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Das Beste aus meinem Leben

Das Beste aus meinem Leben

Titel: Das Beste aus meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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gleichzeitig.
    Wir waren müde und wollten uns erholen, verbrachten den Tag mit Paul und seiner Familie an einem See. Dann fuhren wir in sein Haus, zum Grillen auf der Terrasse. Es war schon nach sechs. Wir hatten Hunger und Durst. Paul holte Grill und Kohle und Grillanzünder und einen Blasebalg. Er entfachte ein Feuer, aber es entfaltete sich nur langsam, und Paul fragte, wie es mit Bier wäre.
    »Gut«, sagte ich.
    Wir tranken.
    Dann heizten wir weiter, aber die Sache dauerte, Paul schien nicht der Talentierteste, und ich fragte, ob wir nicht noch ein Bier…
    Wir tranken.
    Dann heizten wir weiter, es bildeten sich Nester glühender Kohlen. Ich sagte, im Ofen gehe Grillen schneller. Paul sagte, das sei nicht so gemütlich.
    Er holte noch ein Bier.
    Das tranken wir.
    Dann heizten wir weiter. Es wurde halb acht. Paul sagte, man mache immer denselben Fehler, fange zu spät an mit dem Grillen. Wie es mit noch einem Bier wäre, fragte er.
    Wir tranken.
    Dann heizten wir weiter, weiße Asche lag auf glühenden Kohlen, darüber hing ein heißes Sirren in der Luft. Die Kinder aßen Kartoffelsalat, weil sie den Hunger nicht mehr aushielten. Die Mütter brachten sie ins Bett. Wir mussten warten, bis sie wiederkamen.
    »Noch ein Bier?«, fragte Paul.
    »Was sonst?«, fragte ich.
    Und trank.
    »Wusstest du, dass mein Vater ein großer Choleriker war?«, fragte Paul. Einmal habe er ihm als Kind einen schönen Fußball geschenkt, verbunden mit der Ermahnung, ihn pfleglich zu behandeln, den schönen, teuren Fußball. Aber weil er abends naß und dreckig im Flur lag, der Fußball, habe er ihn gepackt, der Vater den Fußball, und in rasender Wut mit einem Messer zerstochen.
    »Wusstest du, dass mein Vater ein noch größerer Choleriker war?«, fragte ich. Einmal habe er einen Grill gekauft, wollte ihn sofort ausprobieren, aber es war nur ein gefrorenes Hähnchen da. Mein Vater habe versucht, den Spieß mit einem Hammer durch das Hähnchen zu treiben, um es dann über dem Feuer zu tauen, aber der Spieß habe sich verbogen. Da habe der Vater in seiner Tobsucht das Hähnchen wie einen Handball gegen die Hauswand geworfen, doch nicht die Wand getroffen, sondern das Fenster. Es zerbrach. Durch die Fensterhöhle habe er den Grill geschleudert. Die Mutter habe Not gehabt, die glühenden Kohlen zu löschen, bevor nicht nur der Teppich, sondern auch das Haus verbrannte.
    Wo die Frauen seien, fragte Paul.
    Ich sah nach. Sie waren mit den Kindern eingeschlafen. Ich weckte sie. Sie sagten, sie würden gleich hinauskommen.
    Paul legte mit fahrigen Bewegungen Fleisch auf den Grillrost. Aber der war schlecht befestigt, und weil Paul das Fleisch ungeschickt nur auf eine Seite legte, kippte der Rost. Das Fleisch fiel zischend in die Glut.
    »Ich bin betrunken«, sagte Paul.
    »Nie auf leeren Magen grillen!«, sagte ich.
    »Mein Vater würde den Grill ins Biotop des Nachbarn schleudern«, sagte Paul.
    »Meiner würde ihn zerhacken«, sagte ich.
    »Ich hasse Grillen. Ich wollte euch eine Freude machen«, sagte Paul.
    »Ich hasse Grillen noch mehr. Ich wollte dir den Spaß nicht verderben«, sagte ich.
    Das Fleisch verbrannte stinkend zwischen glühenden Kohlen. Wir hingen auf den Gartenmöbeln wie müde Köhlergehilfen, in rauchgebeizten Hemden und, sozusagen, melancholerisch gestimmt. Der Himmel war klar. Die Sterne hingen da wie rätselhafte Zeichen.
    Paul öffnete plötzlich einfach eine Flasche Bier und leerte sie, das Feuer löschend, über zischender, dampfender Glut.
    Paola stand in der Terrassentür, augenreibend: Was denn los sei?
    »Ach«, seufzte ich.

Eine kleine Herde von Maschinen
    I ch begann mein Berufsleben als Journalist. Und Schriftsteller. Ich schrieb. Aber was ist aus mir geworden? Ich bin der Hüter einer kleinen Herde von Maschinen. Ich hege und pflege eine Schar von Apparaten, die im Büro um mich herumstehen wie Schafe um ihren Hirten: ein Computer, ein Fax, ein Drucker, ein Telefon, sowie ein merkwürdiger und sehr wichtiger grauer Kasten an der Wand, der Teledat USB 2a/b heißt. Ich sorge für ihr Wohlergehen. Achte darauf, dass sie Strom bekommen. Dass sie funktionieren. Zum Schreiben komme ich nicht mehr. Mir fehlt die Zeit.
    Früher hatte ich eine Schreibmaschine namens Monika und ein Telefon namens W 48. Die Schreibmaschine funktionierte mechanisch. Das Telefon hatte eine Gabel, in welche man den Hörer legte oder knallte, je nachdem. Vorbei. Alles funktioniert heute elektrisch und elektronisch, unserer Aufmerksamkeit

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