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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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führte, dass auch das flackernde Licht der Wandleuchter den dunklen Abgrund nicht erhellen konnte. Der Falke jagte an ihnen vorbei, schraubte sich immer tiefer in das Dunkel, ließ jedes Mal, wenn er an einem Leuchter vorbeisegelte, das Gefieder seiner Schwingen aufscheinen, bis er schließlich nur noch ein winziger Lichtpunkt war und schließlich ganz verschwand.
    Xaphania hatte zu Lord Asriel aufgeschlossen, so dass Mrs. Coulter nun neben dem afrikanischen König die Treppe hinunterstieg.
    »Verzeihen Sie mir meine Unwissenheit«, begann sie, »aber vor dem gestrigen Kampf in der Höhle habe ich noch nie von einem Wesen wie diesem Mann auf dem blauen Falkenweibchen gehört, geschweige denn eines gesehen ... Woher kommt er? Können Sie mir etwas über sein Volk berichten? Ich möchte ihn um nichts in der Welt beleidigen, aber wenn ich mit ihm rede, ohne irgendetwas über ihn zu wissen, könnte es leicht geschehen, dass ich mich ungewollt taktlos verhalte.«
    »Sie tun gut daran zu fragen«, sagte König Ogunwe. »Die Gallivespier sind ein stolzes Volk und ihre Welt entwickelte sich anders als die unsrige. Wir haben es hier mit zwei Formen von intelligenzbehafteten Lebewesen zu tun, uns Menschen und den Gallivespiern. Die Menschen dienen in ihrer Mehrheit dem Allmächtigen. Sie haben seit unvordenklichen Zeiten versucht, die Angehörigen des Zwergenvolks auszurotten, weil sie in ihnen den Teufel vermuteten. Daher können die Gallivespier Wesen unserer Größe immer noch nicht richtig trauen. Sie sind gnadenlose, stolze Krieger, gefürchtete Gegner und als Spione von unschätzbarem Wert.«
    »Steht Lord Rokes ganzes Volk auf Ihrer Seite, oder sind sie wie wir Menschen in Parteien geteilt?«
    »Einige haben sich auf die gegnerische Seite geschlagen, aber die meisten kämpfen mit uns.«
    »Und die Engel? - Wissen Sie, bis vor kurzem dachte ich, Engel seien eine Erfindung des Mittelalters, reine Märchengestalten ... Wenn man sich dann plötzlich von Angesicht zu Angesicht mit einem solchen ätherischen Wesen konfrontiert sieht, hat das doch etwas Verstörendes an sich, oder? Wie viele von ihnen haben sich denn Lord Asriel angeschlossen?«
    »Mrs. Coulter«, erwiderte der König. »Das sind genau die Dinge, für die sich ein Spion interessieren würde.«
    »Da wäre ich aber ein feiner Spion, wenn ich Sie so offen fragen würde«, entgegnete sie. »Ich bin eine Gefangene und könnte nicht von hier fort, selbst wenn ich ein sicheres Versteck hätte, in das ich fliehen könnte. Von nun an führe ich nichts mehr im Schilde. Sie haben mein Wort.«
    »Wenn Sie es sagen, will ich Ihnen das gern glauben«, sagte der König. »Engel sind schwerer zu verstehen als Menschen. Erstens sind sie nicht alle von derselben Art, und manche besitzen mehr Macht als andere. Dann gibt es unter ihnen komplizierte Bündnisse und alte Feindschaften, von denen wir wenig wissen. Der Allmächtige hat sie unterdrückt, seit er auf den Plan getreten ist.«
    Sichtlich schockiert blieb Mrs. Coulter plötzlich stehen. Der Afrikaner hielt ebenfalls an, weil er dachte, sie habe einen Schwächeanfall erlitten. Und tatsächlich warf das flackernde Licht der Wandleuchter gespenstische Schatten auf ihr Gesicht.
    »Sie sprechen so selbstverständlich davon«, sagte sie, »als handele es sich dabei um etwas, das jeder wissen müsste, aber ... Wie ist das möglich? Hat der Allmächtige nicht die Welten erschaffen? Er existierte doch vor allem anderen. Wie kann er da mit einem Mal auf den Plan treten?«
    »Das ist das Wissen der Engel«, sagte Ogunwe. »Auch manchem von uns stand eine gehörige Überraschung bevor, als wir erfuhren, dass der Allmächtige nicht der Schöpfer ist. Ob es einen Schöpfer gegeben hat oder nicht, entzieht sich unserer Kenntnis. Wir wissen nur so viel, dass sich der Allmächtige zu einem bestimmten Zeitpunkt zum Alleinherrscher aufschwang, und seither haben Engel rebelliert und Menschen gegen ihn gekämpft. Das hier wird die letzte Rebellion. Nie zuvor haben sich Engel, Menschen und Wesen anderer Welten verbündet. Wir haben die größte Streitmacht aller Zeiten versammelt, und doch reicht vielleicht nicht einmal die aus. Das bleibt eben abzuwarten.«
    »Aber was hat Lord Asriel vor? Auf welcher Welt befinden wir uns und warum ist er hierhergekommen?«
    »Er hat uns deshalb hier zusammengerufen, weil diese Welt leer ist. Hier gibt es kein intelligentes Leben. Wir sind keine Kolonialisten, Mrs. Coulter. Wir sind nicht als Eroberer,

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