Das Bienenmaedchen
ging’s weiter?«
»Irgendwann ist ein alter Mann gekommen, um zu angeln. Hat einen größeren Fang gemacht, als er sich ausgemalt hatte.« Rafe lachte. »Jedenfalls hat er mir geholfen.«
»Ich habe erfahren, dass sie Charles geschnappt haben. Weißt du, ob er noch lebt?«
»Sie haben ihn nach Limoges gebracht, genau wie dich.«
»In Paris hatten sie sein Funkgerät. Und ein paar von seinen Nachrichten.«
»Charles ist leider tot, Bea. Er hat gleich in der ersten Nacht seine Pille geschluckt.«
»Armer Charles.« Einen Augenblick lang konnte Beatrice nicht sprechen. »Was ist mit den Girands?«
»Ich fürchte, auch da gibt es nur schlechte Nachrichten. Sie sind vor Gericht gestellt und später erschossen worden.«
»Oh Rafe!« Jetzt wurde es sogar noch schlimmer. »Und der Rest des Netzwerks? Stefan, der Arzt?« Sie las die Antwort in seinen Augen – Augen, die versuchten, nicht anzuklagen, doch sie las dennoch den Vorwurf darin.
»Sie sind tot, oder?«, fragte sie verzweifelt. »Sind sie tot? Rafe!«
Er schlug die Hände vors Gesicht.
»Ich schwöre, dass ich alles versucht habe, um nichts zu sagen. Aber dann haben sie mich viele Male gefoltert, und als das nicht nützte, haben sie mir irgendwas gespritzt. Am Ende hab ich wohl nicht mehr gewusst, was ich sagte.«
»Ich kann es nicht ertragen, daran zu denken, was du … durchgemacht hast«, flüsterte er.
In ihrer Nähe öffnete sich eine Tür. »Major Buckmaster ist jetzt für Sie bereit«, teilte ihnen eine junge Frau mit.
Beatrice erzählte Maurice Buckmaster und Vera Atkins die Geschichte von Anfang bis Ende. Ab und zu unterbrach sie einer von ihnen und stellte eine Frage. Wer war ihrer Meinung nach André, der Mann im Café? Was hatte sie dem Polizisten in Limoges erzählt? Was hatte sie dem Vernehmungsoffizier in der Avenue Foch gesagt? Wen hatte sie sonst noch im Gefängnis gesehen? Was war mit der Karte an der Wand – was war darauf gewesen? Wie hatten die Deutschen ihrer Meinung nach die Informationen erhalten? Was hatte sie unter der Folter ausgesagt?
Während sie stockend ihre Geschichte erzählte, wurde sie immer verzweifelter und schließlich wütend. Sie erklärten ihr nichts, gar nichts! Ihnen ging es nur darum, Antworten für sich selbst zu finden, nicht zuletzt, um die Mosaiksteine ihrer Informationen zusammenzufügen und herauszubekommen, was mit einigen der anderen Agenten passiert war. Miss Atkins interessierte sich sehr für den Namen Madeleine – die Mitgefangene, mit der Beatrice während der Busfahrt zum Bahnhof geflüstert hatte. War Madeleine ganz bestimmt in den Zug gestiegen? Wohin war der Zug gefahren? Wohin in Deutschland?
»Ich habe keine Ahnung!« Beatrice schrie beinahe.
Sie sah, dass Miss Atkins sich Sorgen machte, dass sie dringend wissen wollte, wo sich einige ihrer Schützlinge befanden, ob sie noch lebten oder tot waren. Aber Beatrice hatte auch das Gefühl, dass die beiden sich selbst schützen wollten, denn sie gaben keine Kommentare zu der Karte an der Wand in der Avenue Foch ab, sondern starrten sich nur gegenseitig ungläubig an.
Irgendwann stand der Major auf und ging im Zimmer auf und ab. Lange Zeit sagte er nichts. Als Beatrice schilderte, wie man sie gefoltert hatte, brachte ihn das offensichtlich aus der Fassung. Sie war dankbar, zumindest das zu sehen.
Als die Besprechung sich dem Ende zuneigte, konnte es Beatrice nicht mehr länger ertragen.
»Warum haben Sie nicht schon früher etwas unternommen?«, platzte es aus ihr heraus. »Sie haben uns nicht zugehört, als wir Ihnen von André erzählten. Sie haben es einfach ausgeblendet!«
»Es gab keinen Grund für uns, misstrauisch zu sein«, murmelte der Major. »Wir haben ihn für einen harmlosen Einzelgänger gehalten.«
»Leider haben wir inzwischen herausgefunden, dass er für die Deutschen gearbeitet hat«, sagte Miss Atkins. »Ob er wirklich die Absicht hatte, nach London zu gehen, oder ob er nur versucht hat, Informationen aus Ihnen herauszubekommen, wissen wir nicht.«
»Er wusste alles über uns – das war doch alarmierend! Sie hätten uns da rausholen müssen! Sie haben ja nicht die leiseste Ahnung, wie verlassen man sich fühlen kann! Ich glaube inzwischen, dass die Nazis recht damit hatten, dass wir Ihnen überhaupt nichts bedeutet haben und Sie bereit waren, uns den Rücken zuzukehren!«
»Das ist nicht wahr«, sagte Miss Atkins ruhig. »Wir waren die ganze Zeit über in Gedanken bei Ihnen. Wir haben verzweifelt versucht,
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