ist keine Inszenierung«, stellte die Lehrerin fest und wandte sich an Kukkamäki. »Du bist doch Polizist. Welche Nummer ruft man in so einem Fall an?«
    Nach kurzem Überlegen erklärte Kukkamäki:
    »Ich bin Hauptkommissar Kukkamäki. Auch wenn ich derzeit nicht im Dienst bin, werde ich angesichts der Ausmaße des Geschehens unverzüglich die nötigen Maßnahmen ergreifen und meine Untergebenen alarmieren.«
    Er hatte bereits das Telefon in der Hand und die Nummer der Kriminalpolizei Hämeenlinna auf dem Display. Nachdem er die Taste mit dem grünen Hörer gedrückt hatte, verkündete Kukkamäki:
    »Aufgrund des Aufgedunsenheitsgrades der Leichen wage ich die Schlussfolgerung, dass die Verständigung einer Ambulanz nicht mehr vonnöten ist.«

9
    Als Allu mit der dampfenden Pizzaschachtel in der Hand im Gewerbegebiet Kantola aus dem Taxi stieg, sah ihn der Fahrer lange an. Vielleicht war es nicht üblich, dass für eine Fahrt zum Clubraum der Schwarzen Engel eine Quittung verlangt wurde.
    Allu schob sie zu der Quittung für die Pizza in die Tasche und blickte in die Überwachungskamera am Tor.
    »Warte kurz«, kam es aus dem Lautsprecher im Torpfosten. Das war Hurme.
    Zum Glück war Allu die alte Frau Rauhala eingefallen, die in Leilas Nachbarschaft in der Hallituskatu wohnte. Die überwachte zwar jeden, der sich im Treppenhaus bewegte, aber irgendwie musste der Mensch sich ja die Zeit vertreiben. Allu hatte durchaus Verständnis für den Wissensdurst der alten Dame. Auf die gleiche Weise hatte auch er jahrelang Informationen aus allen möglichen Quellen gesammelt, das Wahrscheinlichste herausgefiltert und als Handelsware eingesetzt, bei den Bullen wie bei seinen Amtsbrüdern auf der kriminellen Seite. Oft hatten dabei seine Freiheit und sein Leben auf dem Spiel gestanden, aber bis jetzt war es ihm gelungen, beides zu behalten. Nebenbei hatte er sich ein bisschen was für die Kaffeekasse verdient.
    Die alte Rauhala hatte Valto gern in ihre Obhut genommen. Sie hatte selbst drei Kinder, aber die waren schon erwachsen und hatten ihre Mutter vergessen. Ihren Mann habe sie auch schon beerdigt, hatte sie Allu erklärt, jedoch erst nachdem er gestorben sei. Allu meinte, das sei eine kluge Entscheidung gewesen. Was könne man schon mit einem toten Mann anfangen.
    »Ich könnte gut und gern abtreten, mich würde keiner vermissen, aber Unkraut

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