Das Beste aus 40 Jahren
von dem Kind zu erzählen … Ich meine, irgendetwas musst du ihm doch gesagt haben! Wofür, um alles in der Welt, hast du das Geld denn angeblich gebraucht? Welchen Verwendungszweck hast du ihm angegeben?“
„Nicht jetzt, Clarry“, bat Dianne. „Nicht jetzt!“ Aufgeregt fuhr sie sich mit den Fingern durch das seidige Haar.
Clarry blickte auf das schlafende Kind hinunter. „Meiner Meinung nach sollte er es auf jeden Fall erfahren“, sagte sie.
„Soll ich zu Manoel fahren?“
„Willst du, dass er zu uns kommt?“
„Nein!“
„Nun, daraus ergibt sich deine Antwort wohl von selbst.“ Clarry zog die Brauen hoch. „Das Kind wird jetzt schlafen. Geh – wenn er dich sehen möchte.“
„Aber so kann ich nicht gehen, ich muss mich umziehen.“
„Sprich zuerst mit dem Chauffeur und bitte ihn, zu warten.“
„Gut.“ Dianne ging die Treppe hinunter und durch den Flur in das Wohnzimmer. Der Mann, der sich bei ihrem Eintritt erhob, war der, den sie in der Limousine gesehen hatte.
„Guten Abend, Mademoiselle“, sagte er höflich. „Sie müssen Mademoiselle King sein, oui – ja?“
„Das stimmt.“ Dianne schluckte schwer. „Ist es richtig, dass Monsieur St. Salvador mich zu sprechen wünscht?“
„Das ist richtig, Mademoiselle. Er ist im Savoy-Hotel abgestiegen, und ich soll Sie zu ihm bringen.“
„Ich verstehe.“ Dianne zögerte einen Augenblick. „Wissen Sie zufällig, warum Monsieur St. Salvador in London ist?“
„Aber selbstverständlich, Mademoiselle. Er ist mit Mademoiselle Demaris hier.“
Mit Yvonne! Dianne schrie den Namen beinahe heraus. Sie war empört, dass sie kaum glauben konnte, was sie gehört hatte. Es gelang ihr jedoch, sich zu beherrschen, und sie wandte sich ab, um sich wieder zu fassen. Dass Manoel mit Yvonne in London war und sich trotzdem mit ihr in Verbindung setzen wollte, war demütigend und für sie nicht annehmbar. Wofür hielt er sie denn? Nach alledem, was sich ereignet hatte, musste er doch wissen, dass es eine unmögliche Situation war.
Sie drehte sich wieder um und sagte ruhig: „Vielleicht könnten Sie Ihrem Chef etwas von mir ausrichten.“
Der Chauffeur runzelte die Stirn. „Sie wollen le patron nicht aufsuchen, Mademoiselle?“, fragte er verständnislos.
Dianne schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Aber Monsieur St. Salvador hat gesagt, Sie müssten unbedingt kommen, Mademoiselle.“
Dianne holte tief Luft und vergaß eine Sekunde lang, was sie in ihrem Schlafzimmer zu Clarry gesagt hatte. „Warum kommt er nicht zu mir?“, fragte sie.
Der Chauffeur zuckte unbehaglich mit den Achseln und drehte seine Uniformmütze in den Händen. „Er ist im Krankenhaus, Mademoiselle. Mit Mademoiselle Demaris.“
„Im Krankenhaus? Ach ja, natürlich!“ Dianne atmete langsam aus. Warum war ihr das nicht gleich eingefallen? Yvonne war hier, um sich operieren zu lassen. Aber das änderte nichts.
„Es tut mir leid“, sagte sie, „es tut mir leid, aber ich kann nicht kommen.“
Der Chauffeur ging zur Tür. „Nun gut, Mademoiselle“, erwiderte er ruhig. „Dann gehe ich wohl am besten. Au revoir – auf Wiedersehen, Mademoiselle.“
„Auf Wiedersehen.“ Dianne brachte ihn zur Tür, sah ihm zu, wie er den riesigen Wagen in der engen Straße wendete und abfuhr. Dann ging sie wieder ins Haus, schloss die Tür und lehnte sich müde dagegen.
Als sie sich wieder aufrichtete, kam Clarry gerade mühsam die Treppe heruntergehumpelt, und sie lief ihr entgegen, um ihr zu helfen. Clarry sah sie verblüfft an, und Dianne riss sich zusammen.
„Ich bin nicht mitgefahren, ich will Manoel nicht sehen“, erklärte sie, bevor Clarry die Frage aussprechen konnte, die ihr auf der Zunge lag. „Er ist mit Yvonne hier – mit dem Mädchen, das er heiraten wollte. Sie – sie hatte vor drei Jahren einen schweren Unfall, bei dem sie sich das Rückgrat verletzte. Sie ist seither gelähmt, es besteht jedoch Hoffnung, dass sie bald wieder gehen kann.“
Clarry stützte sich schwer auf Dianne, und gemeinsam gingen sie den Flur entlang. „Deshalb hat er vermutlich auch nicht geheiratet?“
„Genau.“ Dianne half ihr im Wohnzimmer in einen Sessel. „Trinken wir noch eine Tasse Tee? Ich bin ziemlich durstig.“
Clarry blickte zweifelnd zu ihr auf. „Und du glaubst nicht, dass Manoel hierherkommen wird?“
„Himmel, nein! Habe ich dir nicht eben gesagt, dass er mit Yvonne hier ist? Vermutlich sollte ich ihm nur einen langweiligen Nachmittag vertreiben
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