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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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bäte. Und Will möchte seinen Vater wieder sehen. Sein Vater starb in dem Augenblick, als sich die beiden erkannten.
    Wissen Sie, Lord Asriel hätte dafür kein Verständnis, genauso wenig wie Mrs. Coulter. Wenn wir zu ihm gingen, müssten wir tun, was er wollte, und an Roger - so heißt mein Freund, der jetzt tot ist - würde er keinen Gedanken verschwenden. Aber für mich ist das wichtig. Für uns. Deswegen wollen wir das Abenteuer wagen.«
    »Kind«, sagte Tialys, »wenn wir sterben, ist alles vorüber. Es gibt kein Leben nach dem Tod. Du hast doch den Tod gesehen. Du hast Leichen gesehen und auch, was mit einem Dæmon geschieht, wenn der Tod naht. Er verschwindet. Was soll dann noch übrig bleiben, das weiterleben könnte?«
    »Genau das werden wir herausfinden«, sagte Lyra. »Und nachdem Sie nun unser Vorhaben kennen, nehme ich Ihren Magnetstein-Resonator mit.«
    Damit streckte sie die Hand aus und Pantalaimon, jetzt ein Leopard, stand auf und fegte mit dem Schwanz, um ihrem Verlangen mehr Nachdruck zu verleihen. Tialys schnallte die Gerätetasche wieder ab und legte sie in die offene Hand des Mädchens. Sie war erstaunlich schwer. Gewiss, für Lyra war es keine Bürde, aber sie wunderte sich über die Kraft des kleinen Mannes.
    »Und wie lange, meint ihr, wird diese Expedition dauern?«, fragte der Chevalier.
    »Keine Ahnung«, sagte Lyra. »Wir wissen nicht mehr darüber als Sie auch. Also gehen wir hin und sehen es uns an.«
    »Zuerst einmal müssen wir Wasser und etwas zu essen auftreiben«, sagte Will, »etwas, das leicht zu tragen ist. Dazu muss ich eine geeignete Welt finden, und erst dann können wir auf brechen.«
    Tialys und Salmakia stiegen auf ihre Libellen, hielten sie aber noch am Boden. Die großen Insekten brannten darauf, loszufliegen, aber ihre Reiter beherrschten sie vollkommen. Lyra sah sie zum ersten Mal im Tageslicht und bewunderte die Feinheit der grauen, seidigen Flanken, die silbernen Steigbügel und die zierlichen Sättel.
    Will nahm das Messer und spürte die starke Versuchung, mit der Spitze nach dem Punkt zum Übergang in seine heimische Welt zu suchen: Er hatte immer noch die Kreditkarte bei sich, könnte ihm bekanntes Essen besorgen, sogar Mrs. Cooper anrufen und nach seiner Mutter fragen ... Im gleichen Augenblick gab die Messerklinge ein Geräusch von sic h, wie wenn man einen Nagel über einen rauen Stein zog. Das Herz wäre ihm beinah stehen geblieben. Wenn er die Klinge wieder zerbrochen hätte, wäre alles aus gewesen.
    Nach ein paar Sekunden versuchte er es erneut. Statt aber nicht an seine Mutter denken zu wollen, sagte er zu sich selbst: Ja, ich weiß, dass sie dort ist, aber ich werde sie einfach nicht beachten, während ich hier schneide...
    Und diesmal klappte es. Will fand eine andere Welt und schnitt mit dem Messer daran entlang, um eine Öffnung zu erhalten. Kurze Zeit später standen alle vor einem schmucken, sauberen Bauernhof irgendwo in einem nordischen Land, vielleicht Holland oder Dänemark. Der gepflasterte Hof war sauber gefegt, die Türen zu den Stallungen standen offen, und die Sonne schien von einem dunstigen Himmel herab. In der Luft hing ein Brandgeruch und dazu etwas anderes, Garstiges. Keine Zivilisationsgeräusche waren zu hören, aber von den Stallungen drang ein lautes Summen von solcher Stärke, als laufe dort eine schwere Maschine.
    Lyra schaute nach, und als sie zurückkam, war sie bleich im Gesicht.
    »Da im Stall sind ...«, sagte sie würgend und hielt sich eine Hand an den Mund, »vier tote Pferde und Millionen von Fliegen ...«
    »Sieh dorthin«, forderte Will sie auf und schluckte hart, »oder besser nicht.«
    Er zeigte auf die Himbeersträucher am Rand des Kräutergartens. Dort hatte er gerade die Beine eines Mannes entdeckt, die aus dem Gesträuch ragten, eines beschuht, das andere nicht.
    Lyra wollte sich das nicht aus der Nähe ansehen, aber Will schaute nach, ob der Mann vielleicht noch am Leben war und Hilfe brauchte. Danach kam auch er mit bleichem Gesicht zurück und schüttelte nur den Kopf.
    Die beiden Spione waren schon vor dem Haus, dessen Tür nur angelehnt war.
    Tialys kam und meldete: »Dort riecht es süßlicher«, und flog sogleich zurück über die Schwelle, während Salmakia die übrigen Gebäude erkundete.
    Will folgte dem Chevalier. Er trat in eine große altmodische Küche. In dem quadratischen Raum standen ein Büfett mit weißem Steingutgeschirr und ein sauber gescheuerter Tisch aus Tannenholz. Auf dem Herd stand

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