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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Gott, jetzt hab dich gekränkt!«
    »Nein, hast du nicht. Es ist eine Art Kompliment.« Sie lächelten sich ungezwungen an. »Ich freue mich so, dich zu sehen, Rafe! Du siehst viel besser aus, weißt du?«
    Es war das erste Mal seit dem Sommer, dass sie sich trafen. Damals war sie schwanger und traurig gewesen und Rafe in einer sehr schlechten Verfassung. Inzwischen hatte er einiges an Gewicht zugelegt, und das stand ihm gut. Auch sein Gesicht war voller, und er hatte eine gesunde Farbe. Sie verspürte eine Welle der Zuneigung. Er stand ihr so nahe und war ihr so vertraut, aber … Ihr wurde bewusst, dass er nichts über sich selbst erzählt und das Gespräch geschickt auf sie gelenkt hatte. Ich weiß so wenig über ihn, dachte sie und fühlte sich plötzlich verletzt. Früher einmal waren sie so eng verbunden gewesen.
    »Wo wohnst du jetzt?«, fragte er und sah sie liebevoll an.
    »Wieder bei Dinah. Das hab ich dir geschrieben. Hast du den Brief bekommen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, von meiner Post ist einiges verloren gegangen. Ich habe schon einen strengen Rüffel von meiner Mutter bekommen, weil ich nicht auf die Briefe geantwortet habe, die sie mir, wie sie schwört, geschickt hat. Es war nicht einfach.«
    »Was war nicht einfach?«
    »Wo ich gewesen bin. Was ich getan habe.«
    »Ich möchte mehr wissen. Rafe, ich muss jetzt zurück. Bist du noch ein Weilchen in London? Hast du Zeit, mich und das Baby zu besuchen?«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, antwortete er, und diesmal lächelte er wie der alte Rafe.
    Er kam am nächsten Abend und brachte einen Berg duftender Narzissen und ein Bilderbuch mit.
    »Du hast Blumen aufgetrieben? Und – oh, guck mal, mein Schatz!«
    Vom Arm seiner Mutter aus starrte das Baby den fremden Mann mit großen Augen an und vergrub sein Gesicht in ihrem Busen, als Beatrice versuchte, es Rafe zu geben.
    »Ein hübscher kleiner Kerl«, sagte Rafe, während er das Kind unbeholfen nahm. Mit einem leidenschaftlichen Schrei streckte das Baby sofort seine Ärmchen nach Beatrice aus. »Aber ich glaube, er will zu seiner Mutter.«
    »Ein müder Junge ist er, nicht wahr, Süßer?«, sagte sie zärtlich, als sie ihn zurücknahm.
    Sie setzte sich in einen Sessel im Wohnzimmer und gab ihrem Sohn ein Fläschchen mit Milch. Auf dem Tisch standen auf einem Tablett eine Whiskyflasche, eine Kanne mit Wasser und zwei Gläser. An einem Wäscheständer trockneten kleine Tücher, Windeln und Strampelanzüge vor dem Elektroofen.
    Beatrice sah zu dem Tablett. »Bitte bedien dich selbst, Rafe. Ich muss ihn ins Bett bringen.« Als das Baby zu Ende getrunken hatte, trug sie es hinüber ins Schlafzimmer, legte es in sein Bettchen und sang es in den Schlaf.
    Als sie zurückkam, hatte Rafe seine Jacke ausgezogen, trank Whisky und las stirnrunzelnd in der Abendzeitung. Als würde er hier wohnen, dachte sie. Am liebsten hätte sie die Hand ausgestreckt und ihm übers Haar gestrichen.
    »Hast du das gesehen?«, fragte er und tippte auf ein verschwommenes Foto von einem Flugzeug mit japanischen Markierungen.
    »Ach, Rafe, bitte nicht – nie gibt es mal eine gute Nachricht!« Sie goss sich ein bisschen Whisky ein und verdünnte ihn mit Wasser. Sie mochte das Zeug immer noch nicht wirklich.
    »Manchmal kommt es einem so vor«, sagte er, faltete die Zeitung zusammen und legte sie beiseite. »Aber wir müssen nicht darüber reden. Er ist prächtig, dein Sohn.«
    Ihr Gesicht leuchtete auf. »Ja, nicht wahr? Und danke für das Bilderbuch. Er schaut sich unheimlich gern Bilder von Tieren an. Ich will bald mal mit ihm in den Zoo gehen.«
    »Ich hatte keine Ahnung, was man einem Baby mitbringt. In den Läden gibt’s nichts.«
    »Meine Mutter näht ihm Stofftiere und Fingerpuppen. Und Mrs Elphinstone, die unten wohnt, hat ihm ein paar Rasseln geschenkt, mit denen ihr Sohn als Baby gespielt hat. Sie macht sich furchtbare Sorgen um ihren Jungen. Glaubt, er ist in Afrika, aber sie hat seit Monaten nichts von ihm gehört. Ach, jetzt rede ich schon wieder vom Krieg!«
    »Dann wechseln wir eben noch mal das Thema. Wie geht’s deinen Eltern?«, fragte Rafe und nippte an seinem Whisky.
    »Genauso wie immer«, erwiderte sie. »Im Januar war ich ein paar Tage mit dem Baby bei ihnen.«
    Dieser Besuch war sogar ein richtiger Erfolg gewesen. Ihr Vater war in ungewöhnlich fröhlicher Stimmung, weil ein Magazin zwei von seinen Geschichten angenommen hatte.
    » Maman ist mit Strickgruppen und der Beschaffung von

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