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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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oder?«
    »Morgen«, antwortete er und öffnete die Tür. »Kann ich morgen kommen?«
    Dinah würde bis zum Abend fort sein. »Komm am Nachmittag«, sagte sie. »Um zwei, ja?«
    Er kam fast eine Stunde zu spät. Ein Dutzend Mal war sie zum Fenster gegangen, hatte die Straße hochgeschaut und sich in Sorgen darüber hineingesteigert, was ihm alles passiert sein könnte. Das zahnende Baby rollte missmutig auf seiner Wolldecke herum und schlug unter wütendem Gequengel gegen seine Rassel. Als es endlich unten schellte, nahm Beatrice den Kleinen zu grob hoch und sein Geschrei hallte im Treppenhaus wider.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Rafe, als sie ihm die Tür öffnete. »Besuch von Verwandten. Ich konnte mich nicht loseisen.« Sein Gesichtsausdruck war zärtlich, aber auch traurig. »Hallo, du«, sagte er zu dem Kind und kitzelte es an den winzigen nackten Füßen. Das Baby wimmerte und verbarg sein Gesicht an Beatrice’ Schulter.
    Oben in der Wohnung setzte Beatrice den Kleinen wieder zum Spielen auf die Decke. Dann zog Rafe sie an sich und küsste sie. Voller Überraschung öffnete sich ihr Mund dem seinem. Seine Lippen bewegten sich über ihr Gesicht. Er fuhr mit der Zungenspitze ihren Hals hinab, was in ihrem ganzen Körper kribbelte. Langsam lösten sie sich wieder voneinander.
    »Wenn du auf ihn aufpasst, stell ich den Kessel auf«, sagte Beatrice, die nicht das Gefühl hatte, dass ihre Stimme ruhig klang.
    »Natürlich.« Er zog seine Jacke aus, warf sie über eine Stuhllehne. Er kniete sich neben das Kind und bewegte die Rassel über dessen Gesicht. Das Baby starrte sie mit ernstem Blick an und streckte dann langsam die Hand mit gespreizten Fingern danach aus. Rafe bewegte die Rassel ein Stückchen weg, sodass der Kleine sich auf die Seite rollen musste, um sie zu erreichen. Beatrice lachte und beobachtete die beiden einen Moment lang. Dann ging sie hinaus, um Tee zu machen.
    Als sie mit dem Tablett hereinkam, sagte er: »Ach, das hab ich ja ganz vergessen!«
    Er langte nach seiner Jacke, die über dem Stuhl hing. Sie fiel zu Boden, und ein Füller rollte heraus. Er steckte ihn zurück in die Jacke, kramte in einer Tasche herum und förderte ein zylindrisches Papierpäckchen hervor. »Mutters amerikanischer Cousin hat sie mitgebracht, und ich hab sie abgestaubt. Darf er eins haben?«
    Beatrice setzte das Tablett auf einem Beistelltisch ab, hob die heruntergefallene Jacke auf und legte sie wieder auf den Stuhl, während er das Päckchen öffnete.
    »Schokoladenkekse!«, rief sie. »Oh Rafe, wie herrlich! Warum nicht? Wer weiß, wann er wieder welche bekommt.«
    »Bitte sehr. Für den Anfang für jeden ein Keks.«
    Beatrice setzte sich mit ihrem Keks in der Hand auf das Sofa und atmete den Duft ein, als ob er irgendein seltenes, teures Gewürz wäre – eigentlich zu kostbar zum Aufessen. Dann lachten sie gemeinsam über die Versuche des Babys, an seinem Keks zu nuckeln, und über den wundersamen Ausdruck in seinen Augen, als es das erste Mal den Geschmack von Schokolade erlebte.
    »Wer ist dieser amerikanische Cousin?«, fragte sie, biss in ihren Keks und schloss entzückt die Augen. Sie schmeckte Butter, Zucker und Schokolade.
    »Ein Luhtänänt George Kennedy aus Montana«, antwortete er, wobei er den Akzent nachahmte. »Die Schwester seiner Großmutter hat den Großvater meiner Mutter geheiratet. Oder so ähnlich. Seine Mutter hat ihm aufgetragen, seine englischen Verwandten zu besuchen, und ich bin sehr froh, dass er das auch getan hat.«
    »Eine nützliche Bekanntschaft, wenn es um Kekse geht.«
    »Ja – nur schade, dass ich nicht hier sein werde, um davon zu profitieren.« Er sagte das leichthin.
    Es herrschte Schweigen, während Beatrice zu begreifen versuchte.
    »Die Befehle werden bald kommen, Bea. Sehr bald.«
    »Oh, Rafe! Wohin gehst du?«
    »Ich kann es dir nicht sagen. Ich wünschte, ich könnte es. Tut mir leid, aber das ist alles.«
    »Es ist etwas Schreckliches, oder? Ich kann es an deinem Gesicht sehen.« Der Keks war plötzlich von heimtückischer Süße. Sie starrte darauf und zwang sich, ihn aufzuessen.
    »Das ist für uns beide hart, Bea. Ich kann dir nichts geben und nichts versprechen. Das wäre nicht richtig von mir.«
    Rafe wandte sich um, bis er zu ihren Füßen kniete, und legte seinen Kopf auf ihren Schoß. Sie streichelte sein dunkelgoldenes Haar, spürte seinen weichen, warmen Atem auf ihrem Oberschenkel, schmeckte den Zucker in ihrem Mund. Dann beugte sie sich vor, legte

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