Das Beste aus 40 Jahren
gestellt hatte. Wie das Essen schmeckte, merkte er nicht, denn er las konzentriert die Unterlagen, die aus dem Büro geschickt worden waren. Ab und zu machte er eine Randnotiz, und gelegentlich telefonierte er. Es war schon nach Mitternacht, als er schließlich die Papiere auf den Tisch warf und sich, die Augen geschlossen, seufzend zurücklehnte.
Die Vorstellung, noch schwimmen zu gehen, wurde immer verlockender. Rasch zog er Schuhe und Hose aus und ging zum Pool, wobei er Krawatte und Hemd abstreifte. Das Wasser glitzerte blau, angestrahlt von winzigen Lampen entlang der Einfassung.
Nackt tauchte Rico ins kühle Nass und schwamm mit energischen Zügen ans andere Ende des langen Beckens. Die gleichmäßige Bewegung verschaffte ihm tatsächlich Ablenkung von seinen gegenwärtigen Sorgen und Problemen.
Und dann spürte er sie, bevor er sie sah.
Es war, als würde sich die Luft plötzlich anders anfühlen …
So war es früher schon immer gewesen. Sogar in einem völlig überfüllten Raum hatte er gespürt, wenn Anastasia hereingekommen war. Und er wusste, dass es ihr mit ihm ebenso ergangen war.
Er blickte hoch und sah sie am Beckenrand stehen, schlank und zierlich wie eine Gazelle. Das glänzende rote Haar fiel ihr üppig über den Rücken, und sie trug nur ein weißes Seidenhemd.
Das ihm gehörte!
„Stiehlst du meine Sachen?“, fragte er auf Italienisch.
Anastasia atmete scharf ein. „Ich habe nicht erwartet, über Nacht bleiben zu müssen, und deshalb kein Nachthemd mitgenommen“, erwiderte sie zögernd. Sie hatte sich immer ein bisschen gescheut, Italienisch zu sprechen.
Und nun fiel ihm ein, dass sie hier kein Nachthemd hatte finden können, denn sie hatte früher keines getragen. Er hatte ihr untersagt, ihren herrlichen Körper im Bett zu verhüllen.
„Du hast dir schon immer ungefragt meine Hemden genommen“, bemerkte Rico auf Englisch. Und in ihnen erstaunlich elegant ausgesehen, fügte er im Stillen hinzu.
„Ja, weil du einen guten Geschmack hast – was Hemden betrifft.“ Anastasia zuckte leicht die Schultern. „Ich hatte nicht erwartet, dass du nach Hause kommst. Und dann habe ich jemanden im Pool gehört …“
Ihre Stimme klang heiser, schläfrig – sexy. Sogar im kühlen Wasser durchflutete Rico Begehren. Wie oft hatte er früher Anastasia nachts geweckt, um sie nochmals zu lieben, und dann hatte sie meist gelacht und ihn einen Nimmersatt genannt. Mit genau diesem etwas rauen, rauchigen, verführerischen Ton.
Rico schwang sich geschmeidig aus dem Becken und stand auf. Als sie sah, dass er nackt war, schluckte sie trocken. Ihre Augen wurden ganz dunkel und verrieten, wie sehr sie ihn unwillkürlich begehrte. Dann ließ sie den Blick tiefer gleiten …
So von ihr betrachtet zu werden, erregte Rico. Ganz offensichtlich. Rasch nahm er das Handtuch, das auf einem der Liegestühle bereitlag, und wickelte es sich um die Hüften. Wieso schaffte er es nicht, gleichgültig zu bleiben? Wieso beherrschte er seinen Körper nicht?
Weil du vom ersten Augenblick an wie verhext von ihr warst, antwortete eine innere Stimme ihm.
Ja, er hatte eine Schwachstelle, eine Schwäche – nicht Frauen, sondern eine Frau. Anastasia.
„Ich bin hier, weil ich zum einen Anrufe machen musste und zum anderen eine Abwechslung vom Krankenhaus brauchte.“
Und Abstand zu meinen Angehörigen, fügte er im Stillen hinzu. Er brauchte es nicht zu sagen, denn er war sich sicher, dass Anastasia wusste, was er dachte.
Ihre Augen verrieten es ihm, diese wunderschönen, wissenden grünen Augen, die einen Mann verzaubern konnten und in ihm brennende Begierde weckten.
Plötzlich schien die Luft vor Spannung zu knistern.
Warum habe ich Anastasia nicht erlaubt, in ein Hotel zu gehen? fragte Rico sich erbittert. Am besten wäre eins am anderen Ende der Insel gewesen, so weit weg von ihm wie nur möglich.
Wenn er sie jetzt so dastehen sah … in seinem Haus, nackt unter einem – seinem – Hemd, musste er sich mühsam in Erinnerung rufen, dass zwischen ihnen keinerlei Intimität mehr herrschte. Dass Anastasia nicht mehr ihm gehörte.
Es half ihm natürlich nicht, die unerwünschten erotischen Gedanken zu verdrängen, als er merkte, dass sie ihn ihrerseits begehrte. Sie hatte die Lippen leicht geöffnet, wie schon früher immer, wenn sie sich nach seinen Küssen sehnte. Ihre Augen waren dunkel vor Sehnsucht.
„Hör auf, mich so anzusehen“, herrschte er sie plötzlich an. „So, als würdest du mich begehren, wo
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