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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gegend, über Funk wurde der ungeheure Vorfall zur 3. Armee gemeldet. General Patton schrie herum, erließ den Befehl der strengsten Geheimhaltung, so geheim, daß Eisenhower erst viel später davon erfuhr … die drei Lastwagen blieben verschwunden, als hätten sie sich in Luft aufgelöst.
    Die Fahrer waren: Larry Brooks, Joe Williams und Noah Rawlings.
    »Die besten Burschen, die wir haben!« sagte der Transportkommandant, ein Colonel. »Was ist denn da passiert?«
    Zwei Tage stockte der Konvoi, zwei Tage und Nächte wurde gesucht, Hubschrauber überflogen das Gebiet, so niedrig es möglich war, wie Ameisen tuckerten die Jeeps durch das Land. Nicht eine Spur fand man … eine Jeep-Besatzung stieß am zweiten Tag in einem Waldstück südlich von Alsfeld auf den toten Noah Rawlings. Er hatte ein Loch in der Stirn, lag da mit bloßem Oberkörper, und in seine glänzende, schwarze, muskulöse Brust war ein großes Hakenkreuz eingeschnitten.
    Für die Amerikaner war die Lage klar: Der deutsche ›Werwolf‹ hatte die drei Trucks geholt. Wie das möglich war, ohne einen Laut, vorbei an den Wachen, blieb das große Geheimnis. Dem ›Werwolf‹ war – man sah es ja – alles zuzutrauen. Wo Larry und Joe geblieben waren, wurde zum Rätsel. Hatte man sie mitgenommen? Hatte man sie wie Noah erschossen, aber besser versteckt? Die Suche wurde abgebrochen und dem amerikanischen Stadtkommandanten von Alsfeld übergeben. Der Konvoi fuhr weiter nach Frankfurt.
    Nur Fred Silverman stieß einen dumpfen, fast röchelnden Laut aus, griff sich an die Brust, als stehe plötzlich sein Herz still, und wurde bleich wie ein Leichentuch, als die Meldung in Merkers auf seinen Tisch kam.
    »Das Bernsteinzimmer –« stammelte er und sah dabei Mulligan aus entsetzten Augen an. »Bob … das Bernsteinzimmer war auf den drei Trucks. In zwanzig Kisten! Und vierzehn französische Impressionisten! Bob!« Und dann schrie er seine ganze Qual hinaus: »Das Bernsteinzimmer ist weg!«
    An diesem Abend besoff sich Silverman so, daß man glaubte, er werde an Alkoholvergiftung sterben. Er schüttete den Whiskey in sich hinein, als sei er ein Faß ohne Boden. Besinnungslos fiel er um und wurde ins Militär-Hospital gebracht.
    Von da an interessierte ihn nicht mehr, was die Konvois vom 14. und 17. April aus der Grube von Merkers nach Frankfurt brachten. Ihn interessierten überhaupt keine neu entdeckten Lagerstätten der Nazis mehr … er kannte nur noch eins: die Suche nach dem Bernsteinzimmer – bis zum Ende seines Lebens.
    Das Bernsteinzimmer war ihm zum Schicksal geworden.
    Sie hielten auf einer kleinen Straße südlich von Alsfeld am Ufer des Flüßchens Antrift an, um kurz nachzusehen, was Noah im dritten Wagen tat und vor allem dachte. Bei der Abfahrt hatte er nichts gesagt … sein Master-Sergeant hatte es befohlen, also mußte es richtig sein. Aber mittlerweile mußte es auch einem simplen Geist wie Noah aufgefallen sein, daß irgend etwas nicht stimmte. Als Larry und Joe nach hinten kamen, hockte Noah mit nachdenklichem Gesicht hinter seinem Lenkrad und kaute auf seinem Gummi.
    »Alles okay?« fragte Joe. Noah schüttelte den Kopf.
    » No …«
    »Wo fehlt's denn?«
    »Joe, das ist doch ein krummes Ding, was wir hier machen.«
    »Unser Bibeljunge wacht auf!« Williams lachte. Er wartete, bis Noah aus dem Truck gesprungen war. Er war ein großer, athletischer Neger mit riesigen Armmuskeln, der einen Weltmeister im Boxen abgegeben hätte, wenn er nicht Angst vor Schlägen an den Kopf gehabt hätte. Als Kind hatten ihm weiße Jungen einen Stein an den Kopf geworfen, vier Wochen lag er im Hospital. Seitdem ließ er nichts mehr an seinen Kopf heran, auch wenn ihm Trainer und Manager vorrechneten, daß er Millionen Dollar verdienen könnte mit seinen Muskeln und seiner Bullenstärke.
    »Ich weiß nicht, was ihr vorhabt«, sagte Noah bedächtig. »Ihr habt mich da hineingezogen, ich bin an allem mitschuldig … also steht mir auch ein Drittel von allem zu. Egal, was.«
    »Unser Blackyboy kann rechnen.« Williams lachte wieder, aber es klang jetzt etwas rauher, mit einem gefährlichen Unterton. »Paß mal auf, Kleiner. Das hier ist ein Sonderkommando. Das ›Special of Joe Williams‹. Verstehst du?«
    » No .«
    »Ist auch nicht nötig. Für uns, Blacky, ist der Krieg zu Ende, wir sind vermißt, gehen eine Zeitlang in Deckung und tauchen irgendwann mal irgendwo wieder auf, wenn uns alle vergessen haben.«
    »Ich will nach dem Krieg nach Hause!« sagte

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