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Das Bernsteinerbe

Das Bernsteinerbe

Titel: Das Bernsteinerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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erschrak. Studenten!
    Aufgebrachte Stimmen schallten herüber. Lina bekam es mit der Angst. Zum Weglaufen war es zu spät. Flach drückte sie sich gegen die Bude und hoffte, keinem der Burschen aufzufallen. Ähnliches musste Steutner gedacht haben. Im Schatten der Mauer drückte er sich wieder zu ihr heran, baute sich schützend vor ihr auf.
    Die Streithähne erreichten sie fast zur gleichen Zeit. Es waren nicht nur Studenten. Auch ein schwarzhaariger Mann mit blauem Rock war darunter. Ein Kurfürstlicher! Lina wurde übel. Das verhieß Ärger. Sie schien das Unglück regelrecht anzuziehen. Gebannt starrte sie mit Steutner auf die Gruppe. Es dauerte nicht lang, und das wüste Beschimpfen wurde von Handgreiflichkeiten begleitet. Dumpf hallten die Schritte und Rippenstöße durch die dunkle Nacht, böse klangen die Flüche darüber.
    »Du mieser Bastard!«, rief einer der Studenten und versetzte dem Kurfürstlichen einen Tritt. »Lass deinen Ärger nur heraus!«, höhnte der und hob die Fäuste. Die anderen Studenten umringten die Streithähne. Für Lina und Steutner wurde es schwer, Genaueres zu erkennen.
    »Prügel mich, du elender Buchstabenfresser«, setzte der Blaurock nach. »Würg mich, bring mich um. Deshalb aber wird dich die Kleine mit den wilden Locken immer noch nicht unter ihre Röcke lassen!« Er lachte auf. Sogleich versetzte der Student ihm eine schallende Ohrfeige. »Du räudiger Bastard! Schweig endlich!«
    Er gab dem Offizier einen weiteren Schlag ins Gesicht, ließ noch mehr Tritte und Rippenstöße folgen. Dem großgewachsenen Kurfürstlichen entschlüpfte nicht der geringste Mucks. Weder sackte er zusammen, noch wich er aus, um der Härte der Schläge zu entgehen. Die Studenten wurden unruhig. Bald machte der erste von ihnen Anstalten, wegzurennen. Der Blaurock wandte den Kopf und sah dabei zufällig in Linas Richtung. Leise schrie sie auf. Das war dieser Mathias!
    »Den kenne ich«, raunte sie Steutner zu. »Der war schon mal bei uns.« Verwirrt glotzte der Schreiber sie an. Da erst begriff sie, wie er das verstanden hatte. »Nein, nicht bei mir. Bei Carlotta natürlich. Seinetwegen hat sie doch den ganzen Ärger.«
    Ungeduldig nickte sie zu den beiden Gestalten, die reglos voreinander standen. Plötzlich kicherte Mathias gehässig los. Die Studenten nutzten die Gelegenheit und rannten davon, ließen ihren Kameraden allein bei dem Blaurock zurück.
    »Würde mich an deiner Stelle auch ärgern zu erfahren, dass mein Liebchen zu anderen schon williger gewesen ist.« Breitbeinig baute er sich vor dem Studenten auf, verschränkte die Arme vor der Brust und sah auf ihn hinab.
    »Ich sag dir, die hat Feuer im Blut. Du musst es nur zum Anheizen bringen, dann glüht sie auf und wird rasend. Wirst dich wundern, was sie dann zulässt. Eine Hure ist nichts dagegen. Die hat ihren Spaß und macht ihn dir auch.«
    Rums! Statt einer Antwort rammte der Student ihm die Faust in den Leib, setzte sofort mit dem Knie nach. Dumpf schallte der Hieb durch die Stille. Er stieß und trat, bis Mathias vornüberkippte. Jaulend sackte der großgewachsene Offizier zu Boden, rollte sich zusammen wie ein Igel. Dennoch gab der andere keine Ruhe und versuchte weiter, ihn mit Tritten zu verletzen.
    »Humbert!«, wisperte Lina entsetzt, »wir müssen etwas tun!«
    »Das sehe ich selbst«, knurrte der Schreiber, zögerte aber dennoch.
    »Tu was, sonst bringt er ihn um«, flehte Lina. »Du musst ihm helfen, sonst tue ich es!«
    Sie schob ihn beiseite. Das brachte Steutner zur Besinnung. Barsch zog er sie zurück und stürzte los. In wenigen Schritten stand er bei den beiden Streithähnen.
    »Nicht!«, rief er und zog den Studenten fort. »Hört endlich auf und kommt zur Besinnung.«
    Überrascht hob der Student den Kopf. Im selben Moment knallten Stiefelschritte über das Pflaster. Offenbar hatten die geflohenen Kommilitonen Hilfe geholt. Überrascht erkannte Lina den jungen Kepler unter den Neuankömmlingen. Außer Atem blieb er stehen, blickte nicht weniger erstaunt zwischen ihr, Steutner, dem Studenten und dem Kurfürstlichen hin und her. Blitzschnell drehte sich der Student um und rannte davon. Mathias blieb am Boden liegen.
    »Lasst mich sehen, was er hat«, erklärte Kepler und ging in die Knie. Doch ehe er sich versah, schnellte der auf dem Boden Liegende ins Sitzen hoch.
    »Kepler, mein Bester!«, lachte er auf. »Das ist aber mal eine Überraschung! Immer zur Stelle, wenn es um geprügelte Studenten geht, was? Schade nur,

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