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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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schweigend auf ihrem Felsensims.
    Dann drehte sich Iorek um.
    »Also gut, ich tue es«, sagte er, »aber nur unter einer Bedingung auch wenn ich das für einen Fehler halte. Mein Volk kennt keine Götter, Geister noch Dæmonen. Wir leben und sterben, das ist unser Dasein. Das Treiben der Menschen bringt uns nur Kummer und Not, doch ist uns die Sprache gegeben, wir führen Krieg und wir benutzen Werkzeuge. Vielleicht sollten wir Partei ergreifen. Aber Klarheit ist besser als Halbwissen. Lyra, befrage dein Instrument. Bringe in Erfahrung, worum du bittest. Wenn du es dann immer noch willst, werde ich das Messer wieder ganz machen.«
    Also holte Lyra das Alethiometer hervor und kauerte sich näher ans Feuer, um das Zifferblatt besser zu sehen. Das Ablesen dauerte diesmal länger als gewöhnlich. Als sie sich schließlich mit einem Seufzer aus ihrer Trance löste, sah sie die anderen mit besorgtem Gesicht an. 
    »Das Alethiometer hat sich noch nie so unergründlich geäußert«, sprach sie, »oder so vieles angedeutet. Ich glaube aber, dass ich es jetzt verstanden habe. Das Gerät sagte zuerst etwas über Gleichgewicht. Das Messer könne sowohl schaden als auch Gutes tun, das sei allein eine Frage des Gleichgewichts. Schon der kleinste Gedanke oder Wunsch könne den Ausschlag geben ... Und es sprach von dir, Will, meinte damit deine Gedanken oder Wünsche, nur sagte es nicht, was ein guter oder ein schlechter Gedanke sei.« 
    »Dann«, fuhr sie fort, und ihre Augen funkelten zu den Spionen hinüber, »sagte es: Ja, reparier das Messer.«
    Iorek schaute sie unverwandt an, dann nickte er einmal.
    Tialys und Salmakia stiegen von ihrem Felsensims herab, um genauer sehen zu können. »Brauchst du mehr Holz, Iorek?«, fragte Lyra. »Will und ich, wir könnten Holz holen gehen.«
    Will verstand, was sie meinte: Außer Hörweite der Spione könnten sie miteinander reden.
    »Etwas unterhalb des Pfades gibt es einen Strauch, der ein harzhaltiges Holz hat. Bringt mir davon, so viel ihr tragen könnt.« Lyra sprang sofort auf und Will folgte ihr.
    Der Mond schien hell, die Luft war beißend kalt. Der Pfad vor ihnen war eine Spur von Fußabdrücken im Schnee. Beide platzten vor Ungeduld. Sie sprachen aber nicht miteinander, bis sie sich weit genug von der Höhle entfernt hatten.
    »Was hat das Alethiometer noch gesagt?«, wollte Will wissen. »Etwas, was ich nicht verstanden habe und auch jetzt noch nicht verstehe. Es sagte, das Messer sei der Tod des Staubs, aber dann sagte es auch, nur dadurch könne der Staub weiter am Leben erhalten werden. Darauf kann ich mir beim besten Willen keinen Reim machen, Will. Aber es beharrte darauf, dass die Klinge gefährlich sei, hat das mehrmals betont. Das Gerät sagte, wenn wir - du weißt, worauf ich hinauswill -« »Wenn wir in das Land der Toten gehen -«
    »Ja - wenn wir das wirklich tun - dann könnte es sein, dass wir von dort nicht mehr zurückkehren, Will. Wir könnten dort zugrunde gehen ... «
    Er schwieg dazu, und sie folgten nun, in ihrer Begeisterung gedämpft, dem Pfad und suchten nach dem Strauch, von dem Iorek gesprochen hatte. Der Gedanke in ihr Vorhaben machte sie schweigsam. »Wir müssen es trotzdem wagen«, sagte Will schließlich, »oder?« »Ich weiß es nicht.«
    »Aber wir wissen doch jetzt, worum es geht, meine ich. Du musst mit Roger sprechen, und ich mit meinem Vater. Deswegen bleibt uns keine andere Wahl.«
    »Ich habe Angst«, sagte Lyra.
    Und Will wusste, dass sie das niemandem sonst gegenüber zugeben würde.
    »Hat das Alethiometer auch gesagt, was geschehen würde, wenn wir nicht dorthin gingen?«, fragte er.
    »Nur Leere, ein Nichts. Ich konnte mir wirklich keinen Reim darauf machen, Will. Aber ich glaube, es wollte damit sagen, dass wir es trotz allen Gefahren versuchen sollten, Roger herauszuholen. Doch es würde anders sein als damals, als ich ihn in Bolvangar rettete. Damals wusste ich nicht, was ich tat, ich probierte einfach etwas aus und hatte damit Glück. Außerdem haben mir so viele andere Leute, die Gypter und die Hexen, dabei geholfen. Aber dort, wohin wir jetzt gehen wollen, können wir mit keiner Hilfe rechnen. Und ich habe es gesehen - in meinem Traum - der Ort war - er war schrecklicher als Bolvangar. Deshalb habe ich solche Angst.«
    »Wovor ich mich fürchte«, sagte Will nach einer Weile, ohne sie anzuschauen, »ist der Gedanke, irgendwo stecken zu bleiben und meine Mutter nie wieder zu sehen.«
    Mit einem Mal kam ihm eine Erinnerung: Er

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