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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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vergeht nicht«, sagte die Alte.
    Na, jetzt wurde sie gebraucht. Sie sagte, sie heiße Siiri mit Vornamen, und notierte sich Allus Handynummer mit einem dicken schwarzen Filzstift auf der Tapete im Flur, über dem Telefon mit den großen Tasten. Direkt unter der Notrufnummer.
    Valto verstand sich sofort bestens mit Oma Siiri. Er zog sie am Schnurrbart, und als sie ihm deswegen mit dem Finger drohte, biss Valto zu. Die wachsenden Zähnchen waren bereits scharf, aber Siiri konnte ihren Finger noch rechtzeitig in Sicherheit bringen.
    Allu stellte die Windeltüte und die Tasche mit Essen und Kleidern neben der Tür ab, tätschelte dem Jungen den Kopf und sagte:
    »Der Papa kommt bald wieder.«
    »Opa«, sagte Valto und klammerte sich an Allus Ärmel.
    »Der Opa ist nicht da. Spiel mit Siiri.«
    Allu löste die kleinen Finger von seinem Ärmel, legte sie auf den Arm der alten Frau und schlüpfte zur Tür hinaus. Vor der Tür lauschte er und hörte weinerliches Schreien, aber nicht lange. Dann schrie die Alte auf.
    »Nimm die Telefonschnur aus dem Mund!«
    Allu verzog sich in den Fahrstuhl und drückte auf E.
    Während der Taxifahrt nach Kantola stellte er zu seinem Erstaunen fest, dass er sich gar keine Gedanken darüber machte, warum Hurme ihn zu sich bestellte. Mehr Sorgen bereitete ihm die Frage, ob Siiri mit dem Jungen fertigwürde. Und der Junge mit ihr.
    »Al Capone, was?«, fragte der fette Typ in der Latzhose hinter dem Maschendrahttor. Er hieß Hölttä.
    Allu wollte schon abwehren, da kapierte er, dass die Pizza gemeint war, und nickte. Hölttä öffnete das Tor mit dem Schlüssel, den er um den Hals hängen hatte. Hinter seinen runden Brillengläsern schwammen traurige, blaugrüne Augen, das schüchtern lächelnde Gesicht zierte ein heller Lockenbart wie beim Weihnachtsmann. Die langen, welligen Haare reichten bis auf die Schultern.
    Allu kannte Hölttä, der jünger war als er, ungefähr dreißig. Er war quasi der Sekretär von Hurme, aber auch ein gnadenloser Kämpfer mit allen Waffen. Einmal hatte Allu ihn bei der Sache gesehen. Es hatte schwer geschwabbelt, als Hölttä in der Seitengasse zwischen dem Lokal Zur Mühle und dem Amtsgericht einen Typen mit einem Billard-Queue fertigmachte, der um mehr Stoff gebettelt hatte, obwohl er pleite war und die vorige Ration noch bezahlen musste. Zum Schluss durchsuchte Hölttä den Kerl, fand tatsächlich einen Zwanziger bei ihm, wischte am Kapuzenpulli des Typen das Blut vom Queue ab und ging, als wäre nichts gewesen, wieder in die Mühle zurück, um mit Allu die Partie zu Ende zu spielen, bei der es um ein Bier als Einsatz ging.
    Allu hatte damals verloren, weil er kein Bier trinken wollte, das mit Blutgeld bezahlt worden war. Normalerweise war es ihm egal, woher das Geld kam, aber in dem Fall war das doch zu happig.
    Das Hauptquartier der Schwarzen Engel war ein altes Werkstattgebäude aus rotem Backstein, ausstaffiert mit dunklen Holzpaneelen, schwarzem Leder und dicken Samtvorhängen. An einem Ende lag die große Halle, in der Vans renoviert und getunt, Billard gespielt, Musik gehört und getrunken wurde, am anderen Ende waren kleinere Räume, der Saunatrakt sowie Hurmes Büro und die Küche untergebracht. An die zehn Lederwestenengel mit bärtigen Gesichtern waren anwesend, die ältesten um die fünfzig, die jüngsten gerade mal im Führerscheinalter. Zwei zwanzigjährige Jeansbräute hatten sich mitnehmen lassen, um mit dem Feuer zu spielen, sie ließen mit ein paar Kerlen an der Bar einen Joint kreisen.
    Hölttä und Allu waren für die anderen Luft. Und zwar geruchsfreie Luft.
    Der Billardtisch stand verlassen da. Hölttä führte Allu daran vorbei zur Tür von Hurmes Büro und klopfte an das Schild mit der Aufschrift »Privat«.
    »Findet das Treffen auf dem Klo statt?«, fragte Allu.
    Hölttä antwortete nicht, sondern lächelte nur zerstreut. Als es hinter der Tür knurrte, machte er auf und bedeutete Allu, hineinzugehen. Die Tür fiel energisch hinter Allu ins Schloss.
    Jalousien dämpften das Tageslicht und sorgten für gestreiftes Halbdunkel im Raum. An der Decke hing eine alte Schusterlampe, die so aussah, als wäre sie tatsächlich einmal von einem echten Schuster benutzt worden.
    Der glatzköpfige Riese mit den Stoppeln im Gesicht erhob sich hinter seinem Schreibtisch, um Allu die Hand zu geben, nahm die Pizzaschachtel in Empfang und deutete auf den schweren dunkelbraunen Ledersessel vor dem Schreibtisch. Drei solcher Sessel standen nebeneinander.

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