Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
Vom Netzwerk:
langen Tag ihren hässlichen Bodybuilder-Bizeps und diesen aufgesetzten britischen Akzent ertragen müsste. Aber, oh Mann, wenn sie mir anbieten würde, mir meinen größten Traum zu erfüllen, dann könnte ich mich wohl mit ihren Jogginganzügen und ihrer frostigen Art abfinden.«
    »Seit wann hast du Madonna denn so auf dem Kieker?«
    »Netter Versuch. Wir reden von dir und Julia.«
    Ich zuckte die Achseln. »Was soll ich sagen? In Gegenwart dieser Leute fühle ich mich wie ein Mensch zweiter Klasse. Krieg dich wieder ein, Becca, du weißt doch, was Julia mir angetan hat. Wenn sie mir den Traum von einem eigenen Café finanziert, ist es nicht mehr mein Traum. Dann bin ich quasi bei den St. Clairs unter Vertrag, und davor habe ich echten Horror.«
    »Aber deine Mom war doch auch bei den St. Clairs unter Vertrag. Und sie hat sie sehr gerngehabt, oder nicht?«
    »Tja, wie das ausging, weißt du ja.«
    Einen Augenblick lang schwieg Becca verdattert.
    »Stell es nicht so hin, als hätten sie deine Mom umgebracht, Annie«, sagte sie schließlich.
    »Und wo liegt der Unterschied?«
    »Annie!«
    »Was denn? Sie ist in ihrer Küche gestorben.«
    »Das ist nicht das Gleiche«, sagte Becca. » Wo und wie sie gestorben ist, hat nicht zwangsläufig etwas miteinander zu tun.«
    Ich schenkte mir Wein nach und tat so, als bemerkte ich nicht, dass meine Hand dabei leicht zitterte. »Objektiv betrachtet, natürlich nicht. Aber es ist schwer, objektiv zu sein, wenn es um die eigene verstorbene Mutter geht.«
    »Das ist mir schon klar. Irrational ist es trotzdem, das musst du zugeben.«
    »Habe ich dir je erzählt, was Julia bei der Beerdigung zu mir gesagt hat? Sie sagte: ›Na ja, wenigstens bist du jetzt vollkommen frei. Du kannst sein, wer du willst.‹ Und das hat sie mir präsentiert wie eine kostbare Weisheit, für die ich ihr dankbar sein müsste. Ich hätte ihr am liebsten eine gescheuert.«
    »Okay«, sagte Becca langsam. »Aber trotzdem. Es ist absolut hirnrissig, wegen diesen alten Geschichten auf deinen großen Traum zu verzichten. Es sei denn, du hast gar keine Lust mehr, ein Café aufzumachen?«
    Seit ich vor fünf Jahren einen Backkurs am San Francisco Culinary Institute belegt hatte, träumte ich von einer eigenen Konditorei; das wusste Becca ganz genau. Fragte sich nur, ob dieser Wunsch es wert war, mich mit den St. Clairs einzulassen. Und wenn ich ehrlich war, lautete die Antwort Ja. Auch wenn das bedeutete, Julia wieder einen Platz in meinem Leben einzuräumen. Ich konnte nicht umhin, das triumphierende Blitzen in Beccas Augen zu bemerken. Sie liebte es, sich als Siegerin zu fühlen; das war vielleicht das Einzige, was sie und Julia St. Clair gemeinsam hatten. Ich hingegen … manchmal fragte ich mich, ob ich auch nur einen Funken Wettkampfgeist in mir hatte.
    »Weißt du was, Becca?«, sagte ich. »Es gibt Momente, da kann ich dich echt nicht ausstehen.« Aber das freudige Grinsen, das sich auf ihrem Gesicht ausbreitete, war ansteckend, genau wie ich befürchtet hatte.
    Um fünf Uhr morgens war die Küche der Valencia Street Bakery eine warme, dunkle Höhle, ein kleines Reich, das ich ganz für mich hatte. Bevor ich den Raum betrat, blieb ich immer einen Augenblick lang an der Tür stehen und genoss die Stille und das graue Dämmerlicht, in dem die Kücheneinrichtung nur schemenhaft zu erkennen war. Dann machte ich mich an die Arbeit. Die beiden großen Backöfen summten und klickten und zischten, die Luft war geschwängert vom Geruch von Butter und Hefe, und es wurde allmählich heller, als würde der Schleier weggezogen, der über den Arbeitsplatten aus verbeultem Stahl und den Regalen mit dem fertigen Gebäck lag.
    Um sechs klopften Lorena, meine Hilfskraft, und Carlos, der Spüler, mit müden Augen am Personaleingang. Ich schloss die Tür auf, erwiderte das »Guten Morgen«, das sie vor sich hinbrummelten, und sah zu, wie sie in ihre morgendliche Routine verfielen. Carlos, ein magerer Zwanzigjähriger, der noch bei seinen Eltern und seinen fünf Geschwistern wohnte, stellte das Radio an und setzte sich auf die Arbeitsfläche neben der Spüle, wo er sich den letzten Rest Schlaf aus den Augen blinzelte. Lorena war wie immer wie aus dem Ei gepellt. Sie trug eine blaugrüne Bluse, die sich über ihrem ausladenden Busen spannte, und das schon von einzelnen grauen Strähnen durchsetzte schwarze Haar war im Nacken zu einem ordentlichen Dutt zusammengesteckt. Sie verschwand durch die Schwingtür ins Café und kam

Weitere Kostenlose Bücher