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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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dagegen.
    Auf dem Parkplatz stellte Leila fest, dass Raija und Aaltonen zusammen zur Beerdigung gekommen waren.
    »Um Benzin zu sparen«, erklärte Aaltonen hastig.
    Leila hatte allerdings den Eindruck, dass es für die beiden noch mehr Gründe gab, zu zweit in einem Auto zu fahren, aber vielleicht war sie nur neidisch, weil die gemeinsamen Fahrten mit Allu vermutlich passé waren.

32
    »Du bist wahrscheinlich irgendwo falsch gefahren«, sagte Allu.
    »An der vorigen Kreuzung hätten wir links abbiegen müssen«, vermutete Jarkka. »Aber du hast gesagt, rechts.«
    »Fragen wir die Oma da.«
    Allu stieg aus, Jarkka stellte den Motor des Land Cruiser ab. Inzwischen fiel nasser Schnee, der in den Haaren und an den Kleidern hängen blieb und das Gesicht feucht werden ließ. Auf dem Rasen schmolz er, auf Sand bildete sich eine weiße Gazeschicht, die allmählich dichter wurde. Allus Schritte knirschten noch nicht, aber es entstanden bereits Fußspuren.
    Sie waren an das Ende einer schmalen, unasphaltierten Straße gelangt, zu einem niedrigen Häuschen mit Pultdach. Ringsum lagen ein, zwei Hektar schwarzer, umgepflügter Kartoffelacker und dahinter ein düsterer Fichtenwald. An einem Ende des Hauses stand ein roter Holzschuppen und davor ein grüner Wäscheständer mit Rostflecken, so ein Drehmodell. Rosa Wäsche hing daran. Hauptsächlich Unterwäsche im Oma-Stil.
    Der helle Putz des Hauses war stellenweise abgeblättert und gab den Blick auf groben, roten Backstein frei. Blattlose, dunkelrote Ranken klammerten sich an die Wände, als wollten sie das kleine Haus erwürgen. Die Dachrinnen waren verrostet, dunkelbraune Birkenblätter und Fichtennadeln an ihren Rändern festgefroren.
    Die Verandafenster waren beschlagen, die Haustür stand offen. Eine verschrumpelte Frau mit Kopftuch bückte sich davor, pickte im matten Licht Kartoffeln aus einer Eldorado-Kiste und legte sie in eine Emailleschüssel. Das Rheuma hatte ihre Hände unnatürlich verkrümmt. Es sah aus, als wäre ein miserabler Zeichner am Werk gewesen. Sie musste die Kartoffeln mit beiden Händen anfassen, und es fiel ihr schwer, sie wieder loszulassen.
    »Wie kommt man von hier zum Knechthaus von Kolkonperä?«
    Die Frau nahm keinerlei Notiz von Allu. Nachdem sie ein halbes Dutzend kleiner Kartoffeln in die Schüssel befördert hatte, deckte sie die Kiste mit einer alten Zeitung ab und schob sie unter einen Tisch. Dann griff sie nach der Schüssel und nach der Türklinke und begab sich ächzend in halb aufrechte Position. Ihren Rücken drückte es dabei schief und bucklig nach links.
    Als sie Allu am Fuß der Eingangstreppe stehen sah, erschrak sie und stieß einen seltsam atemlosen Schrei aus.
    »Guten Tag«, sagte Allu. »Wir wollen zum ehemaligen Knechthaus von Kolkonperä.«
    Die Alte stellte die Schüssel auf den Tisch und fuchtelte mit den Händen. Dabei gab sie kleine, diffuse Töne von sich, die an eine Fledermaus erinnerten. Sie selbst registrierte sie vermutlich nicht einmal, aber bei Allu richteten sich alle Härchen auf.
    Als sie fertig war und Allu fragend ansah, breitete er die Arme aus und zuckte mit den Schultern.
    »Tschuldigung. Ich hab kein Wort verstanden.«
    Eine zweite Tür zur Veranda ging auf, und ein dichter weißer Haarschopf, der eventuell einmal nach hinten gekämmt worden war, schob sich durch den Türspalt. Unter dem langen Pony linsten zwei hellgraue Augen hervor. Darunter machten sich eine Kartoffelnase und ein stoppeliges Kinn breit, in dem ein Mund wie eine Wunde mit rauem Rand klaffte.
    »Ich kann dolmetschen«, brummte der Mann und wischte sich mit seinem dicken Daumen die Nase. Dem Ärmel nach zu schließen trug er eine violette Windjacke. »Ich heiß Kusti, das ist Tyyne. Sie ist taub, die Ärmste.«
    Tyyne zeigte Kusti die Faust, auch wenn sie mit ihrer Hand gar keine richtige hinbekam. Zu einem Treffer hätte viel gefehlt, aber Kusti wich trotzdem aus.
    »Nach Kolkonperä. Wie kommt man da hin?«, fragte Allu noch einmal.
    Tyyne fuchtelte, Kusti übersetzte:
    »Wollt ihr zu den Repos oder zu Veke? Zum Hof oder zum Knechthaus?«
    »Zu Veke.«
    In Kustis Augen blitzte es auf. Tyyne wedelte weiter mit den Händen, als er fortfuhr:
    »Ich würde euch ja fragen, ob ihr mich in die Ortsmitte mitnehmt, aber die Alte hat meine Hose versteckt. Und ohne Hose traue ich mich nicht.«
    »Die Hose versteckt?«, wunderte sich Allu.
    Kusti nickte. Er hielt sich so weit hinter der Tür, dass man nicht sah, ob er eine Hose anhatte oder

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