Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)
Nach der Hochzeit wird sie sich ein anderes Hobby suchen , beschwichtigte ich mich. Bis Mai hältst du das schon durch.
Gegen Mittag steckte Ernesto wieder seinen Kopf in die Küche. »Hallo-o, An-nie«, rief er in seinem fröhlichen Singsang. »Du hast Be-su-uch.« Er zog seine dicken schwarzen Augenbrauen vielsagend in die Höhe. Lorena und Carlos drehten sich neugierig zu mir um. Ich hob die Schultern.
Nachdem ich mir die Hände an meiner Schürze abgewischt hatte – eine Geste, die mich nach all den Jahren immer noch schmerzlich an meine Mutter erinnerte –, ging ich durch die Schwingtür ins Café hinüber. Alle fünf Tische waren besetzt, und am Tresen warteten einige Kunden auf ihren Kaffee, während sie im Rhythmus des Latin Pop, den Ernesto von seinem iPod über Lautsprecher laufen ließ, mit dem Fuß wippten. Es war die übliche Mischung, die man an einem Werktag im Mission District antraf: Laptops, Tattoos und Kuriertaschen. Und mitten drin, lässig ans Fenster gelehnt, ein Typ in Polohemd, Jeans und Flip-Flops. Jake Logan. Wie auf Kommando begann mein dummes kleines Herz in meiner Brust zu hüpfen, als wollte es ausbrechen und Jake geradewegs in die Arme springen. Verräter , dachte ich und gab dem lästigen Ding gedanklich ein paar mahnende Klapse. Dann fuhr ich mir mit der Hand über den Kopf und den Pferdeschwanz. Dass ich mir dabei einen Mittelscheitel aus Weißmehl zog, mit dem ich aussah wie ein Stinktier, bemerkte ich erst später.
»Hi«, sagte ich und ging um den Tresen herum auf ihn zu. »Was machst du denn hier?«
Jake grinste. »Na, was wohl? Ich wollte dich besuchen.« Er küsste mich auf die Wange und ließ seine Hand kurz auf meiner Schulter liegen. »Mmh, du riechst gut.«
Es kam mir komisch vor, dass Jake und ich uns mit Küsschen begrüßten, als wären wir richtige Erwachsene und nicht bloß eine etwas coolere (Jake) und eine etwas kurvenreichere (ich) Version von uns als Schülern. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Ernesto uns beobachtete, und ich warf ihm meinen bösesten Kümmer-dich-um-deinen-eigenen-Kram-oder-es-setzt-was-Blick zu.
»Wohnst du in der Nähe?«, fragte ich. »Ich habe dich hier noch nie gesehen.«
»Nein, ich wohne in North Beach. Dieses Café war mir völlig unbekannt, bis du es neulich bei den St. Clairs erwähnt hast. Da dachte ich, ich schau mal vorbei und check den Laden.«
»Da gibt’s leider nicht viel zu checken. Kaffee und Kuchen. Einen uninteressanteren Laden findest du wahrscheinlich in der ganzen Stadt nicht.«
»Ach, weißt du«, sagte Jake und zuckte amüsiert die Achseln, »uninteressant und angesagt muss sich nicht widersprechen. Kann ich dich auf einen Kaffee entführen? Hast du Lust?«
Lachend zeigte ich auf die riesige Espressomaschine hinter dem Tresen. »Du spazierst in ein Café, das kaum etwas anderes zu bieten hat, und willst mich auf einen Kaffee entführen, habe ich das richtig verstanden?«
»Ich würde ja fragen, ob du Lust auf einen Drink hast, aber ich bin mir nicht sicher, wie du zu Cocktails am frühen Nachmittag stehst.«
»Na gut. Ich bin aber erst in einer Stunde mit meiner Schicht fertig. Kannst du dann wiederkommen?«
»Ich warte hier.«
Ich sah ihn an. Am liebsten hätte ich mich gekniffen. Jake Logan – irgendwie hatten sich sein Vor- und Nachname als untrennbare Einheit in meinem Kopf festgesetzt – war unangekündigt an meinem Arbeitsplatz aufgetaucht. Weil er mich sehen wollte. Bei jedem anderen Typen wäre mir das ein bisschen übertrieben vorgekommen, vielleicht sogar aufdringlich. Aber zu einer derart erwachsenen Reaktion konnte ich mich nicht durchringen. Der Teenager in mir jubelte stattdessen: Oh-Gott-Jake-Logan-wartet-auf-MICH!!!
Als ich in die Küche zurückkehrte, lächelte Lorena mich an.
»Woher kennst du den?«, fragte sie neugierig. Lorena war immer ganz wild auf meine Geschichten vom inzestuösen Liebesleben junger Bäckerinnen, und sie verschlang jede Art von Klatsch und Tratsch wie eine der Kalziumtabletten, die sie zur Stärkung ihrer Knochen schluckte.
»Er ist kein Bäcker«, sagte ich in der Hoffnung, damit weitere Fragen abzuwehren.
»Ach so«, sagte Lorena und dachte einen Moment lang nach. »Zum Glück. Er sieht ziemlich gut aus.«
Carlos drehte sich feixend zu uns um.
»Er wird sich freuen zu hören, dass er Verehrer gefunden hat«, sagte ich.
Ich rollte den Teig für die Schinken-Käse-Croissants aus und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Jetzt, wo Jakes blaugrüne Augen
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