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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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geöffnet. Ich habe zwar schon das Gefühl, hier zu wohnen – das ist auch in Ordnung, ein Cupcake-Café eignet sich wunderbar als zweites Zuhause –, aber wir sollten uns hier vielleicht nicht zu rarmachen.«
    »Ja, natürlich«, sagte Julia hastig. »Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können. Ich wollte nur ein paar Vorschläge für später in den Raum stellen. Wir sollten ein einige Ideen auf Lager haben, wenn wir für neue Geschäftsbereiche bereit sind.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Der Raum und das Lager. Ich habe ganz vergessen, dass du für die Ausbauarbeiten zuständig bist.«
    Julia lachte und klappte ihren Laptop zu. »Du hast Recht. Ich presche zu schnell vorwärts. Vorerst konzentrieren wir uns nur auf den Laden.«
    Ich spürte, dass es ihr peinlich war. Woher ich das wusste, hätte ich selbst nicht sagen können, denn nach außen hin wirkte sie so souverän und selbstbewusst wie immer. Unsere gemeinsame Kindheit hatte mich tiefer geprägt, als ich wahrhaben wollte, auch wenn ich dieses enge Band lieber als Stockholm-Syndrom interpretierte und nicht als Freundschaft. Ich identifiziere mich mit der Geiselnehmerin.
    »Übrigens, ich fand Wes super nett«, sagte ich ganz nebenbei. Wahrscheinlich wollte ich, dass sie sich wieder besser fühlte. »Wir haben uns auf der Eröffnungsparty eine ganze Weile unterhalten.«
    Trotz seines Südstaaten-Akzents hatte Wes die sonore, melodische Stimme eines Radiosprechers, und zu meiner eigenen Überraschung fand ich ihn auf Anhieb sympathisch, als er mich auf der Party ansprach. Er war so gar nicht der überhebliche, betont vornehme Typ, als den ich mir Julias Verlobten vorgestellt hatte. Das brachte mich ins Grübeln. Wenn er Julia liebte, tat ich ihr vielleicht doch in manchem Unrecht. Bald darauf fiel mir auf, dass sie sich jeden Tag erkundigte, wie es mir ging, und das war keine höfliche Floskel, sondern ernst gemeint. Sie stellte mir Fragen über das Backen, die ich erstaunlicherweise mit Freude beantwortete. Wäre es ihr nur darum gegangen, mir Honig ums Maul zu schmieren, hätte ich längst nicht so viel Spaß daran gehabt, aber es interessierte sie wirklich. Ich hatte ganz vergessen, wie es war, wenn man mit Julia zu tun hatte und niemand anderes zugegen war: Dann sah sie einen so aufmerksam und konzentriert an, als wäre man der einzige Mensch auf der Welt. Diese Eigenschaft kannte ich von meiner Mutter. Und da wurde mir auf einmal bewusst, dass Julia sie wahrscheinlich von ihr übernommen hatte. Julias Zielstrebigkeit, ihr Elan, ihre Entschlossenheit – all das richtete sie auf die Person, mit der sie sich unterhielt, und gab ihr das Gefühl, dass sie sich ganz und gar in sie hineinversetzte. Sie war eine bemerkenswerte Zuhörerin, und ich konnte mir nicht erklären, warum sie diese Fähigkeit nicht noch öfter nutzte. Wahrscheinlich hätte sie es getan, wenn sie es geschafft hätte, über ihren eigenen Schatten zu springen.
    Aber sie hatte sich immer noch nicht für das entschuldigt, was sie mir in der Schule angetan hatte, und solange sie das nicht fertigbrachte, würde das Eis zwischen uns niemals völlig schmelzen, sondern immer eine gewisse kühle Distanz zwischen uns bleiben.
    »Er fand dich auch nett«, sagte Julia. »Er mochte deinen Humor.«
    Ich merkte, dass ihr irgendetwas daran nicht passte, obwohl ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, was.
    »Zwei Frauen, eine fette und eine dünne, kommen in ein Cupcake-Café und …«
    »Da hast du aber bessere Witze im Repertoire«, unterbrach sie mich und verputzte den letzten Bissen ihres Cupcakes. Ich beschloss, dass sie es überleben würde, mit einem kleinen Schokofleck auf der Lippe herumzulaufen.
    Damit war unsere Besprechung beendet. Ich überprüfte noch einmal, ob alle Öfen in der Küche ausgeschaltet waren, während Julia die Lichter im Café ausmachte. Sie aktivierte die Alarmanlage, die wie wild piepste, bis wir hastig die Tür hinter uns zugezogen hatten. Wir hatten uns angewöhnt, zusammen zu Julias Auto zu laufen; auf dem Rückweg nach Pacific Heights setzte sie mich dann immer vor meiner Wohnung ab.
    Nachdem Julia die Tür von außen verriegelt hatte, drehte sie sich in die Richtung, in der sie geparkt hatte – und erstarrte. Das Blut begann in meinen Schläfen zu pochen, als ich ihrem Blick folgte und denselben Mann auf dem Gehweg stehen sah, der sich nach der Eröffnungsparty an unsere Fersen geheftet hatte. Die Kapuze seines dunklen Sweatshirts war so weit in die

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