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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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bedenken. »Sie verstehen etwas von Belauschen und Verheimlichen. Am besten sagen wir überhaupt nichts. Wir wissen, wohin wir zu gehen haben. Machen wir uns also auf den Weg und verlieren wir kein Wort darüber. Sie müssen sich dann damit abfinden und uns folgen.«
    »Jetzt können sie uns nicht hören, sie sind zu weit weg. Will, ich habe das Alethiometer auch gefragt, wie wir dorthin kommen. Es sagte, wir sollten immer dem Messer folgen, mehr nicht.«
    »Hört sich leicht an«, sagte der Junge. »Aber ich wette, dass es das nicht sein wird. Weißt du, was Iorek mir gesagt hat?«
    »Nein.«
    »Er sagte mir bei unserem Abschied, es würde sehr schwer für mich, aber ich könne es dennoch schaffen. Warum, das hat er mir nicht gesagt ... Das Messer ist zerbrochen, weil ich an meine Mutter gedacht habe. Deshalb darf ich mich jetzt nicht mehr an sie erinnern. Aber ... Das ist, wie wenn dir jemand sagt, du sollst nicht an Krokodile denken. Gerade dann ... «
    »Ja, aber gestern Abend hast du die Öffnung ohne Schwierigkeiten schneiden können.«
    »Nun, weil ich müde war, vermute ich. Na, wir werden ja sehen. Und wir folgen einfach dem Messer?«
    »So lautet die Anweisung.«
    »Dann können wir auch gleich losgehen. Allerdings haben wir fast keinen Essensvorrat mehr. Wir müssen erst noch etwas zum Mitnehmen finden, Brot oder Obst oder sonst etwas. Zuerst schneide ich eine Öffnung in eine Welt, wo wir etwas zu essen kriegen können, und dann machen wir uns auf die eigentliche Suche.«
    »Gut«, sagte Lyra und freute sich, wieder mit Pan und Will unterwegs zu sein.
    Sie kehrten zu den Spionen zurück, die wachsam und mit aufgeschnalltem Gepäck neben dem Messer saßen.
    »Wir hätten gern gewusst, was ihr vorhabt«, sagte Salmakia.
    »Wir kommen jedenfalls nicht mit zu Lord Asriel«, beschied Will sie. »Wir müssen erst etwas anderes erledigen.«
    »Und ihr wollt uns nicht sagen, was das ist, obgleich doch klar ist, dass wir euch nicht daran hindern können?«
    »Nein«, sagte Lyra, »weil Sie es dann doch bloß weitererzählen würden. Sie müssen uns folgen, ohne zu wissen, wohin wir gehen. Natürlich können Sie jederzeit aufgeben und zu Lord Asriel zurückkehren.«
    »Das werden wir sicherlich nicht«, sagte Tialys.
    »Wir brauchen eine Garantie«, sagte Will. »Sie beide sind Spione, also zur Unehrlichkeit verpflichtet, das ist Ihr Beruf. Wir wollen sicher sein, dass wir Ihnen trauen können. Gestern Nacht waren wir alle zu müde, um darüber nachzudenken, aber nichts könnte Sie davon abhalten, uns im Schlaf zu stechen und wehrlos zu machen, um dann Lord Asriel mit dem Magnetstein -Dingsbums zu benachrichtigen, oder? Nichts wäre leichter für Sie. Wir brauchen also eine Garantie, dass es nicht dazu kommen wird. Ein bloßes Versprechen reicht uns nicht.«
    Die beiden Gallivespier bebten vor Zorn über diesen Angriff auf ihre Ehre.
    Tialys, der sich rasch wieder im Griff hatte, sagte: »Wir akzeptieren keine einseitigen Forderungen. Ihr müsst uns etwas als Gegenleistung geben. Wenn ihr uns eure Absichten offenlegt, dann überlasse ich den Magnetstein-Resonator eurer Obhut. Ihr gebt ihn mir zurück, wenn ich eine Nachricht zu übermitteln habe. So wisst ihr immer, wann dies geschieht, und wir können den Apparat nie ohne euer Einverständnis benutzen. Das soll unsere Gewähr sein. Und nun sagt uns, wohin ihr gehen wollt und warum.«
    Will und Lyra verständigten sich durch einen Blick.
    »Abgemacht«, sagte Lyra. »Das ist ein fairer Vorschlag. Und so lautet unser Vorhaben: Wir gehen in die Welt der Toten. Zwar wissen wir nicht, wo die liegt, doch das Messer wird den Weg dorthin weisen. Soweit unser Plan.«
    Die beiden Spione betrachteten die Kinder mit sprachlosem Staunen.
    Dann fasste sich Salmakia und meinte: »Was du da sagst, ergibt doch keinen Sinn. Die Toten sind tot. Punktum! Es gibt keine Welt der Toten.«
    »Das dachte ich früher auch«, sagte Will. »Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Immerhin können wir es mit Hilfe des Messers herausfinden.«
    »Aber warum?«
    Lyra schaute Will an und sah, dass er nickte.
    »Tja«, begann sie, »lange, ehe ich Will traf, und lange vor meinem Dauerschlaf habe ich einen Freund in Gefahr gebracht und er ist darin umgekommen. Ich dachte, ich würde ihn retten, dabei habe ich alles nur noch schlimmer gemacht. Im Schlaf träumte ich dann von ihm und dachte, vielleicht könnte ich etwas gutmachen, wenn ich dorthin ginge, wo er jetzt ist, und ihn um Verzeihung

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