Das Beste aus 40 Jahren
die Ausdauer eines echten Athleten.
Trotzdem hielt er an den Sicherheitsmaßnahmen fest, denn als Eigner eines der erfolgreichsten und lukrativsten Wirtschaftsimperien der westlichen Welt lief er natürlich ständig Gefahr, entführt zu werden. Er wollte es möglichen Kidnappern so schwer wie möglich machen, ihn zu erwischen.
Und wenn es doch jemandem gelingen sollte, wäre es für Rico die schlimmste Folter, zwei, drei Tage nicht arbeiten zu können, dachte Anastasia und hätte beinah hysterisch gelacht.
Er war der typische Workaholic, immer wie besessen von seiner Arbeit. Ohne die funktionierte er nicht richtig, was Anastasia ihm früher oft scherzhaft vorgehalten hatte. Einmal hatte sie sein Handy versteckt, woraufhin er beinah ausgerastet wäre … bis er entdeckte, wo sie es verborgen hatte!
Nun straffte sie sich und versuchte, nicht länger an diese herrlichen Tage zu denken, als sie frischverheiratet gewesen waren … Bevor die Wirklichkeit sie eingeholt hatte. Bevor sie entdeckt hatten, dass – außer Leidenschaft – absolut nichts sie beide verband.
„Wie hast du mich denn überhaupt gefunden?“, erkundigte sich Anastasia.
„Mit viel Mühe und unter großen Strapazen“, erwiderte Rico schroff. „Und ich habe schon zu viel Zeit vergeudet. Mein Pilot tankt im Moment das Flugzeug auf. In einer Stunde befinden wir uns auf dem Rückflug.“
Nun sah sie ihn so überrascht an wie er vorhin ihr Haus. „Wir?“, hakte sie nach. „Wen genau meinst du damit? Dich und mich ja ganz bestimmt nicht.“
Nein, er konnte sie nicht mitnehmen wollen! Seit einem Jahr hatten sie kein einziges Wort mehr gewechselt. Seit jener Nacht …
Er hatte sie beschuldigt, ihm untreu zu sein. Und da sie genauso wütend gewesen war wie er, war sie aus dem Schlafzimmer – und aus Ricos Leben – gestürmt. Sie beide waren ohnehin zu unterschiedlich für eine glückliche Beziehung.
Trotzdem hatte sie insgeheim gehofft, er würde um die Ehe kämpfen. Und war schon bald enttäuscht worden.
„In meinem Wortschatz bedeutet ‚wir‘ immer noch so viel wie ‚du und ich‘“, erwiderte Rico ungeduldig.
Weshalb will er, dass ich ihn begleite, wohin auch immer? fragte Anastasia sich bestürzt.
„Ich kann mir nicht vorstellen, was dich hergeführt hat.“ Sie klang abweisend. „Du müsstest doch wissen, dass ich mit dir nirgends hingehe. Nie mehr! Schon seit einem Jahr bin ich nicht mehr dein Anhängsel und deine Gespielin.“
Und nicht länger Sklavin der Leidenschaft, fügte sie im Stillen hinzu. Sex war das Einzige gewesen, was sie und Rico verbunden hatte. Heißblütiger, hemmungsloser, wunderbarer Sex …
Da sie eine scharfe Erwiderung erwartete, war sie überrascht, als Rico schwieg. Nun erst merkte sie, wie angespannt er wirkte. Gestresst. Unendlich müde.
Früher war er nie müde gewesen! Er besaß mehr Ausdauer als jeder andere Mensch, den sie kannte. Oft hatte er sie die ganze Nacht lang wach gehalten und war morgens energiegeladen aufgestanden, um an einer Besprechung teilzunehmen, während sie nach einer Nacht der Leidenschaft so erschöpft gewesen war, dass sie nur noch hatte schlafen wollen.
Wenn Rico jetzt müde aussah, stimmte etwas ganz und gar nicht.
Sie blickte an ihm vorbei und entdeckte nun einige Meter hinter ihm seinen Chauffeur und zwei Leibwächter, die sie noch nicht kannte.
„Wo ist denn Gio?“, fragte Anastasia und runzelte die Stirn.
Während ihrer kurzen Ehe hatte sie sich an den Chef der Sicherheitstruppe nicht nur gewöhnt, sondern ihn schätzen gelernt. Ja, sie mochte ihn, und sie wusste, dass er nicht nur Ricos Angestellter, sondern auch sein Freund war. Die beiden kannten sich seit der Kinderzeit. Gio betrachtete es als seine Lebensaufgabe, für Ricos Sicherheit zu sorgen und seine Privatsphäre abzuschirmen.
„Gio macht Dienst im Krankenhaus“, erklärte Rico. „Er ist der Einzige, dem ich zutraue, die Horden in Schach zu halten.“
„Im Krankenhaus?“, wiederholte sie verwirrt. „Warum denn das? Was ist passiert?“
„Chiara hatte einen Unfall. Beim Reiten. Sie ist vom Pferd gestürzt“, informierte er sie kurz angebunden. Seine Stimme verriet nicht, wie ihm zumute war. „Seitdem liegt sie im Koma. Ich hätte gedacht, du wüsstest das. Alle Zeitungen haben doch darüber berichtet.“
„Ich lese keine Zeitungen mehr, Rico.“ Vielmehr verabscheute sie die Presse seit der gemeinsamen Zeit mit ihm, als häufig über sie berichtet worden war. „Ist Chiara sehr
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