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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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war noch sehr klein, und es war vor der Zeit, als bei seiner Mutter diese Störungen auftraten. Er war krank. Die ganze Nacht, so schien es ihm, hatte sie im Dunkeln an seinem Bett gesessen und ihm Kinderlieder gesungen und Geschichten erzählt. Solange er ihre liebe Stimme hörte, wusste er, dass er sicher und geborgen war. Er konnte sie jetzt nicht im Stich lassen, würde sich sein ganzes Leben lang, um sie kümmern, wenn es nötig war.
    Und als ob Lyra erahnt hätte, was er dachte, sagte sie mitfühlend: »Ja, du hast Recht, das wäre schrecklich ... Mit meiner Mutter habe ich das nie so richtig erlebt ... Ich bin ja allein groß geworden, wirklich.
    Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mich irgendjemand in den Arm genommen und gestreichelt hätte. In meiner Erinnerung sehe ich immer nur Pan und mich, und sonst niemand. Mrs. Lonsdale hatte nichts übrig für Gefühle, sie war die Hausmutter in Jordan College und schaute darauf, dass ich immer sauber war, das war ihre einzige Sorge, ach ja, und auf die Manieren ... Aber dann in der Höhle, da hatte ich das Gefühl - oh, es klingt seltsam, Will, denn ich weiß ja, dass sie Schreckliches getan hat, aber ich hatte wirklich das Gefühl, dass sie mich liebt und sich um mich sorgt ... Sie muss geglaubt haben, dass ich, weil ich gar nicht mehr aufwachen wollte, dem Tod nahe sei - ich nehme an, dass ich mich mit irgendetwas angesteckt habe - aber sie hat sich die ganze Zeit über um mich gekümmert. Ich erinnere mich, dass ich ein- oder zweimal aufgewacht bin, und da hielt sie mich im Arm ... Daran erinnere ich mich ganz deutlich. So würde ich es auch tun, wenn ich ein Kind hätte.«
    Also wusste sie nicht, warum sie die ganze Zeit über geschlafen hatte.
    Sollte er ihr die Wahrheit sagen und ihre Erinnerung Lügen strafen?
    Nein, selbstverständlich nicht.
    »Ist das der Strauch?«, fragte Lyra.
    Das Mondlicht leuchtete so hell, dass man jedes einzelne Blatt erkennen konnte. Will brach einen Zweig ab und hatte sofort einen harzigen Geruch an seinen Fingern.
    »Und den Spionen sagen wir nichts von alledem«, fügte sie hinzu. Jeder lud sich einen Arm voll Zweige auf und dann kehrten sie zur Höhle zurück.

Die Schmiede
     
     

    Zur gleichen Zeit berieten sich die Gallivespier über dasselbe Thema. Nachdem sie einen nicht vorbehaltsfreien Frieden mit Iorek Byrnison geschlossen hatten, nahmen sie wieder ihren sicheren Platz oben auf dem Felsgesims ein. Während die Flammen immer höher züngelten und das Dröhnen des Feuers die Luft erfüllte, sagte Tialys: »Wir dürfen den Jungen nicht aus den Augen lassen. Sobald das Messer wieder repariert ist, müssen wir uns an seine Fersen heften.«
    »Er ist zu wachsam«, entgegnete Salmakia, »und hält überall nach uns Ausschau. Das Mädchen ist zutraulicher. Ich glaube, wir könnten es für uns gewinnen. Lyra ist naiv und lässt sich rasch begeistern. Wir könnten sie gefügig machen. Ja, Tialys, ich glaube, das sollten wir tun.«
    »Aber er hat das Messer. Nur er allein kann damit umgehen.« »Er wird ohne sie nirgendwohin gehen.«
    »Aber sie wird ihm überallhin folgen, wenn er das Messer wieder hat.
    Sobald die Klinge repariert ist, werden sie es bestimmt dazu benutzen, in eine andere Welt zu gelangen und uns zu entkommen. Hast du bemerkt, wie er ihr bedeutete, nicht weiterzusprechen, als sie noch etwas sagen wollte? Die beiden führen etwas im Schilde und sicherlich etwas anderes, als wir mit ihnen vorhaben.«
    »Wir werden sehen. Aber du hast Recht, Tialys. Wir dürfen den Jungen keine Sekunde aus den Augen lassen.«
    Beide verfolgten skeptisch, wie Iorek Byrnison die Werkzeuge in einer behelfsmäßigen Werkstatt zurechtlegte. Die Arbeiter, die in den Rüstungsbetrieben unter Lord Asriels Festung an mächtigen Schmelzöfen und Walzstraßen, an anbarischen Schmiedehämmern und hydraulischen Pressen arbeiteten, wären gewiss in Gelächter ausgebrochen, wenn sie das offene Feuer, den Steinhammer und den Amboss aus einer Platte von Ioreks Rüstung gesehen hätten. Aber der Bär war sich der Schwierigkeit seiner Aufgabe sehr wohl bewusst. Die traumwandlerische Sicherheit seiner Bewegungen verriet den Meister, und das dämpfte den Hohn der kleinen Spione.
    Dann kamen Lyra und Will mit den Ästen zurück. Iorek wies sie an, wie sie das Reisig ins Feuer legen sollten. Er sah sich jeden Zweig genau an, drehte ihn und sagte dann Will oder Lyra, in welchem Winkel sie ihn legen oder ob sie Stücke davon abbrechen und am Rand

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