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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Donnerstag«, sagte er, als sie sich voneinander lösten, um Luft zu holen. »Ich muss am Sonntag nach London zurückfahren. Und dann …«
    »Red nicht davon«, sagte Lucy. »Lass uns die Zeit genießen, die wir haben.«
    »Nichts lieber als das«, flüsterte er. Und küsste sie wieder.

KAPITEL 20
    London, Juli 1941
    Drei Wochen nach Angelinas Hochzeit fand Beatrice, wonach sie gesucht hatte. Zufällig hörte sie, wie sich eine Kollegin, eine FANY-Fahrerin, bedauernd darüber äußerte, dass ihre Untermieterin auszog.
    »Ich suche eine Wohnung«, sagte Beatrice zu ihr. Die andere Frau, Dinah, hatte eine Art, andere von oben herab zu betrachten, die Beatrice nicht mochte. Dinah musterte sie so erstaunt, als hätte sie bisher noch nicht wirklich Notiz von ihr genommen. Dann kam sie offenbar zu einem Entschluss.
    »Also gut. Es ist leider nicht besonders groß, aber dem letzten Mädchen schien das nichts auszumachen. Du kannst kommen und dir die Wohnung anschauen.«
    Das Schlafzimmer war wirklich nicht groß – ein langer schmaler Raum direkt neben dem Badezimmer. Das bedeutete, dass die Geräusche, die das Sanitätssystem des gesamten Hauses erzeugte, Beatrice oft früh aufweckten, aber sie stellte fest, dass sie das Rasseln der Röhren und das Rauschen des Wassers beruhigend fand. Und sie mochte die Aussicht vom Fenster auf die Gärten der Nachbarn: ein belebtes Mosaik aus Gemüsebeeten und Luftschutzräumen, das mit einem Kreuzmuster aus Einzäunungen versehen war. Die Wohnung nahm die Hälfte des ersten Stockwerks eines umgebauten viktorianischen Hauses in Primrose Hill ein und bot eine Aussicht auf den Regent’s Park. In stillen Nächten war das Kreischen unbekannter Vögel und das Gebrüll großer Katzen zu hören, was Beatrice zu der wunderbaren Fantasie verleitete, sie befände sich an einem exotischeren Ort als dem erschöpften alten London. Das Wohnzimmer und die Küche waren hell und luftig, selbst in der Sommerhitze, und hinten gab es ein Flachdach, das man durch das Küchenfenster erreichte und das genau der richtige Platz zum Sonnenbaden war, wie Dinah ihr versicherte. Beatrice allerdings glaubte nicht, dass sie in der nächsten Zeit dort hinauskriechen würde. Nebenan bellte ein Foxterrier, der sie an den guten alten Jinx erinnerte, jeden Abend nach dem Fliegeralarm eine Stunde lang rhythmisch den Himmel an, und leistete so seinen Beitrag, um die Bomber abzuwehren.
    Mit das Beste an der Wohnung war, dass Dinah nur die Hälfte der Zeit da war. Eine andere FANY-Fahrerin beeilte sich, Beatrice mitzuteilen, dass Dinah eine Affäre mit einem höheren Offizier hatte, der in Knightsbridge lebte, während seine Frau, vermutlich in seliger Unwissenheit, den heimatlichen Herd in Suffolk am Brennen hielt. Beatrice empfand es als eine unbequeme Last, darüber Bescheid zu wissen, und sprach nie mit Dinah darüber. Gleichzeitig war sie sich darüber im Klaren, dass sie in ihrer eigenen misslichen Lage kaum ein Urteil über andere fällen durfte. Sie konnte Dinah ganz gut leiden. Sie war fünf oder sechs Jahre älter als sie selbst, groß und blond, unkompliziert und trotz ihrer kühlen Art im Herzen nicht snobistisch und oft sogar nett. Obwohl die beiden Frauen wenig gemein hatten, kamen sie damit zurecht, sich eine Wohnung zu teilen, weil jede rücksichtsvoll gegenüber der anderen war und zugleich kein ungesundes Interesse an dem zeigte, was schlichtweg eine Privatangelegenheit war. Abgesehen davon erzählte Beatrice ihrer Kollegin vorsichtshalber sofort von dem Baby. Sie würde es schließlich sowieso sehr schnell merken. Alles, was Dinah in ihrer unaufdringlichen Art dazu sagte, war: »Du Arme. Nun, zumindest bekommst du bessere Rationen.«
    Eines Morgens, als sie schon fünf oder sechs Wochen in ihrem neuen Zuhause wohnte, erlebte Beatrice einen Schock. Als sie sich zum Ausgehen bereit machte, betrachtete sie sich in dem hohen Spiegel im Flur. Sie war jetzt im fünften Monat schwanger, und es kam ihr vor, als sei ihr Bauch über Nacht gewachsen. Den Rockbund hatte sie schon auslassen müssen, doch nun rutschte vorne der Saum hoch, und die Knöpfe ihrer Jacken sahen aus, als würden sie jeden Moment abplatzen. Kurz gesagt, ihr Zustand war offensichtlich geworden. Sie würde Vereinbarungen treffen müssen.
    Trotzdem schob sie das Gespräch mit ihrer befehlshabenden Offizierin vor sich her, weil sie deren Reaktion fürchtete. Am Ende beorderte Sandra Williams Beatrice selbst in ihr winziges fensterloses

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