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Das Bernsteinerbe

Das Bernsteinerbe

Titel: Das Bernsteinerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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geliebten Gemahl so überraschend verloren zu haben, musste Dorothea jemandem die Schuld daran zuschieben. Deshalb hat sie mich derart beschimpft. Ich glaube, sie wird damit aufhören, sobald ihr versichert wird, dass es keinesfalls an meiner Behandlung gelegen hat. Was gibt es Neues bei Mathias?«, wechselte sie das Thema. »Ihr habt ihn also gerade erstmals allein gelassen?«
    »Ich war bei ihm«, schaltete sich Adelaide ein. »Wir haben kurz miteinander gesprochen. Es ist alles nicht einfach für ihn. Er braucht noch viel Ruhe, um zur Besinnung zu kommen. Wenn es ihm bessergeht, haben wir beide einiges miteinander zu besprechen.«
    »Vor allem muss er sich überlegen, wie es mit ihm weitergeht«, ergänzte Carlotta.
    »Dann kommt er also nicht mehr zurück nach Königsberg?«, fragte Magdalena.
    Ihr Ton klang hoffnungsvoll. Eindringlich blickte Carlotta ihre Mutter an. Die verzichtete jedoch auf eine weitere Erklärung.
    »Wie es aussieht, wird Mathias die nächsten Jahre einen weiten Bogen um alle Gebiete des Kurfürsten schlagen. Schließlich wird ihm das nicht schwerfallen, reist er doch sehr gern, wie es scheint.« Christoph bemühte sich, dem Ganzen einen harmlosen Anstrich zu geben. Angesichts der vielen Ohren, die in der Offizin zuhörten, durften sie keinesfalls offen über Mathias’ Desertion sprechen. So lange wie möglich sollten die Nonnen und Hartung glauben, er gehöre zur Kaufmannszunft wie sie alle.
    »Wir sollten Helmbrecht in dieser Angelegenheit um Hilfe bitten«, dachte Adelaide laut nach. »Er hat Verbindungen in alle Himmelsrichtungen und wird Mathias gewiss verschiedene Möglichkeiten anbieten. Das hat er schon einmal getan, das wird er uns auch ein zweites Mal nicht abschlagen.«
    »Der gute Helmbrecht«, sinnierte Siegfried Hartung und besah sich seine Stiefelspitzen. »Er weiß in der Tat immer einen Rat. Manchmal erscheint es mir unfassbar, wo er überall in der Welt jemanden kennt, der ihm noch einen Gefallen schuldet.«
    »Es ist gut, dass es Menschen wie ihn gibt.« Magdalenas Tonfall wurde leiser. »Wir können gar nicht lange genug leben, um ihm für all seine Wohltaten zu danken. Selbstlos steht er uns seit Jahren zur Seite.«
    Überrascht horchte Carlotta auf. Magdalena spürte das und lächelte ihr zu. Damit war also auch dieser Kreis geschlossen. Froh erwiderte Carlotta das Lächeln.
    »Ich werde Helmbrecht gleich nachher beim gemeinsamen Mittagsmahl darauf ansprechen. Mir war, als stünden bei ihm Pläne ins Haus, in Krakau einige Beziehungen wiederaufleben zu lassen. Wird höchste Zeit, das in Angriff zu nehmen.«
    Hartung machte Anstalten, sich zu verabschieden. Kurz schweifte sein Blick noch einmal durch den Raum. Er nickte Pantzer und Christoph zu, verbeugte sich vor den Damen und marschierte mit dem Hut in der Hand hinaus.
    Noch bevor in der Apotheke alle wieder ihre Tätigkeit aufnahmen, hielt die aufgebrachte Stimme des Kaufmanns auf dem Flur sie wieder davon ab. Sein dröhnender Bass hallte in dem ehrwürdigen Gemäuer des Spitals laut wider. Gleich war zu hören, dass er umgedreht sein musste und mit eiligen Schritten geradewegs zur Offizin zurückkehrte.
    »Da ist etwas passiert!«, rief Pantzer überflüssigerweise und eilte zur Tür. Neugierig folgte ihm die Nonne, die Übrigen verharrten an ihren Plätzen.
    »Es hat sich nun alles verändert«, verkündete Hartung lauthals und wedelte mit einem Schreiben durch die Luft. Erst, als er bereits die Mitte des Apothekensaals erreicht hatte, tauchte Philipp Helmbrecht in der offen stehenden Tür auf. Sichtlich verlegen ob des Aufruhrs, den sein Kaufmannsgenosse verursacht hatte, hielt er sich im Hintergrund. Carlotta bemerkte, wie er der Mutter ein Zeichen gab, mit dem Kopf zu Christoph wies. Ihr Herzschlag stockte. Noch ehe Hartung ansetzte, die offenbar frisch eingetroffene Nachricht vorzulesen, wusste sie, dass etwas Schreckliches geschehen war. Schon stand Hartung neben Christoph, legte dem jungen Medicus die Hand auf die Schulter und suchte seinen Blick.
    »Mein lieber Kepler«, setzte er in mitleidigem Ton an.
    Christoph erstarrte. Carlotta verwünschte den Frauenburger Kaufmann ob seiner Tolpatschigkeit.
    »Was ist?«, presste Christoph heiser zwischen den Lippen hervor. »So, wie Ihr Euch aufführt, scheint es mich zu betreffen.«
    »Ja, leider. Euer armer Vater, der hochgeschätzte …«
    »Ist schon gut, spart Euch die Schnörkel.« Christoph wurde kalkweiß.
    »Euer Herr Vater ist zusammengebrochen und liegt

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