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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…«
    »Jetzt reicht's!« brüllte Wollters außer sich. »Bezeichnet unsere heldenhaften Soldaten als marode Horde … Meine Herren, Sie haben es gehört! Sie sind meine Zeugen!«
    »Wir können bezeugen, daß Herr Wachter, als wir in Puschkin ankamen, noch einen Kopfverband trug, und daß wir von Herrn General von Kortte erfahren haben, daß er das Bernsteinzimmer sofort nach diesem Vorfall räumen ließ und die Truppe andere Quartiere erhielt.« Dr. Runnefeldt hob die Schultern. »Leider ist das alles wahr, lieber Kollege … und Sie wissen es auch. Sie waren ja immer dabei. Unsere Soldaten haben das Bernsteinzimmer wie einen Steinbruch benutzt.«
    »Nun übertreiben Sie nicht, Runnefeldt!« Dr. Wollters ging ein paarmal um die zusammengesetzte Wandtafel auf dem Boden herum. »Ich habe kaum etwas bemerkt.«
    »Ich um so mehr.« Wachter ließ sich durch nichts mehr einschüchtern. Er war im Recht, und er hatte zeit seines Lebens untadelig gelebt und war ein aufrechter Mann. »Ich war ja dabei, wollte es verhindern und wurde dafür fast ermordet.«
    »Unsere Landser haben doch nicht den ganzen Wandfries geklaut.«
    »Nein.«
    »Und um den geht es jetzt, nicht um ein paar herausgebrochene Steinchen. Der Wandfries war unbeschädigt. Stimmt das?«
    »Ja.«
    »Also, dann halten Sie den Mund, Wachter, und spielen Sie nicht kleine Einzelverfehlungen zu einer Diffamierung deutscher Soldaten hoch! Das klingt ja so, als ob unsere gesamte Wehrmacht nur aus Kunsträubern bestünde!«
    »Nein … das sind nur einzelne, Herr Rittmeister. Nur eine kleine Gruppe …«
    »Na also! Wer wird aus einem Furz schon einen Elefanten machen? Vergessen wir Ihr Gejammer …«
    Daß er mit festem Schritt in eine Falle marschiert war, bemerkte Wollters nicht. Dr. Findling und Dr. Runnefeldt begriffen sofort den Doppelsinn der Worte und fühlten sich unmittelbar angesprochen. Mit betroffenem Blick sahen sie Michael Wachter an, und Runnefeldt atmete erlöst auf, als er feststellte, daß der Rittmeister den Tiefschlag gar nicht bemerkt hatte.
    »Lassen wir dieses Thema doch fallen, meine Herren«, schlug Runnefeldt vor. »Wir müssen uns mit dem abgeben und begnügen, was wir als Bernsteinzimmer aus Puschkin bekommen haben. Außerdem sind ja noch nicht alle Kisten ausgepackt.«
    »Es ist trotzdem eine Sauerei!« schrie Dr. Wollters in hellster Empörung.
    »Auf dem Transport ist nichts verlorengegangen, das können wir alle bezeugen. Wenn von dem Bernsteinzimmer etwas fehlt, muß es in Puschkin zurückgeblieben sein. Wie ist das möglich? Wo stehen diese Kisten jetzt? Oder deutlicher: Wer hat sie in diesen Tagen geklaut?«
    »Wenn hier Kisten verschwunden sind, werden wir das nie erfahren, Herr Kollege.« Dr. Runnefeldt setzte sich auf den Rand einer an der Wand stehenden, aufgestemmten Kiste. »Wir können nur registrieren, was fehlt. Und nach dem Endsieg werden wir dann anhand der Fotos alles Fehlende wieder ergänzen und restaurieren. Wir verfügen über enorme Künstler der Bernsteinschnitzerei. Das wäre also kein Problem … was mich bis zur Galle ärgert, ist die lautlose Raffinesse, mit der man uns aufs Kreuz gelegt hat!«
    »Das waren keine einfachen Landser«, sagte Wachter ganz ruhig. »Sie verfügen gar nicht über Möglichkeiten, so etwas verschwinden zu lassen.«
    »Etwas ganz Wichtiges ist anscheinend vergessen worden, meine Herren«, warf Dr. Findling ein. »Von den drei wertvollen, unersetzlichen, geschnitzten und mit Blattgold belegten Türen des Bernsteinzimmers fehlen zwei! Nur eine ist mitgekommen. Warum?«
    »Scheiße!« Dr. Wollters ballte die Fäuste. »Wenn man nicht selbst jede Schraube überwacht –«
    »Zwei riesige Türen kann man nicht übersehen«, stellte der Museumsdirektor maliziös fest. »Beim Auspacken der einzelnen Teile habe ich das gleich bemerkt. Wir müssen sofort in Puschkin anrufen.«
    »Das wird kaum über eine Privatleitung gelingen.« Dr. Runnefeldt schüttelte den Kopf. »Puschkin ist Frontgebiet, ist sogar nach dem Führerbefehl der Belagerung von Leningrad die vordere Hauptkampflinie. Da gibt es nur militärische Sprechverbindungen. Wenn es überhaupt möglich ist, in dieses Telefonnetz hineinzukommen, dann müßten wir mit dem Nachschubführer der 18. Armee sprechen. Der ist jetzt der einzige, der die zwei Türen – und vielleicht die Wandfriese, falls noch vorhanden – auf den Weg nach Königsberg bringen kann.«
    »Dann versuchen Sie das, meine Herren!« Dr. Findling machte eine weite

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