Das Beste aus 40 Jahren
wieder ins Zimmer kam, sagte Tracy fest entschlossen: „Ich habe es ernst gemeint, Nina. Ich kann mit Jason nicht mehr zusammenleben.“
Nina wusste nicht recht, was sie sagen sollte, um Tracy zu helfen. „Was meint Adrian dazu?“, fragte sie schließlich.
„Adrian findet, ich sollte bei Jason bleiben.“
„Adrian findet was?“ Nina war überzeugt, dass das nicht stimmen konnte. Wenn es nach Adrian ging, dürfte Tracy nicht einmal im selben Land wie Jason leben.
„Wirklich, das versuchte er mir klarzumachen“, fuhr Tracy fort. „Ich musste warten, bis er das Haus verließ, bevor ich verschwinden konnte.“
Beide Dillmans schienen immer nur darauf zu warten, dass Adrian ihnen den Rücken kehrte. „Tracy, ich bin sicher, Sie missverstehen Adrian. Er will nur, dass Sie glücklich sind.“
„Mit Jason? Wie kann eine Frau mit einem solchen Mann glücklich sein? Er ist grausam und denkt nur an sich selbst. Ich habe es versucht, Nina, wirklich ernsthaft versucht. Jetzt kann ich nicht mehr. Wenn Adrian darauf besteht, dass ich zu Jason zurückgehe, sterbe ich.“
„Sterben ist ein großes Wort, Tracy. Adrian wird nicht darauf bestehen. Nicht gegen Ihren Willen. Er will wirklich nur Ihr Bestes.“
Tracy schüttelte den Kopf. „Aber gestern hat er gesagt, er werde Jason zwingen, bei mir zu bleiben.“
„Nur weil er annahm, dass es Ihr Wunsch ist.“ Tracy schauderte.
„Nicht noch einmal, Nina. Nein, nie wieder.“
Nina stand auf und kniete sich neben Tracys Sessel auf den Boden. „Erzählen Sie, Tracy, reden Sie mit mir über alles“, ermunterte sie sie.
Sie spürte, dass Tracy in den ganzen sieben Jahren nie jemand gehabt hatte, mit dem sie sich aussprechen konnte. Neben sich zwei Männer, die über sie bestimmten, aber keinen Menschen, dem sie ihr Herz ausschütten konnte.
Blicklos sah Tracy vor sich hin.
„Zuerst war ich sehr glücklich, verliebt in die Liebe, nehme ich an. Verheiratet zu sein war wunderschön. Nur genügte das Jason nicht. Er fühlte sich angebunden, hasste alle Beschränkungen, die das Eheleben mit sich bringt. Anfänglich wusste ich das nicht. Ich war so eingesponnen in meine kleine Welt, dass mir Jasons anderweitige Neigungen gar nicht auffielen. Wir waren erst sechs Monate verheiratet, da hatte er schon sein erstes Liebesabenteuer.“
„Sein erstes?“, wiederholte Nina erstaunt. Sie erinnerte sich, dass Adrian ihr erzählt hatte, Tracy wüsste nichts von den anderen Seitensprüngen.
„Jason hatte immer andere Frauen“, sagte Tracy. „Nach diesem ersten Mal wurde mir klar, dass ich alles falsch gemacht hatte, ich musste mich ändern. Die Schuld lag also zur Hälfte bei mir. Ich war so damit beschäftigt, Mrs Dillman zu sein, dass ich Mr Dillman darüber vergessen hatte. Ich tat alles, um ihm zu zeigen, wie sehr ich ihn liebte und brauchte.“
„Ohne Erfolg, schätze ich.“
Tracy seufzte. „Drei Monate später hatte er eine neue Affäre. Die dauerte zwei Monate, die nächste sechs Monate, und die darauf folgende …“
„Genug, Tracy, genug davon.“ Nina nahm Tracys Hand und drückte sie. Doch Tracy sprach weiter:
„Ich kenne die Dauer und die Intensität aller seiner Liebesabenteuer über sieben Jahre hinweg. Eine Frau spürt so etwas. Bewusst habe ich nie eine dieser Frauen kennengelernt, aber jede Frau in unserm Bekanntenkreis konnte seine letzte Geliebte gewesen sein. Und diese nun wirklich letzte …“
„Es ist unverantwortlich von meiner Schwester.“
Tracy lächelte traurig. „Geben Sie nicht ihr allein die Schuld.
Jason kann sehr bestrickend sein, wenn er etwas erreichen will.“
„Warum haben Sie ihn nicht schon vor Jahren verlassen?“ Es war eine Frage, die Nina sich schon die ganze Zeit gestellt hatte.
„Ich hatte bei Adrian mit Gewalt durchgesetzt, dass ich Jason heiraten konnte. Mein Bruder hat sich immer, seit die Eltern starben, um mich gekümmert. Damals war ich sechzehn. In den Sommerferien traf ich Jason und verliebte mich in ihn. Natürlich habe ich damals nicht entfernt geahnt, dass er nicht mich, sondern nur mein Geld liebte.“
„Ich glaube, Sie unterschätzen, wie schön Sie sind, Tracy.“
„Nein, Jason hat einen exklusiven Geschmack und einen teuren Lebensstil. Als mein Mann konnte er sich alles leisten.“
„Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Warum haben Sie ihn nicht schon früher verlassen“, sagte Nina.
„Wegen Adrian. Ich konnte ihm das nicht antun“, erwiderte Tracy hastig. „Schon die Ehe mit
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