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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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lassen, sah er leicht amüsiert aus.
    »Es steht dir nicht, verdrießlich auszusehen, weißt du«, sagte er.
    »Mein Gesichtsausdruck ist weder dazu bestimmt, Ihnen zu gefallen, noch Ihnen zu missfallen!«, erwiderte sie brüsk.
    »Ich hatte gehofft, das wäre tatsächlich so.« Seine Stimme war hart und enthielt eine Warnung. »Du wirst schließlich nicht dafür bezahlt, deine Meinung kundzutun.« Es war das einzige Mal, dass er barsch zu ihr war, und sie spürte, wie ihr Gesicht so feuerrot wurde, als hätte er sie geschlagen.
    Kurz nach diesem Zwischenfall erhielt sie am späten Abend den Auftrag, ihn während einer Ruhepause nach einem Angriff von einem Restaurant in South Kensington abzuholen. Die Frau war bei ihm. Sie war kostspielig gekleidet, und ihr moschusartiges Parfüm breitete sich im ganzen Wagen aus.
    Sie öffnete nur einmal den Mund. »Michael, rufst du mich an wegen Freitag?«, fragte sie mit einer hellen Stimme und einem Oberschichtakzent, als Beatrice vor den Wohnungen am Cadogan Square anhielt. Von dort aus sollte sie ihn zum Parliament Square bringen. Irgendeine Notfallbesprechung vermutlich.
    »Tut mir leid, dass ich dich so spät gestört habe, Beatrice. Es gab keine Taxis.« Das war seine einzige Erklärung. Sie sagte nichts darauf und nickte nur.
    Wenn sie ihn fuhr, saß er normalerweise hinten und sah Unterlagen für das Treffen durch, zu dem er unterwegs war. Dann sprachen sie nicht miteinander. Hin und wieder, vor allem abends, unterhielten sie sich angeregt. Er hatte diese schmeichelnde Art an sich, und es war schwierig, nicht darauf einzugehen.
    »Hast du in letzter Zeit etwas von deinem Verlobten gehört?«, erkundigte er sich einmal. Es war im Mai, als die Zeitungen voll waren mit Berichten über die Evakuierung der Briten aus Kreta. Sie war so verblüfft, dass sie fast in einen Lastwagen hineinfuhr, der auf der Straße parkte.
    »Nein«, antwortete sie, und dann schaltete sie. »Weshalb? Ist Guys Regiment nach Kreta gegangen? Ich dachte, es wäre Ägypten.«
    »Frag mich besser nicht nach Einzelheiten«, lautete die geheimnisvolle Antwort. »Das ist nicht mein Gebiet.«
    Doch die Andeutung reichte aus, um Beatrice ins Grübeln zu bringen. Die Engländer hatten auf Kreta schwere Verluste erlitten, und es stimmte, dass sie seit einigen Wochen nichts mehr von Guy gehört hatte. Seit er zum ersten Mal eingeschifft worden war, hatte sie zwei Briefe bekommen – ein paar Sätze darin waren vom Zensor geschwärzt worden – sowie drei Postkarten: eine Ansicht von Kapstadt mit dem Tafelberg, der sich im Hintergrund aus dem Nebel erhob, und zwei sepiafarbene Drucke von Kamelen in der Wüste und einem Suk. Die Nachrichten hatten ausgereicht, um Beatrice zu versichern, dass er lebte und es ihm gut ging. Sie hatte sich vorgestellt, wie sein Schiff an der Westküste von Afrika hinuntersegelte und an der Ostküste hoch nach Ägypten.
    Sie hatte überlegt, ob sie Kontakt zu seinen Eltern aufnehmen und sie fragen sollte, ob sie etwas von Guy gehört hatten. Aber sie hatte bislang noch nicht einmal mit ihnen gesprochen und wusste nicht, wie sie darauf reagieren würden. Sie nahm an, dass sie über sie Bescheid wussten – Guy war kein geheimnistuerischer Mensch, aber sie war sich nicht sicher, was er ihnen von ihr erzählt hatte.
    Was Michael Wincanton anging, so konnte sie nicht erkennen, was sein »Gebiet« war, doch sie versuchte, dies durch die Fahrgäste herauszufinden, die er mitbrachte. Er verfügte offenbar über ein breites Netz von Kontakten. Ein- oder zweimal erschien er mit Offizieren der Freien Französischen Streitkräfte. Bei einer dieser Gelegenheiten setzte sie ihn zuerst ab. Dann war sie allein mit zweien dieser Offiziere und amüsierte sich über die fröhlichen Versuche dieser Männer, mit ihr zu flirten. Die beiden waren entzückt, als sie ihnen in ihrer eigenen Sprache antwortete.
    Ein andermal wurde Michael von einem stämmigen schottischen Soldaten begleitet. Er war Mitte vierzig und hatte einen Schnurrbart und leuchtende Augen, die alles in sich aufzunehmen schienen. Beatrice’ Interesse wurde geweckt, als die Rede auf Peter kam.
    »Ein aufgeweckter Junge, Ihr Sohn – sehr nützlich. Ich muss Ihnen dafür danken, dass Sie ihn mir zugeführt haben.«
    »Schön, dass er für Sie von Nutzen ist. Er war bis jetzt eher ein Außenseiter.«
    »Bei uns ist er das sicher nicht. Und falls doch … nun ja, dann ist unsere Abteilung die richtige Umgebung für ihn. Sie kennen die neue

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