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Das Bernsteinerbe

Das Bernsteinerbe

Titel: Das Bernsteinerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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seiner Schätze Erics Handelsgeschick zu verdanken. Somit steckte in jedem der Abertausende von Schmetterlingen, Insektenlarven, Waffenschildern, Mineralien, Krügen und was auch immer noch in den Regalen lag, ein Stück von Eric. Zumindest hatte er es aufgetrieben, in Händen gehalten, über seinen Wert verhandelt. Verschämt wischte sich Magdalena die Augenwinkel. Endlich wusste sie, was er in den Jahren des Großen Krieges, von denen er nur so ungern erzählt hatte, wirklich getrieben hatte: seltsame Dinge aus aller Herren Länder für einen sammelwütigen Kaufmann am Frischen Haff besorgt! Kein Wunder, dass er stets mit allen Nationen gut zu Rande gekommen war, in allen Ecken der Welt Freunde gehabt und sich nicht sonderlich um die Gefechtslage gekümmert hatte.
    »Da wäre Besuch für die gnädige Frau«, unterbrach die Wirtschafterin ihre Träumerei. Wie bei einer Missetat ertappt, fuhr Magdalena hoch. Schon trat die Wirtschafterin beiseite und hieß Helmbrecht eintreten. Erleichtert lächelte Magdalena ihm entgegen.
    »Gott zum Gruße«, verbeugte er sich.
    »Bringt Ihr Nachricht aus Königsberg?«, fragte sie und fühlte, wie sich ihr Puls beschleunigte.
    »Nein.« Helmbrecht wandte das Gesicht ab. Statt seiner wundervollen bernsteinfarbenen Augen sah sie seine narbenübersäte Wange, konnte den ordentlich gestutzten Bart studieren und die tadellose Kleidung bewundern. »Das Wetter ist zwar gut, dennoch rechne ich nicht vor dem morgigen Sonntag mit dem Eintreffen eines Boten. Vergesst nicht«, fuhr er mit einem sanften Lächeln fort, »Eure Tochter und ihre beiden Begleiter sind erst Donnerstag früh aufgebrochen. Ungeübte Reiter brauchen für die Strecke selbst unter guten Bedingungen mindestens zwei Tage. Gestern Abend erst dürften sie am Pregel eingetroffen sein. Noch also gibt es nicht den geringsten Anlass, sich Sorgen zu machen.«
    »Ihr habt ja recht«, stimmte sie kleinlaut zu, »ich bin wie immer zu ungeduldig. Es ist wohl die Stille in diesem großen Haus, die mir so schwer auf dem Herzen liegt. Nichts lenkt mich hier von all den Grübeleien wirkungsvoll ab.«
    »Dabei dachte ich, Ihr studiert die Schätze, die unser verehrter Freund Hartung hierhergeschafft hat. Ich glaube, höchstens die Sammlung des geschätzten Morel in Eurer früheren Heimatstadt Frankfurt am Main ist dieser hier einigermaßen ebenbürtig.« Sein Lächeln wurde breiter. »Nein!«, er hob den Zeigefinger, »in einer Sache übertrifft der gute Morel unseren lieben Hartung. Erratet Ihr es?«
    »Spannt mich nicht auf die Folter, mein Bester. Mir gelingt es kaum, meine Gedanken zusammenzuhalten«, wich sie aus.
    Nur ungern ließ sie sich an Frankfurt erinnern. Die Begegnung mit Mathias und Adelaide hatte genug unliebsame Erinnerungen aufgewühlt.
    »Ihr seid nicht mit aller Aufmerksamkeit bei der Sache«, tadelte Helmbrecht scherzend. »Ist Euch noch nicht aufgefallen, was in Hartungs Wunderkosmos fehlt? Dabei ist das ein Schwerpunkt von Morels Sammlung.«
    »Bitte, mein Lieber, martert mich nicht mit alten Geschichten«, bat sie. Trotz des gutangefachten Ofenfeuers fror sie. Hände und Füße waren eiskalt, ihr schmächtiger Leib zitterte. Eng schlang sie die Arme um den Oberkörper.
    »Geht es Euch nicht gut?« Besorgt musterte er sie und trat näher.
    Sein Geruch betörte sie. Er hatte wieder Kaffee getrunken und geraucht. Es erinnerte sie an Eric. Ihr verstorbener Gemahl war diesen Genüssen ebenfalls nicht abgeneigt gewesen. Warum nur kam sie nicht von ihm los? Die schwarzen Einsprengsel in Helmbrechts Augen funkelten im Gegenlicht, die Flügel seiner großen Nase bebten leicht. Sie sollte endlich mit der Vergangenheit abschließen und sich dem Jetzt zuwenden.
    »Ich wollte Euch nicht lästig fallen«, fuhr Helmbrecht fort. »Ich finde es nur immer wieder erstaunlich, dass unser guter Freund Hartung zwar selbst ähnlich erfolgreich wie Ihr mit Bernsteinen handelt, aber kein einziges der ihm angebotenen, oft ausgefallenen Stücke je in sein Wunderkabinett aufgenommen hat. Was sagt Ihr dazu?«
    »So weit bin ich in all den Tagen noch gar nicht gekommen«, gab sie kleinlaut zu. »All die vielen Dinge, die es zu bestaunen gibt, haben mich hervorragend darüber hinweggetäuscht. Ohne Euren Hinweis wäre es mir vermutlich nie aufgefallen.«
    »Das Offensichtliche übersieht man allzu leicht«, stellte er fest und suchte ihren Blick. Das Bernsteingold seiner Augen glänzte. Sie spürte, wie es sie in Bann schlug, wie sie in den

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