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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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Kirchensteuer bezahlt, wie die Mutter gelebt hatte. Am Montag nach deren Beerdigung war sie aber sofort ins Pfarramt gegangen und hatte ihren Platz im Himmel gekündigt. Der Pfarrer hatte sie gefragt, ob sie das Gefühl hätte, von Gott betrogen worden zu sein, weil er den Tod ihrer Mutter zugelassen hatte. Leila fand die Frage extrem bescheuert. Ein Märchenwesen konnte nichts zulassen. Oder jemanden betrügen. Nein, wenn der Tod kam, war es das. Man lebte einmal und dann nicht mehr. Sinnlos, die Hoffnung auf ein Paradies aufrechtzuherhalten, oder auf die Hölle oder wenigstens auf das Fegefeuer. Oder auf die Seelenwanderung. Nach dem Ende kamen nur noch die Fliegenlarven und sonstige Aasfresser. Das hatte sie mit eigenen Augen gesehen.
    Der Pfarrer war still geworden, hatte etwas von der abstumpfenden Wirkung ihres Berufs genuschelt und Leilas Namen von der Liste der Geretteten gestrichen.
    Leila hatte beim Verlassen des Pfarrhauses große Erleichterung gespürt. Von nun an durfte sie mit dem eigenen Gehirn denken.
    Bei Beerdigungen fragte sie sich immer, warum daraus so eine Show gemacht wurde. Warum hielt man überhaupt welche ab? Den Körper zu Asche und die Asche in die Urne. Wozu brauchte man da einen Pfarrer? Für die Hinterbliebenen natürlich. Und warum auch nicht, wenn es sie tröstete. Leila kam es bloß total nutzlos vor.
    Valto schien auch nicht zu begreifen, was das Ganze für einen Sinn haben sollte. Während der Lieder stieß er auf Leilas Schoß Zwischenrufe aus und Leila biss sich auf die Lippe, und als der Pfarrer nicht aufhörte zu reden, wollte der Kleine durch den Raum spazieren und drohte zu schreien, wenn man ihn nicht ließ. Das Versprechen auf eine süße Belohnung wirkte nur kurz.
    Nach der Kranzniederlegung erlaubte Leila dem Jungen dann, sich die Beine zu vertreten. Sie folgte ihm in den hinteren Teil der Kapelle, um ihn wieder nach vorn holen, da fiel ihr an der Tür ein Mann im schwarzen Mantel auf. Sie wollte schon die Hand zum Gruß heben, als sie begriff, dass es gar nicht ihr Pate sein konnte, der da an der Tür stand, weil er ja vor dem Altar im Sarg lag.
    Schon wurde das letzte Lied angestimmt. »Oh ich armer Wanderer auf Erden ...« Tuomari Nurmio hatte daraus eine Blues-Nummer gemacht, erinnerte sich Leila, und Veke hatte Nurmio immer gemocht. Der Mann im schwarzen Mantel wandte sich ab und setzte einen schwarzen Hut auf.
    Etwas an dem Mann erinnerte Leila an Veke. Vielleicht war es einer, der Veke vom Spieltisch her kannte, oder ein ehemaliger Zellengenosse. Leila schnappte sich Valto und rannte dem Mann hinterher. Eine Gedenkfeier mit Leichenschmaus war nicht geplant, aber falls der Mann Veke gekannt hatte, wollte Leila mit ihm reden. Sie wollte ihren Patenonkel wenigstens nach dessen Tod etwas besser kennenlernen.
    Als sie in den Vorraum kam, fiel die Außentür gerade zu. Valto fing an laut zu werden. Er wollte in die Kapelle zurück, aus der er gerade dringend hinausgewollt hatte. Leila beachtete ihn nicht, sondern lief ins Freie.
    Ein schwarzes Mercedes-Taxi fuhr in östlicher Richtung davon. Der Mann im schwarzen Mantel saß auf dem Rücksitz, den Hut tief im Gesicht, und winkte Leila zu.
    Leila blieb verblüfft stehen. Wusste der Mann, wer sie war?
    Sie rannte die Treppe hinunter und zur Straße, um sich das Nummernschild des Taxis einzuprägen, bevor es im Verkehr verschwunden war.
    »Opa«, sagte Valto und winkte dem Mercedes nach.
    Leilas Renault stand auf dem Parkplatz an der westlichen Seite des Friedhofs. Bis dahin waren es mehrere hundert Meter. Selbst wenn sie gerannt und danach mit Valto an Bord in vollem Tempo losgerast wäre, hätte sie das Taxi in einer Stadt wie Tampere wohl kaum ausfindig gemacht.
    Mit Hilfe des Nummernschilds könnte sie allerdings im Nachhinein herausfinden, wo der Fahrer den Mann hingebracht hatte. Auch wenn das einige Mühe kosten würde.
    »Wo bist du auf einmal hingerannt?«, fragte Aaltonen von der Kapellentür aus. »Ist dem Jungen schlecht geworden?«
    »Ich dachte, ich hätte ein Gespenst gesehen«, sagte Leila und blickte noch einmal in die Richtung, in der das Taxi verschwunden war.
    »Komm mit dem Jungen zum Kaffeetrinken zu mir. Raija will auch kommen. Oder?«
    Raija machte eine Handbewegung
    »Von mir aus. Heute Abend habe ich eine wichtige Verabredung, aber bis dahin bin ich frei wie ein Vogel. Sollten wir auf dem Weg in Vehoniemi Krapfen holen, zur Erinnerung an Veke?«
    Leila, Valto und Aaltonen hatten nichts

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