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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nachdenklich gemacht.
    Dr. Findling zuckte dennoch zusammen, als Koch mit großer Betonung sagte:
    »Fahren Sie nach Puschkin und verhindern Sie, daß sich jemand anderes unser Bernsteinzimmer untern Nagel reißt.« Er sagte tatsächlich ›unser Bernsteinzimmer‹, als sei es schon in seinem Besitz.
    »Zunächst wird man mich gar nicht nach Puschkin lassen.« Dr. Findling trank wieder einen Schluck Kognak. »Das ist absolutes Kampfgebiet. Da kommt keiner rein, ein Zivilist sowieso nicht. Die erste Kontrolle wird mich schon festnehmen.«
    »Ich sorge dafür, daß Sie nach Puschkin kommen.« Erich Koch erhob sich, holte den Eiskübel mit den Weinflaschen von einem anderen Tisch und schüttelte den Kopf, als Bruno Wellenschlag aufsprang, um den Kühler zu tragen. Bei solchen Gesprächen verzichtete Koch auf seine ihn sonst bedienenden Ordonnanzen. Hier wollte er ungestört sein, ohne fremde Augen und Ohren, genau wie im Bett, wenn er sich schnaufend in den Spiegeln betrachtete. »Ich werde Bormann anrufen oder – das ist vielleicht am besten – gleich ins Führerhauptquartier fahren. In der ›Wolfsschanze‹ habe ich immer offene Türen. Und was heißt hier Führervorbehalt, Dr. Findling?! Natürlich wird der Führer für sein Riesending in Linz das Bernsteinzimmer von uns bekommen. Es sei denn, ich kann ihn überzeugen, daß das größte Kunstwerk aus Bernstein dorthin gehört, wo man den Bernstein findet … nach Ostpreußen, also nach Königsberg!«
    »Wissen Sie, was wir zum Abtransport brauchen, Herr Gauleiter?«
    »Sagen Sie es, Dr. Findling.«
    »Mindestens zwanzig Lastwagen.«
    »Haben wir!« Koch lachte und bog sich dabei nach hinten. »Wenn keiner sie hat, ich habe sie! Ganz offiziell. Ich werde eine ›Transportstaffel Koch‹ zusammenstellen, und dann geht's los, meine Lieben.« Er entkorkte die erste Flasche, eine Rüdesheimer Auslese von 1931, roch am Flaschenhals, goß sich einen Schluck ein, roch am Korken und in das Glas, nahm einen kleinen Schluck und kaute den Wein, ehe er ihn hinunterschluckte. »Ein Himmelströpfchen, wirklich«, sagte er mit echter Begeisterung. »Was gehört zum Schönsten dieses Lebens? Eine geile Frau, ein herrlicher Wein und –«
    »Und die nötige Potenz!« sagte Wellenschlag respektlos.
    »Bruno, hat es je daran gefehlt?!« Koch goß die Weingläser voll und stieß dann Wellenschlag die Faust in den Rücken. »Bist ja nur neidisch. Nach der ersten Nummer liegst du da und schnarchst. Ich werde erst ab Nummer vier so richtig munter! Prost! Auf unser Bernsteinzimmer!«
    Sie hoben die Gläser und stießen an. Dr. Findling seufzte innerlich. Er mochte solche Reden nicht, er fand sie ordinär und obszön, aber wer mit Koch auskommen wollte, mußte sich daran gewöhnen. Nicht einmal seine Nichte entging den anzüglichen Bemerkungen und vulgären Ausdrücken, mit denen Koch alle Frauen auf ihre Gebärfunktion reduzierte. Er fand das wunderbar und nannte es volkstümlich.
    Die Sauferei dauerte bis drei Uhr morgens.
    Dr. Findling tastete sich an den Wänden entlang durch die Schloßgänge bis zu seiner Wohnung, es fiel ihm schwer, sich aufrecht zu halten, zumal er größte Lust verspürte, auf allen vieren vorwärts zu kriechen. Aber er erreichte ohne Kratzer oder Beulen sein Zuhause, fiel neben seiner Frau aufs Bett, hatte keine Kraft mehr, sich auszuziehen, stammelte nur noch: »Wenn das gelingt … wenn das gelingt …« und schlief sofort ein. Das fast kindliche Lächeln blieb auf seinem Gesicht.
    Bruno Wellenschlag begleitete seinen Gauleiter zu dem Liebeszimmer, in dem die von ihm besorgte Frau schon seit Stunden wartete. Sie lag halb ausgezogen auf dem Bett und schlief. Eine hübsche Frau mit langen rötlichen Haaren.
    »Du bist ein Fachmann, Bruno«, sagte Koch und zog seine Jacke aus, streifte die Hosenträger herunter und begann, seine Hose aufzuknöpfen. »Genau das richtige zum Nachtisch. Und jetzt raus, du Zuhälter!«
    Wellenschlag verließ schnell das Zimmer. Beleidigen konnte man ihn nicht mehr. Wer jahrelang mit Koch arbeitete, hatte verlernt, sich aufzuregen. Zur Beruhigung trug bei, daß man unkündbar war … man wußte zu viel. Nur der Tod konnte die Verbindung auslöschen, nur war auch das für den Gauleiter kein besonderes Problem.
    Im Zimmer stand Koch nackt vor der schlafenden Frau und wippte auf den Zehen auf und nieder. Er fühlte sich pudelwohl … die richtige Menge Alkohol machte ihn zum Liebes-Champion.
    Aber auch Gauleiter Koch kam nicht weiter mit

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