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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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erwiderte vorsichtig: »Ich kann versuchen, es mir vorzustellen.«
    »Wir waren immer die besten Kameraden, auch wenn ich vor ihm die Karriereleiter hochgeklettert bin. Nicht jeder konnte mit Grays Sinn für Humor etwas anfangen.«
    Es gab eine weitere Unterbrechung, als die Getränke kamen. Sie beendeten ihre Mahlzeit, und die Kellnerin räumte ihre Teller ab. Als sie die beiden schließlich in Ruhe ließ, beugte sich Anthony weiter vor und legte seine ineinander verschränkten Arme auf den Tisch. Lucy zog sich nicht zurück.
    »Vielleicht kannst du dir nicht vorstellen, wie eng Soldaten miteinander leben müssen«, sagte er und sah sie unverwandt sie. »Sie teilen sich winzige Räume, zum Beispiel in Panzern oder Schützengräben. Wir müssen aufeinander aufpassen und gleichzeitig die Privatsphäre der anderen respektieren. Ich habe erst lernen müssen, all die verschiedenen Aspekte der Persönlichkeiten meiner Männer zu deuten. Und sie kennen mich auch. Sie wissen, was mich erschreckt, was mich wütend macht. Wir mögen uns nicht unbedingt alle, aber wir müssen miteinander auskommen und uns aufeinander verlassen können. Wie eine Familie, wenn nicht noch mehr. Wir sind darauf angewiesen, uns gegenseitig zu vertrauen, damit wir überleben. Man kann sich nicht streiten und dann einfach rausstapfen. Kannst du mir folgen?«
    Sie nickte, obwohl ihr keine Situation einfiel, in der sie sich in dieser Weise auf jemanden hatte verlassen müssen.
    »Deshalb fühlt man sich als Offizier unglaublich verantwortlich.« Er schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, sagte er: »Lucy, was da passiert ist – ich kann nicht einfach so darüber sprechen, ja? Eigentlich will ich das auch gar nicht. Tut mir leid, da verabrede ich mich mit dir, und wir gehen aus, und dann heule ich dir wie ein Schlosshund was vor und ruiniere dir den Abend.«
    »Ist das hier eine Verabredung?«, fragte sie. »Nicht, dass es darauf ankommt, aber ich würde es gern wissen.«
    Er lachte, rückte noch näher heran und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Es könnte eine sein, wenn du möchtest. Oder wir könnten einfach nur zusammen zu Abend gegessen haben.«
    Sie blickten sich in die Augen, und Lucy hatte das seltsame und beunruhigende Gefühl zu fallen. »Ich denk drüber nach.«
    Sie sah ihm zu, wie er ein Päckchen Tabak hervorzog und sich eine Zigarette rollte, sie jedoch nicht anzündete. Beatrice hatte ihr beschrieben, dass man sich plötzlich mit Haut und Haaren verlieben konnte, aber Lucy glaubte immer noch nicht ganz daran. Was war das hier mit diesem Mann? Ein oder zwei Tage noch, und dann würden sie sich nie mehr wiedersehen. Rüstete sie sich dagegen, verletzt zu werden oder ihn zu verletzen? An diesem Abend hatte er ihr von der Trauer und dem Verlust erzählt, mit denen er sich herumschlug, und das gab ihr zu denken. Lebte sie zu oberflächlich? Sie fotografierte die Art, wie das Wasser das Licht reflektierte, aber sie schaute nie tiefer hinein, um zu herauszufinden, was unter der Oberfläche in der Strömung herumwirbelte.
    »Möchtest du noch einen Nachtisch? Nein? Kaffee?«, hörte sie ihn fragen und tauchte wieder aus ihren Gedanken auf.
    »Nein, danke. Ein Spaziergang am Meer wäre schön.«
    »Gute Idee. Lass uns gehen.«
    Draußen gab es immer noch ein bisschen Licht am Himmel. Rechts wand sich ein Pfad wie eine bleiche Schlange über die Landzunge. Sie folgten ihm ein kurzes Stück, bis sie zu einem Aussichtspunkt kamen, von dem aus sie beobachten konnten, wie sich die Dunkelheit über die Stadt senkte. Matte Lichter gingen an, die sich im Wasser spiegelten. Der Duft von Anthonys Zigarettenrauch wetteiferte mit dem salzigen Geruch des Meeres. Dort standen sie eine Weile, jeder für sich, bewegungslos und in ihre eigenen Gedanken versunken. Unter ihnen dröhnten und krachten die Wellen.
    Plötzlich lachte er, und sie sagte lächelnd: »Was?«
    »Ich hab gerade an unseren ersten gemeinsamen Segeltörn gedacht«, erwiderte er, und beide mussten lachen. Dann nahm er ihre Hand und zog sie zu sich heran.
    »Hast du schon über meine Frage nachgedacht?«, fragte er. Seine Lippen waren ganz nah an ihrem Ohr.
    Sie wusste sofort, was er meinte.
    »Könnte eine Art von Verabredung gewesen sein«, antwortete sie. Es machte ihr Spaß, ihn zu necken.
    Als er sie küsste, schloss sie die Augen, und wieder hatte sie das Gefühl zu fallen. Aber diesmal wusste sie, dass er sie sicher festhielt.
    »Morgen ist

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