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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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Cupcakes zu verspeisen. Zunächst entfernt man das Papierförmchen vorsichtig, so dass der Kuchenteig nicht unnötig bröselt, und legt es beiseite. Dann beißt man rundherum genau an der Linie ab, an der die Creme und der Kuchen aufeinandertreffen, um eine perfekte Mischung beider Komponenten auf der Zunge zergehen zu lassen. Wenn man damit fertig ist, löst man mit einer behutsamen Drehbewegung den ungefähr ein Zentimeter dicken Boden des Kuchens – ein Schritt, der sehr viel Geschick und Erfahrung erfordert und letztendlich eine Scheibe ergibt, die die perfekte Größe hat, um sie sich in wachsender Vorfreude auf den anschließenden letzten Bissen auf der Zunge zergehen zu lassen. Zum Schluss kommt der zylindrische Kern von Kuchen und Creme, das Herz des Cupcakes, das mal mit einer Füllung von Crème anglaise, Marmelade oder Mousse überrascht, mal ganz schlicht daherkommt, aber immer, immer der intensivste, zartschmelzendste Teil des ganzen Cupcakes ist. Bevor man diesen letzten, vollkommenen Bissen genießt, sollte man tief durchatmen, um das Geschmackserlebnis so lang wie möglich auskosten zu können. Zum Schluss kratzt man natürlich noch die Krümel aus dem Förmchen, das man in Schritt eins beiseitegelegt hat, zerknüllt es dann in der Faust und befördert es per Hochballwurf in den nächsten Abfallbehälter. Bei einem Treffer gibt es zur Belohnung noch einen Cupcake.
    Aber ich greife vor. Zurück zu meinem allerersten Bissen von dem heimlich in der Speisekammer versteckten Cupcake: eine zarte Haube aus Vanillebuttercreme, die wunderbar mit dem leichten, sahnigen Mokkakuchen harmonierte. Ich drehte den Kuchen in meiner Hand, während ich den Rand rundherum abnagte. Das war keine Zuckerbombe, von der man schon nach einem Bissen genug hatte, weil die Schokolade so mächtig war. Das war eine raffinierte Komposition aus Schokoflocken mit einem Hauch von Kaffee und … Korinthen? Salz? Ein ausgereifter, meisterhafter Cupcake. Einfach perfekt. Ich lehnte mich gegen die Regale in der kühlen, dunklen Kammer und merkte, wie ich mich entspannte.
    Annie könnte mit diesen Dingern ein Vermögen machen.
    Ich stellte mich aufrecht hin, leckte mir die Finger ab und stippte einen letzten Krümel aus dem dünnen Cupcake-Papier, bevor ich es zusammenknüllte und in hohem Bogen in den Abfalleimer der Speisekammer warf. Volltreffer . Leider hatte ich keine Cupcakes mehr – aber dafür eine hervorragende Idee.
    Natürlich! Ich hätte mich ohrfeigen können, dass ich nicht schon am Vorabend, bei meinem ersten Bissen Zitronen-Cupcake, daran gedacht hatte. Dabei hatte ich bekanntlich einen Riecher für todsichere Geschäftsideen! Wie peinlich, dass es diesmal über zwölf Stunden gedauert hatte, bis ich diese einmalige Gelegenheit erkannte. So schnell rostete man also ein. Eine Woche Faulenzen, und schon fing ich an abzubauen.
    Ich rannte regelrecht in das Arbeitszimmer meiner Mutter, um Annies Telefonnummer herauszusuchen. Genau das habe ich gebraucht , dachte ich, als ich die Nummer in mein Smartphone eingab. Eine Ablenkung, eine Beschäftigung, die mich dieses … Jahr überstehen lässt . Ich ging wieder auf die Terrasse hinaus und zog die Tür hinter mir zu, während ich auf den Wählton wartete.
    »Hallo?«
    »Hi, Annie! Hier ist Julia.«
    Schweigen.
    Ich räusperte mich und setzte hinzu: »Julia St. Clair.«
    »Ja, ich weiß. Hallo.«
    Annies Ton war unmissverständlich abweisend. Trägt sie mir etwa immer noch nach, was vor gefühlten hundert Jahren passiert ist? Offenbar schon, sonst hätte sie mich bei unserem Gespräch auf der Party nicht so kalt angesehen und sich nicht so abrupt verabschiedet, als Jake Logan aufgetaucht war. Ich beschloss, ihre Feindseligkeit zu ignorieren, und legte los.
    »Hast du eine Minute?«, fragte ich.
    »Na ja, ich bin gerade aus der Backstube raus und bin jetzt mit ein paar Hunden auf dem Weg in den Park …«
    »Es dauert wirklich nur eine Minute. Ich würde dir gern eine Idee unterbreiten, die mir gerade gekommen ist.«
    Keine Antwort. Aber ich ließ mich nicht irremachen und versuchte es mit einer anderen Taktik.
    »Es war echt schön, dich wiederzusehen, Annie«, flötete ich.
    Ich hörte sie seufzen. »Muss es unbedingt jetzt sein, Julia? Drei Hunde mit vollen Blasen eine extrem steilen Straße hinunter zum Park zu führen und dabei zu telefonieren ist ungefähr so anstrengend wie einen Hundeschlitten in rasender Fahrt mit nur einer Hand steuern, während dir die andere Hand auf

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