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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich das Geschenk?
    Reise Er gut, Wachter, und komme Er gesund in Petersburg an. Sein König wird an Ihn denken –

PETER ALEXEJEWITSCH

    DIE PERSONEN:

Peter Alexejewitsch Romanow
Zar Peter I. der Große
Katharina Alexejewna
Zarin, Peters 2. Frau
Alexander Menschikow
Günstling des Zaren
Pjotr Schafirow
Günstling des Zaren
Lewon Uskow
Zwerg und Hofnarr
Alexej Petrowitsch
Zarewitsch, Sohn Peters I.
Friedrich Theodor Wachter
Betreuer des Bernsteinzimmers
Adele Wachter
seine Frau
Julius Wachter
sein Sohn
Fürst Dolgorukij
Berater Peters I.
Graf Wladimir Viktorowitsch Kubassow
Haushofmeister
Dr. Benjamin van Rhijn
Zweiter Hofarzt des Zaren

Ein kalter Winter war's gewesen, dieser Anfang des Jahres 1717. In Rußland lagen Eis und Schnee noch über Wäldern, Feldern, Hütten und Straßen, die Karren blieben noch in den Schuppen, und die Schlitten, die großen für den Transport, die kleinen für die Menschen, knirschten und kreischten über den festgestampften Schnee, gezogen von den kleinen struppigen Panjepferdchen mit den Glöckchen am Geschirr.
    Anders in Preußen. Hier begann – in diesem Jahr zwar langsam – schon der Frühling. Der aufgeweichte Boden hing schwer an den Rädern, und auf der Fahrt von Berlin nach Kolberg, wo ein Schiff nach Memel liegen sollte, rief man oft die Bauern aus den Häusern oder von den Feldern, um die Räder aus dem Lehm zu ziehen.
    Das besorgte mit scharfen Befehlen und oft auch mit den Schlägen eines langen Haselstockes, ganz im Sinne des Königs, der Leutnant Johann von Stapenhorst, der mit einer Abteilung Kürassiere vor, hinter und neben dem wertvollen Transport ritt. Friedrich Wilhelm hatte die schwere Reitergruppe in ihrem blinkenden eisernen Küraß, eine Art Brustpanzer, zum Schutz beigegeben, obwohl Wachter meinte, es sei nicht nötig.
    »Er hat eine zu gute Meinung von den Menschen!« hatte der König zu ihm gesagt. »Merke Er sich eins: Es gibt mehr Halunken als Beter, und selbst die Beter werden zu Halunken, wenn es sich lohnt, zu stehlen und zu betrügen. Sei Er immer auf der Hut, Wachter! Das Gesindel ist überall.«
    Und so wartete außerhalb des Schlosses die Abteilung Kürassiere auf das Bernsteinzimmer und nahm den Transport in ihre Mitte. Und so waren es nun zusammen mit den 108 Zugpferden und Wachters Apfelschimmel, den sechs Kutschpferden und den dreißig Kavalleriegäulen 145 Pferde, die nach Osten zogen. Leutnant von Stapenhorst schien keine Ahnung zu haben, was er da bewachen sollte, denn gleich nach der Begrüßung fragte er Wachter:
    »Was bringen wir denn da nach Kolberg? Ist es wertvoll?«
    Und Wachter antwortete knapp: »Fragen Sie den König, Leutnant. Ich kann Ihnen nichts sagen.«
    Die Fahrt bis Kolberg vollzog sich ohne Ereignisse bis auf den Schrecken, den jede als Übernachtung ausersehene Garnison bekam, wenn die Kolonne einrückte. 145 Pferde, 66 Männer, eine Frau, ein Kind und einen Hund zu versorgen, und das aus dem Magazinbestand der Garnison, rief bei allen Kommandeuren tiefe Seufzer hervor, aber sobald Wachter den schriftlichen Befehl – die Order – des Königs vorzeigte, brachte man heran, was der Transport brauchte. Ganz ohne Schwierigkeiten ging das plötzlich, bis auf Moritz, das Hundemonstrum mit dem braun-weiß gefleckten Fell und den blauen Augen. Als der Koch einer Garnison ihm einen schon faulig riechenden Knochen hinwarf, beschnupperte Moritz das stinkende Etwas, hob dann den Kopf, starrte den Koch an und flog plötzlich mit einem gewaltigen Satz auf ihn zu, verbiß sich in seinen linken Oberschenkel und ließ nicht mehr los. Es half kein Schreien und Schlagen, kein Abschütteln.
    »Ich bring sie um, die Bestie!« schrie der Gebissene. »Wartet nur ein wenig, ich hole mein Messer. Abstechen werd ich das Vieh!«
    »Einen faulen Knochen habt Ihr ihm gegeben!« sagte Wachter streng. »Das beleidigt ihn.«
    »Will er etwa ein gebratenes Hühnchen haben?« brüllte der Koch.
    »Das wär schon was. Da hätte er Euch die Hand geleckt. Mein Moritz hat eine menschliche Seele.«
    Dieser Ausspruch verbreitete sich schnell in der Garnison. Am Abend, als die Offiziere unter sich waren, fragte der Kommandeur, ein Obrist, den Leutnant von Stapenhorst: »Wer ist dieser Wachter?«
    »Ein Vertrauter des Königs … so nimmt man an. Er hat alle Vollmachten in der Tasche. Sein Pferd ist aus dem königlichen Stall. Eine undurchsichtige Person.«
    »Hält's der König neuerdings mit Narren?«
    »Oberst, wir haben gelernt, nicht zu fragen, sondern zu

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