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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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bis sie unsere Sprache ausreichend beherrscht. Unter denen, die ihr dabei geholfen haben, hat sich besonders Atal hervorgetan.
    Aber sie musste noch etwas anderes verstehen, und das war Sraf. Zwar wusste sie schon davon, doch sie konnte es nicht sehen wie wir. Dazu musste sie sich erst ein Instrument zum Hindurchschauen anfertigen.
    Nachdem ihr das gelungen ist, hat sie alle Voraussetzungen erfüllt, mehr über das zu erfahren, was sie zu unserer Rettung tun kann.
    Mary, bitte komm her zu mir.
    Mary fühlte sich schwindelig, unsicher und verwirrt, doch sie tat wie geheißen und stellte sich neben den alten Zalif. Sie gewann den Eindruck, nun ebenfalls etwas sagen zu müssen.
    Ihr habt mir alle das Gefühl gegeben, dass ich hier ein Freund unter Freunden bin. Ihr seid gastfreundlich und zuvorkommend. Ich kam aus einer Welt hierher, in der das Leben ganz anders ist. Gleichwohl kennen auch einige von uns Sraf, so wie ihr es kennt. Ich bin euch dankbar für eure Hilfe, dieses Instrument zu bauen, durch das nun auch ich Sraf sehen kann. Ich würde mich freuen, wenn ich euch in irgendeiner Weise helfen könnte.
    Sie sprach ungelenker als mit Atal und fürchtete, sich nicht richtig verständlich gemacht zu haben. Es war schwer, sich auf den richtigen Ausdruck zu konzentrieren, wenn man gleichzeitig reden und bestimmte Gesten ausführen musste. Doch ihre Zuhörer schienen sie verstanden zu haben.
    Sattamax sagte: Es tat gut, dich sprechen zu hören. Wir hoffen, dass du uns helfen kannst. Andernfalls weiß ich nicht, wie wir überleben könnten. Die Tualapi werden uns alle umbringen. Nie zuvor waren sie so zahlreich, und von Jahr zu Jahr werden es mehr. Irgendetwas muss auf der Welt schief gelaufen sein. Die meiste Zeit der dreiunddreißigtausend Jahre, in denen es uns Malefa gibt, haben wir die Erde, auf der wir leben, gehegt und gepflegt. Alles war im Einklang. Die Bäume wuchsen, die Weidetiere waren gesund, und selbst wenn hin und wieder die Tualapi bei uns einfielen, blieb doch ihre und unsere Zahl gleich.
    Doch vor dreihundert Jahren wurden die Bäume von einer Krankheit befallen. Wir betrachteten sie mit Sorge und pflegten sie mehr denn je, und dennoch brachten sie immer weniger Samenkapseln hervor. Sie warfen ihre Blätter frühzeitig ab und einige gingen ganz ein, was früher nie vorgekommen ist. Soweit wir auch in unserer Erinnerung zurückgehen, wir können hierfür keine Ursache finden.
    Gewiss, diese Entwicklung verlief langsam, aber so ist auch der Rhythmus unseres Lebens. Das haben wir erst gemerkt, seitdem du bei uns bist. Wir kennen Schmetterlinge und Vögel, aber ihnen fehlt das Sraf Du hingegen hast es, so seltsam du uns auch erscheinst; und obendrein bist du rasch und lebhaft wie Schmetterlinge und Vögel. Du erkennst, dass du etwas brauchst, um das Sraf zu sehen, und sogleich fertigst du aus den Stoffen, die wir seit Tausenden von Jahren kennen, ein für dich passendes Instrument an. Im Vergleich zu uns denkst und handelst du mit der Raschheit eines Vogels. So erscheint es uns und so haben wir erkannt, dass unser Lebensrhythmus langsam ist.
    Doch gerade daraus schöpfen wir auch unsere Hoffnung. Du siehst Dinge, die wir nicht sehen, du siehst Verbindungen und Möglichkeiten, die für uns unsichtbar sind, wie anfangs für dich das Sraf. Und weil wir keine Möglichkeit sehen, wie wir überleben könnten, hoffen wir, dass du uns helfen kannst. Wir hoffen, dass du der Ursache der Baumkrankheit rasch auf den Grund gehst und ein Heilmittel findest; wir hoffen auch, dass du einen Weg findest, wie wir mit den Tualapi, die so zahlreich und mächtig geworden sind, fertig werden.
    Und wir hoffen, dass dir das bald gelingt, sonst müssen wir alle sterben.
    Aus der Versammlung erhob sich zustimmendes Gemurmel. Alle Augen waren auf Mary gerichtet, die sich mehr denn je wie ein Wunderkind vorkam, auf dem hohe Erwartungen lasteten. Freilich fühlte sie sich auch geschmeichelt: Dass die Mulefa sie für rasch, lebhaft und erfindungsreich hielten, war neu und angenehm für sie, denn sie selbst hatte sich immer für langsam und umständlich gehalten. Doch zugleich spürte Mary auch, dass die Mulefa sich im Grunde schrecklich irrten, wenn sie ihr solche Fähigkeiten zuschrieben. Sie verstanden sie eigentlich nicht. Sehr wahrscheinlich würde sie die letzte Hoffnung der Mulefa nicht erfüllen können.
    Und dennoch, sie musste es einfach versuchen. Das erwarteten ihre neuen Freunde von ihr.
    Sattamax, sagte sie, und ihr anderen

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