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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Goldhelm‹. Jeder kennt die ›Vier Apostel‹ von Albrecht Dürer. Und es gibt keinen, der sie nicht von Millionen Nachbildungen her kennt: die Büste der Nofretete. Hier, Sir –« Silverman machte eine weite Handbewegung – »hier lagern sie!«
    »Jesus!« sagte Eisenhower noch einmal, und diesmal war Erschütterung in seiner Stimme. »Dieser Tag wird in die Historie eingehen! Captain, ich möchte mir das näher ansehen.«
    Johannes Platow und Silverman führten Eisenhower, Patton und Bradley durch die Riesenhalle und einige Nebenräume. Sie sahen Gemälde, die man nur aus Kunstbüchern kannte, sie legten Bild nach Bild nur einer Kiste um und wußten, daß allein diese eine Kiste Millionen Dollar wert war, sie kauerten sich vor die großen Koffer mit den Monstranzen und hoben die Ikonen der berühmten Nowgoroder Schule in den Schein der Grubenlampen. Und sie sprachen kaum ein Wort, und wenn sie etwas sagten, redeten sie mit gedämpfter Stimme, als seien sie in einer Kirche. Auch Kunst kann stumm machen.
    Bei einem Stapel von zwanzig gefirnißten Kisten mit dicken Eisenschlössern, denen man an den abgestoßenen Ecken ansah, daß sie schon oft herumtransportiert worden waren, blieb Silverman stehen. Jetzt wurde sogar seine forsche Stimme etwas stiller, ja fast feierlich.
    »Auf den Kisten steht ›Wasserbaubehörde Königsberg‹«, sagte er. »Und sie haben alle einen roten Punkt. Wir waren erstaunt, da auch in der Liste genau diese Bezeichnung steht. Wieso lagert man Behördenakten ein? Eine Tarnung für geheime Reichssachen? Akten der SS oder des Außenministeriums? Unterlagen aus Hitlers Parteikanzlei? Alle Kunstwerte sind detailliert aufgeführt, und nun zwanzig Kisten einer Behörde? Das machte mich besonders neugierig, und ich habe eine Kiste aufbrechen lassen. Nur eine, Sir … die anderen wage ich nicht anzurühren. Geschützt durch Kissen, Federbetten und Decken kam das hier zum Vorschein.« Er nahm mit Hilfe von Mulligan und zwei MPs einen der schweren Deckel von der Kiste und winkte. Die Grubenlampen wurden hingehalten. Golden, in allen Farben, vom hellsten Gelb bis zum Schwarzbraun, schimmerte eine Wandtafel aus Bernstein: Mosaike und Schnitzereien, Girlanden und Rosetten, und umgeben von einem besonders prächtig geschnitzten Rahmen aus Bernstein ein geschliffener venezianischer Spiegel. »Das Bernsteinzimmer von Zar Peter dem Großen aus dem Katharinen-Palast von Zarskoje Selo, jetzt Puschkin, in der Vollendung des Hofarchitekten der Zarin Elisabeth, dem Italiener Rastrelli.« Silverman hielt den Atem an, ehe er fortfuhr: »Sir … Sie stehen vor einem der größten Wunderwerke der Kunst. Lenin nannte es ein nationales Heiligtum … ein Heiligtum des russischen Volkes.«
    »Wieviel Dollar?« fragte Patton nüchtern, während Eisenhower voll Ehrfurcht schwieg.
    »Unschätzbar, Sir. Dafür gibt es keine Wertangabe mehr. Wer könnte sagen, was die Sixtinische Madonna kostet?«
    »Und so was fällt in unsere Hand«, sagte Eisenhower leise. Mulligan und die beiden MPs stellten den Kistendeckel wieder vor die Wandtafel. »Das darf keinen Tag länger mehr hier lagern. Das muß sofort, ich sage sofort, in Sicherheit gebracht werden. Captain, alle diese Schätze hier sind auf schnellstem Wege nach Frankfurt zu bringen, in das Gebäude der Deutschen Reichsbank. Die Tresore dieser Bank sind erhalten geblieben. Die Gemälde, Figuren und die anderen Kunstgegenstände kommen in den Central Collecting Point Wiesbaden (Zentrale Kunstsammelstelle der US-Streitkräfte in Wiesbaden) und bleiben dort, bis über die Kunstbeute entschieden wird. Patton –«
    »Sir?« General Patton hob den Kopf.
    »Sie sorgen für die nötige Sicherheit der Transporte. Schärfste Bewachung. Es könnte zu Sabotageakten oder Überfällen kommen. Ich vermute, daß wir genau beobachtet werden.«
    »Es wird nichts passieren, Sir.« Patton lächelte breit. »Es wird sein, als verlagere man den amerikanischen Goldschatz aus Fort Knox.«
    Nach dem Abflug der Generäle kamen Joe Williams und Larry Brooks wieder zusammen. In der Kantine des Transportbataillons saßen sie sich bei Kaffee und Schokoladenkuchen gegenüber, rauchten eine Lucky Strike, und Joe kam auf das alte Thema zurück, daß auch der kleine Soldat der Sieger sei und seinen Anteil haben müßte. Sogar Vergleiche zog er, der kluge Junge:
    »Denk an Alexander den Großen, Larry-Boy«, sagte er. »Als der Persien eroberte, überließ er die Städte seinen Soldaten, und die konnten

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