Das Beste aus 40 Jahren
gekommen, um sie zu sich zurückzuholen.
Dann kam sie schlagartig in die Wirklichkeit zurück und erinnerte sich, dass es ein Jahr her war, seit sie sich getrennt hatten. Dass sie in Scheidung lebten. Es musste demnach einen anderen Grund für seinen Besuch geben. Doch was immer ihn zu ihr führen mochte … sie wollte von ihm nichts mehr wissen.
„Nein!“, rief sie hitzig und hätte ihm am liebsten die Tür vor der Nase zugeworfen, aber er legte einfach die Hand dagegen. Wahrscheinlich hatte er sich denken können, wie sie ihn empfangen würde.
„Du antwortest nicht auf Briefe und stehst nicht im Telefonbuch“, begann Rico zornig und funkelte sie an. „Du vergräbst dich, wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen und man dich beinah nicht finden kann.“
„Dass ich von dir nicht gefunden werden wollte , ist dir nicht in den Sinn gekommen? Wenn mir etwas am Kontakt mit dir liegen würde, hätte ich dir eine Nachsendeadresse übermittelt.“ Sie erwiderte seinen Blick, ebenso wütend wie er. „Und wenn ich vermutet hätte“, fügte sie heiser hinzu, „es könnte auch nur die allerkleinste Chance bestehen, dass du mich suchst, hätte ich mich noch besser versteckt.“
Ihr war nie in den Sinn gekommen, Rico könnte sie suchen. Jedenfalls nicht mehr nach den ersten elenden Monaten, in denen sie ständig aus dem Fenster geblickt und gehofft hatte, sie würde seinen schnittigen Sportwagen vor dem Haus entdecken. Nur allmählich hatte sie sich damit abgefunden, dass er sich nicht mehr bei ihr melden würde.
Dass es mit ihrer Ehe aus und vorbei war.
Anastasia hatte Rico verlassen, er war ihr nicht gefolgt. Das sagte alles, was es zu sagen gab: Ihm hatte nichts daran gelegen, die Ehe zu retten. Eine Ehe, die ohnehin ein einziges Fiasko gewesen war.
Mittlerweile hatte Anastasia sich geschworen, sich beim nächsten Mal – falls überhaupt – nur in einen soliden, wohlerzogenen, modern denkenden Briten zu verlieben. Nicht in einen skrupellosen Sizilianer, der glaubte, dass ihm die ganze Welt gehöre und sich mit Geld alles regeln lasse – und dessen Einstellung zu Frauen nicht besser als die eines Neandertalers war!
Aufgebracht betrachtete sie ihn und gestand sich ein, dass er unverschämt sexy war, trotz seines arroganten Auftretens und des kalten, harten Blicks in den dunklen Augen. Ihr Herz pochte plötzlich rascher, was ihr nicht behagte.
Dass sie so heftig auf Rico Crisanti reagierte, hatte sie anfangs überhaupt erst dazu gebracht, sich mit ihm zu befassen. Wider besseres Wissen.
Er sah so gut aus und besaß eine so starke Ausstrahlung, dass er Frauen magisch anzog.
Und obwohl er ein typisch sizilianischer Macho war, hatte auch sie, Anastasia Silver, seinem Sex-Appeal nicht widerstehen können …
Nun fiel ihr plötzlich auf, dass Rico nicht sie ansah, sondern überrascht seine Umgebung musterte. Beinah hätte sie laut gelacht, weil er so verblüfft wirkte. Er besaß mindestens sechs riesige, luxuriöse Anwesen weltweit und war vermutlich noch nie in einem so kleinen Haus wie ihrem gewesen. Zu Anfang ihrer Beziehung hatte sie ihn deswegen aufgezogen, später war alles, was sie sich sagten, bitter und ernst gewesen.
Ja, die Unterschiede ihrer Weltanschauungen und ihrer jeweiligen Einstellung zum Leben waren so groß, dass sie unüberbrückbar erschienen. Er meinte, der angestammte Platz einer Frau sei ihr Heim, in dem sie geduldig auf die Rückkehr ihres Gatten wartete. Sie hingegen wollte sozusagen im Strom des Lebens schwimmen, an allem teilhaben und es bis zur Neige auskosten.
„Was soll das hier sein?“, fragte Rico schließlich ungläubig.
„Mein Zuhause“, antwortete Anastasia kühl und hatte keine Lust mehr zu lachen. „In dem du nicht willkommen bist.“
Er hätte sie nicht daran zu erinnern brauchen, dass er ihr Heim, das sie so liebte, noch nie gesehen hatte. Dass er so wenig über sie wusste, obwohl sie verheiratet waren. Dass er keine Ahnung hatte, was ihr wirklich etwas bedeutete.
Wieder versuchte sie, die Tür zu schließen, obwohl es reine Zeitverschwendung war. Rico war einen Meter siebenundachtzig groß und muskulös. Außerdem wurde er bestimmt von seinen Bodyguards begleitet. Dessen war sie sich sicher, auch wenn sie die Männer nicht sehen konnte. Früher hatte es sie amüsiert, dass diese Männer immer bei ihm waren, denn wenn jemand sich notfalls selbst verteidigen konnte, dann Rico. Er war Experte in verschiedenen Kampfsportarten, dazu äußerst fit, und er besaß
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